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"Ich habe zwei Jahre lang geweint, langsam sind die Tränen weg"
"Ich habe zwei Jahre lang geweint, langsam sind die Tränen weg"

"Ich habe zwei Jahre lang geweint, langsam sind die Tränen weg"

Der erste Zwangsverkauf einer namibischen Farm ist mehr als bloß eine Zahl für die Statistik. Er steht für menschliche Schicksale, Familiengeschichte und Trauer. Familie Wiese von der Farm Ongombo-West weiß, was es heißt, das Zuhause zu verlieren.

Wenn Hilde Wiese durch das Haus und den großen Garten läuft, wird sie wehmütig. "Es ist alles schon ein bisschen leer hier", sagt sie und deutet auf die kahlen Beete. Wo noch vor einigen Tagen Gemüse und Blumen sprossen, klafft jetzt braune Erde. "Alles, woran mein Herz hängt, das hol' ich mir hier raus", sagt sie energisch. Viel Arbeit will die 69-Jährige nicht mehr in das stecken, das ihr eigentlich so viel bedeutet. Hilde Wiese ist Namibias erste Farmerin, die die Landreform am eigenen Leibe zu spüren bekommt. "Enteignung" nennt sie es, "freiwilliger Verkauf" die Regierung, andere "Zwangsverkauf". Das Geld für Ongombo-West ist bereits überwiesen, die übertragung zieht sich noch hin. Von diesem Zeitpunkt an werden ihr und ihrer Familie genau drei Monate Zeit bleiben, ehe sie die Farm nordöstlich von Windhoek verlassen haben müssen. Doch auf den Rauswurf will Hilde Wiese nicht warten, der Umzug nach Windhoek ist bereits vorbereitet. Und sie ist nicht die einzige, die ihre Koffer packen muss: Mit den Wieses müssen 64 Farmarbeiter und Angehörige das 4000 Hektar große Areal verlassen. "Und wovon sollen die jetzt leben? Daran denkt niemand", schüttelt die Frau den Kopf. Ironie des Schicksals könnte man das nennen, schließlich stehen jetzt die auf der Straße, die eigentlich beschützt werden sollten: schwarze Arbeiter. Hilde Wiese und ihr Sohn Andreas sind davon überzeugt, dass der Disput mit der Farmarbeiter-Gewerkschaft (NAFWU) der Grund war, an Ongombo-West ein Exempel zu statuieren. Angestellte hatten sich beschwert, dass ihr Lohn zu niedrig sei. "Dabei haben wir immer mehr als den Mindestlohn gezahlt", ärgert sich Andreas Wiese über die Anschuldigungen. Selbst das Arbeitsamt konnte den Konflikt nicht lösen. "Die Gewerkschaft hat die Leute aufgestachelt", ist er sich sicher. Das Machtspiel zwischen Angestellten und Familie nahm seinen Lauf und endete schließlich damit, dass sechs Arbeiter ihre Kündigung erhielten. Für Hilde, Heinz und Andreas Wiese liegt es auf der Hand, dass sie damit den Unmut der Regierung auf sich gelenkt haben und jetzt die Rechnung dafür erhielten.

Zwei Jahre ist es her, seit sie den Brief von der Regierung erhalten haben, ein ganzer Ordner an Korrespondenz hat sich seitdem angesammelt. Den Kampf haben die Wieses aufgegeben. Verbittert sind sie geworden. "Ich habe schon zwei Jahre lang geweint, langsam sind die Tränen weg", sagt die Farmerin. "Man ist hart geworden." Die trüben Gedanken will sie schnell beiseite schieben. Ohne die Farm habe sie weniger Verantwortung, weniger ärger, weniger Verpflichtungen. Trotzdem kann sie nicht verbergen, dass der Abschied ihr an die Nieren geht. Zu viel gelebtes Leben steckt in den historischen Mauern. Die Wände des alten Farmhauses sind mit alten Fotos und Dokumenten tapeziert, jeder Museumsleiter würde sich die Finger lecken nach den vielen kleinen Schätzen. Bismarck hängt neben dem Kaiser, Urkunden aus dem Jahr 1913 weisen auf die Erfolge auf Landwirtschafts-Ausstellungen der vergangenen Zeiten hin. Der Großvater schaut auf das Treiben herab, alte Hochzeitsbilder erinnern an die Feste, die auf Ongombo-West gefeiert wurden. So ist es überall auf der Farm.

