„Ich konnte nicht mehr aufhören“
Von Marc Springer, Windhoek
"Ich fühlte mich wegen meiner Pigmentstörung bereits in der Schule als Außenseiter und hatte später das Gefühl, mir gesellschaftliche Akzeptanz finanziell erkaufen zu müssen“, sagte Majiedt gestern während ihrer Vernehmung durch Verteidiger Louis Botes und Staatsanwalt Ed Marondeze. Demnach habe sie einen Teil der rund 57 Millionen N$, die sie zwischen Januar 2006 und Januar 2010 bei der inzwischen geschlossenen Firma AfriSam veruntreut habe, unter Kollegen und Bekannten verteilt, die finanzielle Schwierigkeiten gehabt hätten.
Diese Hilfestellung habe ihr die gewünschte Achtung der Nutznießer eingebracht und das Gefühl gegeben, „dass mein Ansehen proportional zur Menge meines Geldes stieg“. Inzwischen hätten sich jedoch alle Empfänger des großzügig verteilten Geldes von ihr abgewandt und sie zur Erkenntnis gebracht, dass sich Prestige nicht kaufen lasse.
Ferner gab Majiedt zu Protokoll, sie habe ihren Mangel an innerem Halt dadurch kompensieren wollen, dass sie sich „schöne Sachen“ gekauft habe. Dabei habe sie vor allem in teure Textilien investiert um die als Makel empfundene Pigmentstörung auszugleichen und respektabel auszusehen. Dieses fast zwanghafte Bedürfnis habe sich unter anderem darin geäußert, dass sie an einem Tag sieben verschiedene Brillen erworben habe, die zu unterschiedlicher Kleidung gepasst hätten.
Auf die Frage von Marondeze, warum sie über den langen Zeitraum des von ihr begangenen Betrugs von vier Jahren nie innegehalten und über ihr Tun reflektiert habe, erklärte Majiedt: „Es wurde zur Gewohnheit und ich konnte nicht aufhören.“
Angefangen habe es, als sie ein ihr bekannter Unternehmer gefragt habe, ob er angesichts der angespannten Finanzlage seiner Firma einen Preisnachlass auf Zement von AfriSam bekommen könne. Sie habe ihm folglich unter Bedingung der Barzahlung einen Rabatt von 70 Prozent angeboten und dies damit begründet, der ihm verkaufte Zement sei beim Transport nass geworden und von minderer Qualität.
Nachdem sie die erste Transaktion unbemerkt und erfolgreich absolviert habe, habe sie anderen Kunden gegen Barzahlung ebenfalls einen Preiserlass von bis zu 70 Prozent angeboten und auf diese Weise zwischen 200000 N$ und 300000 N$ im Monat zusätzlich zu ihrem Gehalt von etwa 15000 N$ verdient. Insgesamt habe sie durch den Betrug rund 16 Millionen N$ eingenommen, AfriSam sei jedoch ein Schaden von etwa 57 Millionen N$ entstanden, weil sie den Zement weit unter Wert verkauft habe.
Majiedt zufolge sei von dem veruntreuten Geld, mit dem sie auch Flüge für ihre vier Söhne und Familienurlaube finanziert habe, nichts mehr übrig. Deshalb habe sie sich auch schuldig bekannt, weil sie die bei einem langen Verfahren anfallenden Anwaltskosten nicht hätte bezahlen können. Außerdem könne sie ihre für Bluthochdruck verschriebenen Medikamente und andere Behandlungskosten kaum finanzieren, die als Folge einer Krebserkrankung und damit verbundenen Hysterektomie anfallen würden.
„Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich das tun und alles ungeschehen machen“, sagte Majiedt, die sich unter Tränen für den von ihr verübten Betrug entschuldigte und Richter Christie Liebenberg um Milde bei der bevorstehenden Strafbemessung bat. Ferner bot sie an, z.B. durch Gemeinschaftsdienst das von ihr begangene Unrecht zumindest teilweise aufzuwiegen.
Sie wies auch darauf hin, dass sie sich seit ihrer Festnahme am 4. April 2011 über 18 Monate in Untersuchungshaft befunden und selbst nach ihrer Freilassung auf Kaution „wie eine Gefangene gefühlt“ habe, weil „ich von der Gesellschaft wie eine Aussätzige behandelt wurde“.
Seit ihrer am 5. Juli erfolgten Verurteilung in 398 Fällen des Betrugs befindet sich Majiedt in Haft.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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