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Illegale Abtreibungen alarmieren Amathila

Ungeachtet der hohen Anzahl illegaler Abtreibungen und der damit verbundenen Gesundheitsrisiken, will die namibische Regierung auf Grund angeblicher gesellschaftlicher Widerstände das Verbot gegen Schwangerschaftsabbrüche bis auf weiteres aufrechterhalten.

Windhoek - Gesundheitsministerin Libertine Amathila hat am Mittwoch eine mögliche Lockerung des bestehenden Abtreibungsgesetzes "während der nächsten zehn Jahre" ausgeschlossen. Das Gesetz erlaubt eine Abtreibung nur in Fällen, wo die Schwangerschaft durch Vergewaltigung oder Inzest zustande kam oder die Frau geistesgestört ist. Ferner ist eine Abtreibung in Fällen gestattet, wo die körperliche oder geistige Gesundheit der Frau durch eine Fortsetzung der Schwangerschaft gefährdet ist oder wo die Gefahr besteht, dass das Kind nach der Geburt geistig oder körperlich schwer behindert sein würde.


"Die Warheit ist, dass illegale Abtreibungen unter unhygienischen und gefährlichen Umständen stattfinden und wir diese Tatsache nicht wegwünschen können", sagte Amathila. Unabhängig von dieser Erkenntnis ist sie jedoch der Meinung, dass eine mögliche Legalisierung der Abtreibung in Namibia "nicht akzeptiert" werden würde.


Amathilas Vorgänger Nickey Iyambo hatte dem Parlament im Jahre 1996 ein Gesetzesentwurf zur Legalisierung der Abtreibung vorgelegt, was heftige Proteste unter der Bevölkerung ausgelöst und zur Rücknahme der Novelle geführt hatte. Amathila hatte daraufhin im Jahre 1998 eine Studie in Auftrag gegeben, die "das Ausmaß des Problems" in Namibia ermitteln sollte.


Der Untersuchung, deren Ergebnisse am Mittwoch von Amathila in Form eines Abschlussberichtes vorgestellt wurden, liegen Statistiken zu Grunde, die über einen Zeitraum von zwei Jahren an 17 Krankenhäusern im Lande gesammelt wurden. Dabei wurden insgesamt 7147 Fälle erfasst, bei denen sich Frauen zwischen November 1995 und Oktober 1998 für "abtreibungsbezogene Komplikationen" behandeln ließen.


Der Bericht hebt hervor, dass diese Zahl keine genauen Rückschlüsse auf die Anzahl illegaler Schwangerschaftsabbrüche im Lande zulasse, weil die Studie nur 17 Krankenhäuser berücksichtigt habe. Darüber hinaus seien dort nur jene Fälle illegaler Abtreibungen bekannt geworden, bei denen sich derart schwere Komplikationen eingestellt haben, dass diese medizinisch behandelt werden mussten.


Den Autoren der Analyse zufolge werde "kaum eine Frau freiwillig eine Abtreibung zugeben, solange dieser Eingriff gesetzeswidrig ist". Dementsprechend würden viele illegale Abtreibungen entweder in den Unterlagen legaler Schwangerschaftsabbrüche "versteckt" oder als Fehlgeburt kaschiert.


Befragungen der Patientinnen haben ergeben, dass viele unter ihnen die eigene Schwangerschaft deshalb beendet hätten, weil sie den Unterhalt eines Kindes nicht finanzieren könnten. Andere der behandelten Frauen hatten angegeben, dass sie zu jung für die Mutterrolle seien, oder sich fürchteten, ihre Eltern bzw. Lebensgefährten könnten sich nach der Geburt von ihnen abwenden.


Die vertrauliche Befragung hat ferner ergeben, dass die behandelten Frauen verschiedene Abtreibungs-Methoden angewandt haben. So hätten einige von ihnen giftige Substanzen wie Bleichmittel oder Batteriesäure eingenommen, sich schwere Gegenstände auf den Bauch fallen lassen oder Fremdkörper in die Vagina eingeführt.


Abgesehen von 7147 Fällen abtreibungsbedingter Komplikationen protokolliert der Bericht 107 legale Schwangerschaftsabbrüche, die mehrheitlich von unverheirateten Frauen im Alter zwischen 25 und 29 Jahren vorgenommen und zu knapp 50 Prozent mit der eigenen HIV-Infektion begründet wurden. Legale Abtreibungen werden nur in drei Krankenhäusern (Katutura-Hospital, Medi-Clinic und Oshakati-Staatskrankenhaus) durchgeführt. Die Analyse weist ferner darauf hin, dass monatlich etwa 40 namibische Frauen in Südafrika einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, wo dieser Eingriff 1996 legalisiert wurde.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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