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Hilfsbereitschaft ausgenutzt

Windhoek - Heute wissen die Geprellten: Sie sind einem Betrüger aufgesessen. Die Suppenküche People's Soup Kitchen in der Sigar-Straße in Katutura gibt es nicht, der vermeintliche Betreiber, Jafet Ricardo //Khaebeb, hat offenbar nicht nur die gemeinnützige Einrichtung, sondern auch deren Statuten, die Registrierung bei der Stadtverwaltung und die Namen angeblicher Trustees erfunden. Jetzt ist er verschwunden, die angegeben Telefonnummern sind nicht einmal registriert. Auch der Anrufversuch der AZ auf //Khaebebs Nummer blieb gestern erfolglos.

Zu den Opfern gehört auch ein in der Windhoeker Innenstadt ansässiges Geschäft unter deutscher Leitung. Hier war //Khaebeb Mitte des Jahres 2007 vorstellig geworden und hatte um kleinere finanzelle Spenden zur Bezahlung von Gebrauchsgegenständen wie Töpfen, aber auch Holz oder Fleisch gebeten. Eine der beiden Chefinnen machte zur Bedingung für eine Spende, dass //Khaebeb offizielle Dokumente über die gemeinnützige Einrichtung, die sich angeblich der Versorgung von Kindern und Senioren verschrieben hatte, vorlegt. "Er kam dann auch mit den Statuten, auf denen eine Referenznummer und ein Stempel prangte, zudem brachte er die Kostenvoranschläge der unterschiedlichen Geschäfte, von denen er Waren beziehen wollte", berichtete die Chefin, die namentlich nicht genannt werden möchte, jetzt im AZ-Gespräch. Der AZ liege diese Dokumente vor. Die Frau zahlte aus der Firmenkasse, und bekam als Beweis ein Foto, auf denen Kinder mit jenen Töpfen abgebildet waren, für die man gerade die Kasse geöffnet hatte.

Im Dezember 2008 trat //Khaebeb dann erneut an das Geschäft heran. Er benötige Fleisch und andere Nahrungsmittel für die Weihnachtsfeier der People's Soup Kitchen im Wert von 1005 N$. Man wollte allerdings kein Bargeld herausgeben, ließ sich aber erweichen, als //Khaebeb die Visitenkarte eines Bauunternehmers aus dem Caprivi vorlegte. Dieser wolle die Lebensmittel finanzieren, so //Khaebeb, sei aber momentan auf einer Baustelle und komme nicht an Geld. Das sei aber jetzt nötig. Die Chefin bezahlte, als er ihr das Versprechen gab, der Bauunternehmer werde den Betrag auf ihr Geschäftskonto zurücküberweisen.

Als sich dann auch Wochen später noch nichts dergleichen getan hatte, kamen der Geschäftsfrau erstmals Bedenken. Sie rief den Bauunternehmer an, der ihr bestätigte, das Geld sei überwiesen worden. Sein Büro bestätigte dies, allerdings war die Zahlung an einen Möbeldiscounter in Windhoek gegangen. Auch er ist offensichtlich dem Betrüger aufgesessen, auch er hatte mehrere Zahlungen geleistet.

Für die geprellte Windhoekerin war das Maß voll. Sie setze sich mit der zuständigen Abteilung der Windhoeker Stadtverwaltung in Verbindung, die sofort ein Team in die Sigarstraße schickte. Dort trafen die Mitarbeiter auf ein Wohnhaus, aber keine Suppenküche, gleiches galt für eine weitere Adresse, zu der //Khaebeb angeblich umgezogen sein sollte. Die Stadtverwaltung erklärte zudem, dass die People's Soup Kitchen nicht wie angegeben registriert sei, auch habe es eine weitere Beschwerde einer anderen Firma gegeben.

Die geprellte Geschäftsfrau hat eine Ahnung, wie //Khaebeb vorgegangen sein könnte: "Wahrscheinlich ist er mit ein und demselben Kostenvoranschlag zu zahlreichen Unternehmen und Geschäften gegangen und hat Geld zusammengebettelt. Davon hat er dann einmal das Gewünschte gekauft und den Rest eingesteckt." Wie kriminell //Khaebeb dabei vorgegangen ist, stellte sie noch an anderer Stelle fest: Als Trustee ist in den Statuten der People's Soup Kitchen eine Monika Brinkmann genannt. Recherchen und Anrufe bei Personen mit besagtem Nachnamen ergaben, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Monika Brinkmann in Namibia nicht gibt.

"Jetzt müsste er natürlich erstmal gefasst werden", so die Chefin, die überlegt, die Stadtpolizei auf //Khaebeb anzusetzen. Auch wenn der verlorene Betrag mit 2500 N$ recht klein ist, geht es ihr ums Prinzip - und um eine Warnung an andere potenzielle Opfer. Sie selbst ist in einer Sache völlig sicher: "Wir geben ganz sicher nichts mehr."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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