Hochmut

Aids. Wir können das Wort kaum noch hören. Überall geht es um Aids. Die Presse berichtet täglich von Aids. Aids ist überall. Aids, Aids, Aids - und dass, obwohl nicht alle direkt davon betroffen sind. Der Überfluss an Information hat uns abgestumpft. Die Panik der 80er Jahre ist abgeflaut und Ziffern wie 190000 HIV-Infizierte in Namibia lassen uns heute kalt. Aids ist normal geworden.

Gefährlich normal.


Gestern wurde der Weltbevölkerungstag gefeiert. Im Mittelpunkt dessen stand Armut, Aids und Fortpflanzung. Viele denken sofort an Überbevölkerung und an Aids und daran, dass letzteres ersteres lösen könnte. Aber Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Es ist hochmütig - oder naiv - zu glauben, dass wir immun gegen die Probleme der Mehrheit der Bevölkerung Namibias sind. Eine Infektionsrate von 22,3 Prozent kann sich ein kleiner Staat wie Namibia nicht leisten, erst recht nicht wirtschaftlich. Außerdem: Namibias HIV-Infizierte sind überwiegend arm. So sind es im Endeffekt die Steuerzahler, die für die Behandlung der Kranken aufkommen müssen. Spätestens dann wird das Problem für jeden real.


Die lieblosen und abgedroschenen Ansprachen der Politiker über Aids sind zugegebenermaßen auch nicht gerade motivierend. Im Vordergrund steht stets ein Loblied auf die Bemühungen der Regierung im Kampf gegen Aids und Armut. Bemühungen werden irgendwann aber nicht mehr gut genug sein. Ein frischer Ansatz und neue Aufmerksamkeit aller Bürger sind notwendig geworden.