Für Hilde Wiese ist ein Baum nicht nur ein Baum, ein Strauch nicht nur ein Strauch. Allein die 100 Jahre alte Eiche neben dem Haupthaus lässt die Farmerin und ihre Familie in Erinnerungen schwelgen. In jedem Blatt, in jedem Ast stecken Erinnerungen und Geschichten. Es ist die Geschichte ihrer Familie. Und die reicht weit zurück. Samuel Maharero war einst der Besitzer des Landes, Hauptmann Kurt von François warb dem Herero-Häuptling den Grund ab und übergab diesen der deutschen Regierung. Dafür erhielt der Offizier 600 Reichsmark. über die deutsche Regierung bot sich schließlich 1907 dem in Bretten geborenen Teodor Mayer, dem Großvater von Hilde Wiese, die Möglichkeit, sich eigenen Besitz zu erwerben. Alle Dokumente aus dieser Zeit hat seine Enkelin sauber aufbewahrt. Wenn sie die leicht vergilbten Dokumente durchblättert, ist die Vergangenheit zum Greifen nah. In einem kleinen Büchlein, dem "Führer durch Stadt und Bezirk Windhuk" von Rudolf Geschke aus dem Jahr 1916, wird Ongombo-West bereits als "hervorragender und mustergültiger Farmbetrieb" beschrieben.

Die Geschichten von ihrem Opa kennt die 69-Jährige ganz genau. Als Schutztruppler ist er von Deutschland ins damalige

Deutsch-Südwest-Afrika gekommen und hängen geblieben. "Dieses Land hat ihn einfach fasziniert", weiß Hilde Wiese aus Erzählungen. In Deutschland (Pforzheim) hatte er als Goldschmied gearbeitet, in Namibia musste er seine Hände auf dem Feld einsetzen. "Er hat einfach gesehen, dass man hier etwas machen kann", erzählt die heutige Eigentümerin. Auf 200 Hektar hat Teodor Mayer Bohnen, Tabak, Kartoffeln und Mais angebaut, Rinder, Pferde, Schweine und Karakulschafe tummelten sich auf den Weideflächen. "Das waren noch echte Pioniere." Zupacken konnte er, Teodor Mayer. Und das bis zum Schluss. "Mein Großvater hat sich sein eigenes Grab geschaufelt. Er hat gesagt, wenn er einmal stirb, haben wir dazu keine Zeit und beerdigen ihn nicht dort, wo er es wollte", sagt Hilde Wiese. Sein Friedhof ist die Farm, nahe einer alten Eiche hat er seine Ruhe gefunden. Dort liegen auch andere Familienmitglieder der Farmerin begraben. Was aus den Gräber wird, wenn die Familie die Farm verlassen wird, will sie sich gar nicht ausmalen. "Die Regierung hat uns vorgeschlagen, die Toten umzubetten", erklärt sie und lacht bitter. "Das kommt gar nicht in Frage - hier ruhen sie und hier wollten sie liegen." Froh ist sie nur, dass sie mit den Jahren bereits Abstand gewinnen konnte, die letzte Beerdigung fand im Jahr 1991 statt.

Abstand muss auch Andreas Wiese nehmen: Von seinem Traum-Projekt. Nachdem er bereits seit Jahren erfolgreich Blumen nach Südafrika und Europa exportiert, wollte er gemeinsam mit einem Partner aus Deutschland eine große Zucht mit Zantedeschia-Blumen (Calla), einer Lilienart, aufziehen. Erste Gewächshäuser waren schon gebaut, in einer Saison konnte Wiese 135 000 Blumen exportieren. Die Erweiterung des Betriebs stand bereits in den Startlöchern. "Der Geschäftsplan und Studien lagen bereits vor", gerät der 34-Jährige regelrecht ins Schwärmen, wenn er von seinem Vorhaben berichtet. Doch das ist zerplatzt wie eine Seifenblase. "Wir haben hier schon so viel geschuftet", sagt Andreas Wiese und betrachtet Fotos, die er von den Blumen und Gewächsanlagen gemacht hat. Die Bilder sind alles, was ihm bleiben.

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Allgemeine Zeitung 2024-09-20

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