Hoch politisiert
Zuerst die Sitzung des Swapo-Zentralkomitees und nun der dritte Parteitag sowie Gewerkschaftskongresse und das bevorstehende Heldengedenken machen die ständige politische Aussage derzeit zum Alltag. Die Projektion der Parteifarben und der Auftritt der Führung in wiederholter Selbstdarstellung erzeugen unter dem Parteivolk eine Welle der Euphorie.
Die Vokabeln des politischen Registers werden dabei arg strapaziert. Präsident Nujoma hat bei der Eröffnung des dritten Swapo-Parteitags die Begriffe Sieg, Befreiung und Freiheit auf den ersten zwei Seiten seiner fettgedruckten Rede allein neunmal bemüht. Es gehört zur Strategie seiner Rhetorik, das Siegesgefühl der Stunde der Unabhängigkeit, die schon zwölf Jahren zurückliegt, durch die Beschwörung alter und neuer Feindbilder zu einem ständigen Triumph zu verlängern. Dazu zieht er die Sprache der Agitation des Ostens im Kalten Krieg heran. Die "dunklen Mächte kolonialer weißer Minderheiten-Siedlerherrschaft" sowie "gefährliche imperialistische Manöver" gehören hier zur unentbehrlichen Sprachschöpfung des Präsidenten. Die Gründung der Afrikanischen Union, AU, sieht Nujoma durch "Neo-Kolonialismus" und wiederum "Imperialismus" bedroht.
Erst wenn der Präsident dieses für seine vielen Reden ständig vorprogrammierte Pensum bewältigt hat, kommt er zu konkreten Fragen, mit denen man sich sachlich auseinandersetzen kann. Zum Beispiel die veraltete Struktur der UNO, die im Weltsicherheitsrat noch immer die globale Machtlage am Ausgang des Zweiten Weltkrieges reflektiert. Die damaligen alliierten Siegermächte mit China als Zusatz gönnen dem Kontinent Afrika in erstarrter Arroganz auch heute keinen ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat. Es ist zu hoffen, dass die chinesischen Kommunisten beim Swapo-Kongress diesen Wink verstanden haben und über Peking mit nach New York nehmen.
Im Übrigen hat Nujoma zur Eröffnung des Swapo-Parteitages ein paar einleuchtende Appelle erlassen: afrikanische Rohstoffe sollen nicht exportiert, sondern vor Ort veredelt werden. Die letzten Busch-Schulen sollen unter den Bäumen verschwinden und endlich Klassenräume erhalten. Die Beschaffung von Süßwasser und die Ausdehnung der Infrastruktur für Energie und Fernmeldewesen für die gesamte Bevölkerung ist ein Anliegen, das auf das große soziale Gefälle aufmerksam macht. Besonders aufmerksame Hörer wünscht man Nujoma bis weit über den Parteitag hinaus, wenn er die chronische Gewalt an Frauen und Kindern anprangert und Strafmaßnahmen androht. Das soziale Gewaltphänomen bleibt auch in der Stunde politischer Euphorie ein Schandfleck in der freien Gesellschaft Namibias.
Inmitten der verdichteten Politik dieser Tage mit den revolutionären Aufrufen zu politischer Vigilanz muss sich der/die BürgerIn genügend Nüchternheit bewahren, damit er/sie nicht zu miserablen Nachbetern werden, die unüberlegt pauschale Feindbilder übernehmen. Feindbilder feiern zurzeit Hochkonjunktur.
Die Vokabeln des politischen Registers werden dabei arg strapaziert. Präsident Nujoma hat bei der Eröffnung des dritten Swapo-Parteitags die Begriffe Sieg, Befreiung und Freiheit auf den ersten zwei Seiten seiner fettgedruckten Rede allein neunmal bemüht. Es gehört zur Strategie seiner Rhetorik, das Siegesgefühl der Stunde der Unabhängigkeit, die schon zwölf Jahren zurückliegt, durch die Beschwörung alter und neuer Feindbilder zu einem ständigen Triumph zu verlängern. Dazu zieht er die Sprache der Agitation des Ostens im Kalten Krieg heran. Die "dunklen Mächte kolonialer weißer Minderheiten-Siedlerherrschaft" sowie "gefährliche imperialistische Manöver" gehören hier zur unentbehrlichen Sprachschöpfung des Präsidenten. Die Gründung der Afrikanischen Union, AU, sieht Nujoma durch "Neo-Kolonialismus" und wiederum "Imperialismus" bedroht.
Erst wenn der Präsident dieses für seine vielen Reden ständig vorprogrammierte Pensum bewältigt hat, kommt er zu konkreten Fragen, mit denen man sich sachlich auseinandersetzen kann. Zum Beispiel die veraltete Struktur der UNO, die im Weltsicherheitsrat noch immer die globale Machtlage am Ausgang des Zweiten Weltkrieges reflektiert. Die damaligen alliierten Siegermächte mit China als Zusatz gönnen dem Kontinent Afrika in erstarrter Arroganz auch heute keinen ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat. Es ist zu hoffen, dass die chinesischen Kommunisten beim Swapo-Kongress diesen Wink verstanden haben und über Peking mit nach New York nehmen.
Im Übrigen hat Nujoma zur Eröffnung des Swapo-Parteitages ein paar einleuchtende Appelle erlassen: afrikanische Rohstoffe sollen nicht exportiert, sondern vor Ort veredelt werden. Die letzten Busch-Schulen sollen unter den Bäumen verschwinden und endlich Klassenräume erhalten. Die Beschaffung von Süßwasser und die Ausdehnung der Infrastruktur für Energie und Fernmeldewesen für die gesamte Bevölkerung ist ein Anliegen, das auf das große soziale Gefälle aufmerksam macht. Besonders aufmerksame Hörer wünscht man Nujoma bis weit über den Parteitag hinaus, wenn er die chronische Gewalt an Frauen und Kindern anprangert und Strafmaßnahmen androht. Das soziale Gewaltphänomen bleibt auch in der Stunde politischer Euphorie ein Schandfleck in der freien Gesellschaft Namibias.
Inmitten der verdichteten Politik dieser Tage mit den revolutionären Aufrufen zu politischer Vigilanz muss sich der/die BürgerIn genügend Nüchternheit bewahren, damit er/sie nicht zu miserablen Nachbetern werden, die unüberlegt pauschale Feindbilder übernehmen. Feindbilder feiern zurzeit Hochkonjunktur.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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