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Hoffnung und Erleichterung nach der Wahl

Sein erster Auftritt als Präsident war staatsmännisch und besonnen: Keine Schadenfreude, keine Arroganz, keine Abrechnung, einfach nur Freude über einen kaum für möglich gehaltenen späten Wahltriumph. "Für unser Land bricht heute eine ganz neue Ära an" jubelte Macky Sall, als er am Sonntag um kurz vor Mitternacht vor Tausende seiner Anhänger in der Hauptstadt Dakar trat, um sich dort als neuer Präsident von Senegal frenetisch feiern zu lassen. Gleichzeitig versprach er, künftig ein Präsident für alle Senegalesen zu sein.

Eine Stunde zuvor hatte der bisherige Amtsinhaber Abdoulaye Wade bei ihm angerufen, um ihm vorzeitig zum wohl erst morgen offiziell bekanntgegebenen Sieg in der präsidialen Stichwahl zu gratulieren. Mit einem Stimmenanteil von 65% war Salls Vorsprung allerdings auch viel zu groß, um daran herumzupfuschen. Selbst in seinem eigenen Wahlkreis erlitt Wade eine demütigende Niederlage. Dennoch war sein Anruf beim Herausforderer schon deshalb eine große Geste, weil sich gerade in Afrika Wahlverlierer, wie etwa Simbabwes 88-jähriger Diktator Robert Mugabe, gerne mit allen Mitteln an die Macht klammern. Mit dem schnellen Eingeständnis der eigenen Niederlage hat der 85-Jährige Wade, der den Senegal zuvor zwölf Jahre lang regiert hatte, nun zumindest einen Teil seiner Ehre gerettet.

Im Ausland wurden das Ergebnis und der friedliche Abgang Wades angesichts des blutigen Vorwahlkampf mit großer Erleichterung aufgenommen. Nicolas Sarkozy, Präsident von Frankreich, der früheren Kolonialmacht des Senegal, lobte das Ergebnis als eine "gute Nachricht für Afrika im Allgemeinen und den Senegal im Besonderen". Das Land habe seinen Ruf als afrikanisches Vorbild doch noch bestätigt. Die Erleichterung über den Verlauf der Wahl war umso größer, als erst letzte Woche die Demokratie im benachbarten Mali durch den Putsch unzufriedener Soldaten rüde aus den Angeln gehoben wurde. Senegal bleibt nun das einzige Land in Westafrika, in dem es seit der Unabhängigkeit noch nie einen Staatsstreich gegeben hat.

Für Spannung war am Sonntag zweifellos gesorgt: Zwar hatte Wade im ersten Durchgang vor vier Wochen mit knapp 35% zwar die meisten Stimmen erhalten. Doch hatten sich alle anderen zwölf Kandidaten im Anschluss daran hinter Sall gestellt, der mit 26,5% damals auf dem zweiten Platz gelandet war.

Wie groß der nun versprochene Bruch mit der Vergangenheit sein wird, bleibt jedoch abzuwarten. Schließlich diente Sall seinem Ziehvater Abdoulaye Wade gleich mehrfach in herausgehobener Position: erst als Minister für Bergbau und Energie, dann als Innenminister. Ab 2004 war er sogar Premier; vor fünf Jahren wurde er Präsident der Nationalversammlung. Für Sall spricht jedoch, nie vor Wade gekuscht zu haben: So zitierte er dessen Sohn und designierten Nachfolger Karim wegen Korruptionsvorwürfen vors Parlament. Die Folge war der Bruch mit Wade - und Salls Wechsel auf die Oppositionsbank.

Unter der Bevölkerung gilt der 51-Jährige als integer und ein Mann, der gegen das staatliche Missmanagement und die unter Wade stark angestiegene Korruption vorgeht. Auch verfügt der studierte Geologe und Vater von drei Kindern über gute Kontakte in die junge Bevölkerung, die am Ende die Wahl auch entschied. Dieses Vertrauen wird er nun rechtfertigen müssen.

Leicht wird die Aufgabe nicht: 50 Jahre nach der Unabhängigkeit bleibt der Senegal vor allem ein Erdnussproduzent - und trotz einiger neuer Straßen und Bürogebäude ein insgesamt bitterarmes Land. Die Arbeitslosigkeit stagniert seit langem bei fast 50%, das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt hingegen bei knapp 20 Jahren. Kein Wunder, dass immer mehr verzweifelte Senegalesen auf ihren Booten illegal nach Europa fliehen.

Bereits im Vorfeld der Wahl hatte Sall versprochen, die Amtszeit des Präsidenten von gegenwärtig sieben auf fünf Jahren zu verringern und auch allenfalls zwei Amtszeiten zu dienen wie es die Verfassung vorschreibt. Schwieriger dürfte es schon werden, die Preise für Grundnahrungsmittel zu senken, deren starker Anstieg bereits im Vorjahr zu Unruhen geführt hatte.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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