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"Ich vermisse meinen alten Job"

Während Auseinandersetzungen mit Umweltschützern, dem Windhoeker Stadtrat sowie Oppositionspolitikern ist Ramatex, der bislang größte Auslandsinvestor in der Geschichte Namibias, mehrmals ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.

Jetzt haben sich in einem von dem gewerkschaftsnahen Arbeitsforschungsinstitut LaRRI erstellten Bericht auch erstmals namibische Angestellte des Textilkonzerns zu Wort gemeldet (die AZ berichtete).


31 Arbeitnehmer, vornehmlich junge Frauen, haben in Gesprächen mit LaRRI teilweise vernichtende Urteile über ihren Arbeitgeber gefällt. "Ich habe vorher woanders gearbeitet und die Arbeitsbedingungen und Bezahlung waren viel besser als bei Ramatex. Anstelle von fünf Namibia-Dollar in der Stunde, bekomme ich nur noch drei. Ich wurde dort auch besser behandelt als bei Ramatex", so eine Angestellte. Ein ehemaliger Bauarbeiter sagt: "Ich vermisse meinen alten Job, weil ich dort besser bezahlt wurde." Das Gehalt einer ehemaligen Arbeiterin in einer Windhoeker Schokoladenfabrik sei angeblich bei Ramatex um 600 Namibia-Dollar im Monat gesunken.


Lange Arbeitszeiten sind dem Bericht von LaRRI zufolge an der Tagesordnung. So hätten alle Interviewteilnehmer bestätigt, dass sie jeden Tag in der Woche und oftmals 11 Stunden am Tag arbeiten. "Wir arbeiten jeden Tag. Wenn wir nicht Überstunden in der Woche arbeiten, erlauben sie uns nicht am Wochenende zu arbeiten. Wir können jedoch nur genug Geld verdienen, wenn wir auch am Wochenende Überstunden arbeiten", so eine Stimme. Eine weitere: "Ich muss von 7.00 bis 19.30 Uhr arbeiten, um ein bisschen mehr zu verdienen." Einige Angestellte werfen Ramatex zudem vor, nicht gerecht für ihre Überstunden bezahlt zu werden. "Ich habe 600 Namibia-Dollar verdient. Jetzt bekomme ich 800 Namibia-Dollar, aber nur, wenn ich viele Tage Überstunden arbeite", wird eine Angestellte in dem Bericht zitiert. "Es gibt keinen Monat, an dem wir uns sicher sein können, was wir verdient haben. Meine Berechnungen stimmen nicht mit der Bezahlung überein." Dies habe zur Konsequenz, dass die Mehrheit der befragten Ramatex-Arbeiter LaRRI zufolge nicht genug Geld für neue Bekleidung und Nahrungsmittel haben.


Vielen Arbeitern macht laut LaRRI der Staub in den Fabrikhallen zu schaffen. Eine Angestellte meint: "Am Sonntag bin ich ins Krankenhaus gegangen, weil ich ständig gehustet habe. Röntgenaufnahmen haben gezeigt, dass ich Staub in der Lunge habe. Chinesische Arbeiter haben Masken, wir nicht." Als weitere arbeitsbedingte körperliche Beschwerden und Verletzungen zählen die Gesprächspartner in dem Bericht auf: Rückenschmerzen, Schnittwunden, Fingeramputationen und Stichwunden. "Ein Paar Leute haben sich bei der Arbeit verletzt. Nichts wurde getan. Sie wurden nach Hause geschickt."


Das Arbeitsverhältnis zwischen namibischen Arbeitern und ihren asiatischen, vor allem chinesischen Vorgesetzten sei angespannt. "Die Chinesen haben keine Manieren. Sie behandeln uns fürchterlich. Wenn man zwei Tage Urlaub beantragt, geben sie nur einen. Sollte man sich länger Urlaub nehmen, schicken sie dich einen Monat nach Hause ohne Bezahlung." Beleidigungen seien nicht außergewöhnlich, wie durch die folgenden Zitate dokumentiert wird: "Mein früherer Arbeitgeber hat mich nie wie die Chinesen beleidigt." "Es besteht keine Kommunikation und sie beleidigen uns. Die namibischen Arbeiter müssen die Drecksarbeit machen, während sich die Chinesen, Malaysier und Filipinos nur die leichten Aufgaben aussuchen." "Sie sind wahre Kolonialisten. Sie verstehen nicht, dass ein Arbeiter auch ein Mensch ist." "Die chinesischen Aufseher haben die schlechtesten Manieren. Ich wollte zu meiner kranken Mutter aufs Land fahren. Eine Chinesin meinte, dass ich nicht wieder kommen bräuchte, falls ich nicht den nächsten Tag zurück bei der Arbeit bin."


Eine Näherin fasst in dem LaRRI-Bericht ihre Erfahrungen bei Ramatex wie folgt zusammen: "Wir finden unsere Bezahlung nicht in Ordnung und wollen nicht samstags uns sonntags arbeiten. Wir arbeiten sehr hart, um die Container dieses Unternehmens innerhalb weniger Tage zu füllen. Sie ziehen Vorteile aus unserer Arbeit, ohne dass wir davon profitieren." Zwei Angestellte bemerkten jedoch, dass sie durch Ramatex viele neue Leute kennen gelernt haben und neue Freundschaften schließen konnten.


Auf Grund der allgemein negativen Aussagen fordert LaRRI die Regierung, das Ramatex-Management und die Gewerkschaften dringend dazu auf, sich für eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse in der Textilfabrik einzusetzen. Die Rechte der Arbeitnehmer dürften nicht länger verletzt werden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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