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„Humanitäre Katastrophe“

Deutschland spendet medizinische Hilfsgüter an Namibia
Erwin Leuschner
Von Nina Victoria Ebner & Erwin Leuschner, Swakopmund/Windhoek

Gesundheitsminister Dr. Kalumbi Shangula bezeichnete es gestern als einen „emotionalen Augenblick“, als das größte Flugzeug der Welt, die Antonov AN-225, auf dem Hosea-Kutako-Flughafen gelandet ist. An Bord war eine Spende aus Deutschland: 500 000 FFP2-Gesichtsmasken, 300 000 Kittel, 20 000 Schutzbrillen, 60 Pflegebetten und 40 000 Antigentests. „Die Bundeswehr und damit auch die Bevölkerung Deutschlands haben eine Entscheidung getroffen. Mit dieser Spende werden sie das Leben unserer tapferen Mitarbeiter des Gesundheitswesens retten“, sagte Shangula.

Namibia verzeichnete gestern einen weiteren traurigen Rekord während der dritten Infektionswelle: die Anzahl Todesopfer ist um 70 gestiegen - die höchste Anzahl je. Dabei liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei knapp 470. Angesichts der Notlage in Namibia sind in den vergangenen Wochen in Deutschland die Forderungen nach Corona-Soforthilfen für das Land lauter geworden. „Namibia erlebt eine humanitäre Katastrophe“, heißt es in dem Einleitungssatz eines offenen Briefs, der am Mittwoch an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Bundesaußenminister Heiko Maas und an den Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller gerichtet wurde.

Historische Verantwortung

Das Schreiben haben knapp 250 Professoren, Ärzte, einflussreiche Personen, Politiker und Botschafter aus Europa, Namibia und Südafrika unterzeichnet. „Deutschland trägt gegenüber Namibia aufgrund der kolonialen Vergangenheit eine besondere historische und politische Verantwortung (...) ähnlich wie in anderen Katastrophenfällen muss Namibia in dieser schweren pandemiebedingten Krise sofort mit den dringend benötigten medizinischen Hilfsgütern zur Behandlung der Kranken, sowie mit Impfstoffen und gegebenenfalls mit Fachpersonal unterstützt werden“, heißt es in dem Dokument. In Namibia mangele es inzwischen neben Impfstoffen an Sauerstoff, Beatmungsgeräten, medizinischen Masken, Schutzkleidung und Krankenhausbetten, aber auch an Fachpersonal. „Die Krankenhäuser sind überlastet, viele Patient(innen) werden abgewiesen und damit ihrem Schicksal überlassen“, heißt es. Dabei würden Ausgangssperren und Hygienemaßnahmen, das zivilgesellschaftliche Engagement und die Spendenbereitschaft der namibischen Wirtschaft die Krise kaum lindern.

Unabhängig von dem Brief hat der Bundestagsabgeordnete Michael Theurer (FDP) an die Bundesregierung appelliert, Namibia kurzfristig Impfstoff zur Verfügung zu stellen. „Angesichts der traditionell engen Verbindungen und den historischen Verpflichtungen wäre eine solche humanitäre Geste ein starkes Signal des guten Willens und der Solidarität gegenüber den Menschen in der Republik Namibia“, wird Theurer in einem Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zitiert.

Indes will die Bundesregierung alle weiteren Lieferungen des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca „voraussichtlich schon im August“ an ärmere Länder spenden - inklusive Namibia. Das teilte die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen vorliegenden Beschluss der Bundesregierung mit. Wie viele Dosen für Namibia bestimmt sind, wir allerdings nicht genannt. AstraZeneca ist in Deutschland wegen der wechselnden Empfehlungen der Ständigen Impfkommission teilweise auf Vorbehalte gestoßen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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