"Ich werde die Verbrechen kennzeichnen"
Heute kommt die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidamarie Wiezcorek-Zeul, für einen viertägigen Aufenthalt nach Namibia. Die SPD-Politikerin wird hier Gespräche mit Präsident Sam Nujoma sowie mit drei Ministern führen, wobei die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Namibia im Vordergrund stehen. Des Weiteren nimmt sie an den Gedenkveranstaltungen zum Kolonialkrieg am Samstag am Waterberg teil. Peter Stützle von der Politikredaktion der Deutschen Welle TV (DW-TV) hat die Ministerin im Vorfeld der Reise interviewt und das Gespräch gestern ausgestrahlt. Die AZ druckt das Interview hier im Wortlaut ab.
DW-TV: Hundert Jahre ist ein schreckliches Kapitel der deutschen Geschichte her. Ein Aufstand der Einheimischen in Namibia wurde brutal niedergeschlagen, ein ganzes Volk in die Wüste geschickt im wahrsten Sinne des Wortes, wo sie umgekommen sind. Jetzt fahren Sie dorthin, mit welchem Gefühl?
H. Wieczorek-Zeul: Mit dem Gefühl, dass es wichtig ist, auch dieses Kapitel deutscher Schuld und Kolonialgeschichte im eigenen Bewusstsein unseres Volkes, unseres Landes deutlich zu machen; aber auch um zuzuhören, um mit den Hereros und den Nama-Vertretern zu sprechen und um teilzunehmen an den entsprechenden Gedenkfeierlichkeiten, die am 14. August in Okokarara stattfinden.
DW-TV: Die Hereros wollen mehr als schöne Worte, sie wollen eine Entschädigung. Es laufen Klagen, in denen verlangt wird, dass Deutschland eine Entschädigung zahlt. Wie stehen Sie zu diesen Klagen und haben Sie Verständnis, dass man diese Forderungen stellt?
H. Wieczorek-Zeul: Also zunächst mal gibt es eine besondere Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber Namibia, und zwar gegenüber allen Gruppen und allen Menschen in Namibia. Dieser Verantwortung tragen wir auch Rechnung dadurch, dass wir eine besonders umfangreiche Entwicklungszusammenarbeit leisten mit dem Land und dass wir einen Schwerpunkt auch gerade bei der Landreform aus unserer Sicht setzen und setzen wollen. Ich bitte jetzt um Verständniss, dass die Gespräche, die ich auch mit Hereros selber führen werde - und ich finde es kommt darauf an, dass man sich wechselseitig zuhört und sich erinnert und nur daraus kann Versöhnung entstehen - dass ich da jetzt nicht vorher Erklärungen zu der einen oder anderen Frage abgeben werde.
DW-TV: Aber dass Deutschland in der Pflicht ist, etwas zu tun, das über das hinausgeht was man für andere afrikanische Länder tut, dass ist auch ihre Meinung?
H. Wieczorek-Zeul: Dass tun wir auch, das wird ja deutlich an den Zahlen für Entwicklungshilfe, die wir seit der Unabhängigkeit Nambias ausgeben. Ich habe aber auch den Eindruck nach vielen Gesprächen, die ich dazu geführt habe, dass es den Hereros insgesamt vor allen Dingen darum geht, dass ein Eingeständnis von Schuld erfolgt und die Wahrheit die Wahrheit genannt wird und ich denke, dass ist das allerwichtigste.
DW-TV: Könnten Sie in diesem Zusammenhang auch das Wort Völkermord in den Mund nehmen?
H. Wieczorek-Zeul: Ich werde die Verbrechen, die im Jahre 1904 stattgefunden haben - im deutschen Namen - auch als entsprechende Verbrechen kennzeichnen. Und ich bitte um Verständnis, dass das, was ich in dieser Rede dort sagen will, ich jetzt nicht im Vorfeld der Reise nach Namibia qua Fernsehen dorthin vermitteln will.
DW-TV: Sie haben schon die Landreform erwähnt. Es gibt ja jetzt beunruhigende Medlungen, dass dort ähnlich wie in Simbabwe die weißen Farmer zu Sündenböcken aufgebaut werden sollen, mit bedrohlichen Befürchtungen von gewalttätigen Aktionen wie sie in Simbabwe stattfinden.
