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„Ich war es nicht“

Mutmaßlicher NIMT-Mörder streitet Doppelmorde ab
Erwin Leuschner
Von Erwin Leuschner, Swakopmund/Arandis

Unter schwerer Polizeibewachung durch Mitglieder der Sondereinheit „Special Reserve Force“ wurde Ernst Joseph Lichtenstrasser (58) gestern dem Magistratsgericht in Swakopmund vorgeführt. Dort hat die Kautionsverhandlung des 58-jährigen, gebürtigen Österreichers begonnen, der sich wegen des angeblichen Doppelmordes am Geschäftsführer des Instituts für Minenkunde und Technologie (NIMT), Eckhart Mueller und seinem Vize, Heimo Hellwig, verantworten muss.

Obwohl Lichtenstrasser vor Gericht seine Unschuld beteuerte, bestätigte er, dass er die Mordtat bereits in einem Geständnis zugegeben hatte. Dies habe er allerdings nur getan, weil die Polizei ihm nach intensiver Befragung mit der Verhaftung seiner Frau gedroht habe. „Ich wollte meine Frau beschützen und habe daher den Mord gestanden“, sagte er aus. Er habe dabei aber „die ihm von der Polizei vorgetragene Darstellung wiederholt“.

Während der Kautionsverhandlung war Lichtenstrasser persönlich in den Zeugenstand getreten, nachdem die Staatsanwältin, Antonia Verhoef, insgesamt fünf Gründe vorgebracht hatte, warum Lichtenstrasser weiterhin in Untersuchungshaft verbleiben soll. Unter anderem bestehe im Falle einer Kautionsgewährung eine akute Fluchtgefahr seitens des Angeklagten und sei es ferner nicht im Interesse der Öffentlichkeit, dem Angeklagten eine Kaution zu gewähren. „Die Vorwürfe gegen den Angeklagten sind schwerwiegend“, sagte Verhoef.

Das Gegenteil will Lichtenstrassers Anwalt Trevor Brockerhoff beweisen, weshalb Lichtenstrasser mehrere Stunden lang im Zeugenstand vernommen wurde. Dabei sagte der Angeklagte aus, dass er vor der Unabhängigkeit nach Namibia ausgewandert sei. Er sei mit dem damaligen Apartheitssystem nicht einverstanden gewesen und darum zum „Freiheitskämpfer“ der SWAPO geworden, wodurch er aktuell einen Veteranenstatus genieße. Darüber hinaus habe er erfolgreich eine Ausbildung beim Berufsausbildungsinstitut in Stetten, Österreich, absolviert und sei „gut zehn Jahre“ selbst als Lehrer an der NIMT-Außenstelle in Tsumeb tätig.

Im Zeugenstand verwies er wiederholt auf seine Zeit als PLAN-Kämpfer, allerdings habe er nie an einem Gefecht teilgenommen, sondern habe vielmehr „Information gesammelt“, um dadurch den „Untergang des Apartheitsregimes zu erwirken“. Sein Status als Veteran habe allerdings zu internen Querelen unter den NIMT-Arbeitern beigetragen, da viele der Angestellten „ehemalige SWATF-Kämpfer“ (dem territorialen Militär vor der Unabhängigkeit Namibias) gewesen seien. Lichtenstrasser gab an, dass er Teil einer „besorgten NIMT-Gruppe“ gewesen sei, die das Management und Muellers Führungsstil in Frage gestellt hätten. Aber nicht nur er habe einen „Zwist“ mit Mueller gehabt, sondern alle Mitglieder der besagten Gruppe.

Wenngleich er die Vorwürfe von sich wies, gab er zu, sich an dem besagten Tag, dem 15. April 2019, unweit von Arandis „in der Wüste aufgehalten“ zu haben. Dies begründete er mit der Tatsache, dass er sich am Sonntag zuvor (14. April), mit seiner Frau in Tsumeb gestritten habe. „Ich sagte ihr, ich fahr zu Jason“, sagte er mit Verweis auf einen NIMT-Arbeiter, der in Swakopmund wohnhaft ist. Er habe wie immer seine Pistole des Kalibers .38-Special und die dazugehörende Munition aus dem Tresor genommen und sei Richtung Süden abgefahren.

Wegen Schulterschmerzen habe er unterwegs starke Schmerztabletten zu sich genommen und zwischen Usakos und Arandis „aufgrund einkehrender Müdigkeit und Verwirrung“ angehalten um am Straßenrand zu schlafen. „Ich bin am Montagmorgen (dem Tag der Morde) verwirrt aufgewacht und bin aus Sicherheitsgründen ein Stück weiter in die Wüste gefahren, wo ich erneut eingeschlafen bin“, erklärte er. Am Dienstag habe er dann beschlossen, zurück nach Tsumeb zu fahren. Während der Fahrt habe er im Radio von den Morden gehört und sei am gleichen Tag in Karibib festgenommen worden.

Die Verhandlung wird heute fortgesetzt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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