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Hollywoodtraum geplatzt

Für die Mutter einer deutschsprachigen Schülerin ist der Traum vom Hollywoodruhm geplatzt, als sie erfahren musste, dass ihre Tochter von einem ausländischen Filmproduzenten sexuell belästigt wurde. Am Donnerstag hat sie Matthew Kuypers wegen Notzucht und Betrug bei der Polizei angezeigt.

Matthew Kuypers, der dem 16-jährigen Mädchen eine Hauptrolle in einem Film zugesagt hatte, der eventuell in Namibia gedreht werden sollte, ist in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im Kalahari Sands Hotel in Windhoek festgenommen worden. Am Freitag Mittag ist der 59-jährige Staatsbürger und ehrenamtliche Konsul von Guinea Bissau (Westafrika) vor dem Windhoeker Magistratsgericht erschienen und auf Kaution freigelassen worden. Die Staatsanwaltschaft hat einen Kautionsbetrag von N$ 20000 festgesetzt. Der Pass des Angeklagten wurde einbehalten, Kautionsbedingungen wurden allerdings nicht erhoben. Der Fall soll am 25. und 28. April verhandelt werden.


Kuypers, der sich als Inhaber der Filmproduktionsfirma Scope Vision International mit Sitz in Wien und London ausgibt, hatte am 22. November vergangenen Jahres mit einer ganzseitigen Anzeige in einer englischsprachigen Tageszeitung zu einem Casting eingeladen. Das Casting fand ohne das Beisein von anderen Mitarbeitern in der Hotelsuite von Kuypers im Windhoek Country Club statt. Der Filmproduzent soll der 16-jährigen Schülerin einer deutschen Schule von Windhoek am Tag nach dem Casting die Hauptrolle in seinem Film versprochen haben. Den zugesagten Vertrag und den gleichermaßen versprochenen Vorschuss von einer halben Million Namibia Dollar erhielt das Mädchen allerdings nie.


Nach einigen Treffen Ende November, teils gemeinsam mit der Mutter der 16-Jährigen, teils mit der Jugendlichen alleine in der Hotelsuite, hörte die Familie nie wieder etwas von dem Produzenten. Das Mädchen hatte in der Zwischenzeit auf Anraten von Kuypers mit Diät und individuellem Sporttraining begonnen sowie Kostenvoranschläge für die angeblich erforderliche Zellulitismassage eingeholt. Sie müsse noch an ihren Beinen arbeiten, soll der vermeintliche Produzent ihr gesagt haben.





Eine Hauptrolle mehrmals verteilt





Mittlerweile erfuhr die Familie, dass Kuypers auch anderen Mädchen, unter anderem zwei 19-jährigen Schulabgängerinnen aus Windhoek, die gleiche Hauptrolle versprochen hatte. Erst als sich für die Familie Mitte vergangener Woche der Verdacht erhärtete, dass Kuypers Filmprojekt dubios ist, erfuhr die Mutter der 16-jährigen Schülerin, dass der vermeintliche Filmproduzent ihre Tochter unter dem Vorwand, dass dies für ihre Filmrolle wichtig sei, unsittlich angefasst hatte. Das Mädchen soll sich auch in Unterwäsche vor dem Produzenten in der Hotelsuite haben zeigen müssen. Er soll sie unter anderem aufgefordert haben, sich in einem von ihm gekauften Abendkleid im Wert von N$ 500 - allerdings nur dem durchsichtigen Überkleid - zu präsentieren.


Kuypers hatte angegeben, eine Neuverfilmung des 50er-Jahre Films "Slightly Scarlett" in Namibia produzieren zu wollen. Der Film basiert auf einem Roman von James M. Cain mit dem Titel "Love"s Lovely Counterfeit". Er handelt von zwei rothaarigen Schwestern: der ehrlichen Sekretärin June und der kleptomanisch veranlagten Dorothy. Er spielt im Gangstermilieu einer namenlosen kalifornischen Stadt. Beide Schwestern lassen sich mit dem Kleinganoven Ben ein, der sich zum Mafiaboss der Stadt hocharbeitet. Nichts in dem Originalfilm deutet darauf hin, dass Namibia der geeignete Drehort für diesen Film Noir sein könnte, da fast alle Szenen in Innenräumen stattfinden.





Winona Ryder in der Nebenrolle





Kuypers hatte seiner 16-jährigen Hauptrolle (Dorothy) gegenüber erwähnt, dass Winona Ryder die Nebenrolle von June übernehmen solle. Hollywoodstar Ryder wurde vor wenigen Monaten des Ladendiebstahls angeklagt und gehört seither mehr denn je zu einer der gefragtesten Schauspielerinnen Hollywoods. Für weitere Nebenrollen, gab Kuypers gegenüber den Mädchen an, habe er an Gene Hackman, Rob Lowe, Nick Nolte oder Danny de Vito gedacht - alles große Namen in der Filmindustrie.


Im Internet taucht kein einziger Hinweis auf Matthew Kuypers als Filmproduzent oder auf seine Firma Scope Vision International auf. Auf seiner Visitenkarte sind eine Telefonnummer in Wien und eine in London als Firmenadressen angegeben. Unter beiden Nummern meldete sich während Kuypers Aufenthalt in Namibia in der vergangenen Woche niemand. Ein Anrufbeantworter in Wien meldete sich ohne Namens- oder Firmenangabe und bat in englischer Sprache um Hinterlassung einer Nachricht. Kuypers Firmen-E-Mail-Adresse ist bei yahoo.com gemeldet - reichlich ungewöhnlich für eine seriöse Firma, da der kostenlose E-Mail- und Internetanbieter yahoo in erster Linie von privaten Nutzern gebraucht wird.





Polizei sammelt belastendes Material





Die namibische Filmkommission, bei der jede ausländische Filmproduktion einen Antrag stellen muss, bevor sie in Namibia drehen darf, weiß von Matthew Kuypers. Er habe sich Ende vergangenen Jahres erstmals bei der Kommission gemeldet und von seinem Projekt erzählt, so Sekretär Edwin Kanguatjivi. Einen Antrag habe er allerdings noch nicht gestellt. Nach einigen Telefonaten der AZ mit Kuypers in der vergangenen Woche, bei denen er nichts über sein Projekt erzählen wollte und auf dringlichere Fragen mit einer Drohung - er wolle die AZ und die Mädchen anklagen - reagierte, machte der vermeintliche Produzent erneut seine Aufwartung bei der Filmkommission. Er wolle zehn Tage nach seiner (ursprünglich für vergangenen Freitag geplanten) Abreise einen Antrag bei der Filmkommission stellen. Dann würde er auch das aktuelle Drehbuch mitbringen, das derzeit noch in Arbeit sei. Bisher hatte Kuypers allen interessierten Parteien eine Kopie des Originaldrehbuchs des 50er-Jahre-Films verteilt. Der AZ gegenüber gab er am Donnerstag an, dass er am 11. Februar eine Pressekonferenz über den Film in Windhoek geben wolle.


Laut Informationen des Kalahari Sands Hotels in Windhoek ist Kuypers gestern um 9:48 Uhr aus dem Hotel abgereist. Über seinen derzeitigen Verbleib ist der AZ nichts bekannt.


Der Ermittlungsbeamte der Kinderschutzeinheit der Polizei, Sergeant Nemba, ist seit Donnerstag dabei, weitere Indizien in dem Fall zu sammeln. Eines der 19-jährigen Mädchen, denen ebenfalls eine Hauptrolle von Kuypers versprochen war, hat ihre Erfahrungen mit dem vermeintlichen Produzenten bereits zu Protokoll gebracht.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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