H. Wieczorek-Zeul: Ich finde man muss sehr vorsichtig sein, dass man nicht vergleichbare Situationen nicht miteinander in Verbindung bringt. Ich werde auch Gespräche mit dem Landwirtschaftsminister führen, eben mich mit der gesamten Situation des Landes beschäftigen und ich werde übrigens auch mit den Farmern selbst sprechen. - Unser Wille ist, die nambische Regierung, die erklärtermaßen nach Recht und Gesetz vorgehen will, zu unterstützen bei der notwendigen Landreform, denn dass sie notwendig ist, ist ersichtlich. Das wissen alle Beteiligten, das wissen denke ich auch die Farmer.
DW-TV: Hundert Jahre ist ein schreckliches Kapitel der deutschen Geschichte her. Ein Aufstand der Einheimischen in Namibia wurde brutal niedergeschlagen, ein ganzes Volk in die Wüste geschickt im wahrsten Sinne des Wortes, wo sie umgekommen sind. Jetzt fahren Sie dorthin, mit welchem Gefühl?
H. Wieczorek-Zeul: Mit dem Gefühl, dass es wichtig ist, auch dieses Kapitel deutscher Schuld und Kolonialgeschichte im eigenen Bewusstsein unseres Volkes, unseres Landes deutlich zu machen; aber auch um zuzuhören, um mit den Hereros und den Nama-Vertretern zu sprechen und um teilzunehmen an den entsprechenden Gedenkfeierlichkeiten, die am 14. August in Okokarara stattfinden.
DW-TV: Die Hereros wollen mehr als schöne Worte, sie wollen eine Entschädigung. Es laufen Klagen, in denen verlangt wird, dass Deutschland eine Entschädigung zahlt. Wie stehen Sie zu diesen Klagen und haben Sie Verständnis, dass man diese Forderungen stellt?
H. Wieczorek-Zeul: Also zunächst mal gibt es eine besondere Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber Namibia, und zwar gegenüber allen Gruppen und allen Menschen in Namibia. Dieser Verantwortung tragen wir auch Rechnung dadurch, dass wir eine besonders umfangreiche Entwicklungszusammenarbeit leisten mit dem Land und dass wir einen Schwerpunkt auch gerade bei der Landreform aus unserer Sicht setzen und setzen wollen. Ich bitte jetzt um Verständniss, dass die Gespräche, die ich auch mit Hereros selber führen werde - und ich finde es kommt darauf an, dass man sich wechselseitig zuhört und sich erinnert und nur daraus kann Versöhnung entstehen - dass ich da jetzt nicht vorher Erklärungen zu der einen oder anderen Frage abgeben werde.
DW-TV: Aber dass Deutschland in der Pflicht ist, etwas zu tun, das über das hinausgeht was man für andere afrikanische Länder tut, dass ist auch ihre Meinung?
H. Wieczorek-Zeul: Dass tun wir auch, das wird ja deutlich an den Zahlen für Entwicklungshilfe, die wir seit der Unabhängigkeit Nambias ausgeben. Ich habe aber auch den Eindruck nach vielen Gesprächen, die ich dazu geführt habe, dass es den Hereros insgesamt vor allen Dingen darum geht, dass ein Eingeständnis von Schuld erfolgt und die Wahrheit die Wahrheit genannt wird und ich denke, dass ist das allerwichtigste.
DW-TV: Könnten Sie in diesem Zusammenhang auch das Wort Völkermord in den Mund nehmen?
H. Wieczorek-Zeul: Ich werde die Verbrechen, die im Jahre 1904 stattgefunden haben - im deutschen Namen - auch als entsprechende Verbrechen kennzeichnen. Und ich bitte um Verständnis, dass das, was ich in dieser Rede dort sagen will, ich jetzt nicht im Vorfeld der Reise nach Namibia qua Fernsehen dorthin vermitteln will.
DW-TV: Sie haben schon die Landreform erwähnt. Es gibt ja jetzt beunruhigende Medlungen, dass dort ähnlich wie in Simbabwe die weißen Farmer zu Sündenböcken aufgebaut werden sollen, mit bedrohlichen Befürchtungen von gewalttätigen Aktionen wie sie in Simbabwe stattfinden.
H. Wieczorek-Zeul: Ich finde man muss sehr vorsichtig sein, dass man nicht vergleichbare Situationen nicht miteinander in Verbindung bringt. Ich werde auch Gespräche mit dem Landwirtschaftsminister führen, eben mich mit der gesamten Situation des Landes beschäftigen und ich werde übrigens auch mit den Farmern selbst sprechen. - Unser Wille ist, die nambische Regierung, die erklärtermaßen nach Recht und Gesetz vorgehen will, zu unterstützen bei der notwendigen Landreform, denn dass sie notwendig ist, ist ersichtlich. Das wissen alle Beteiligten, das wissen denke ich auch die Farmer.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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