Im Dienste der Senioren
Deutscher Frauenverein Windhoek feiert 100-jähriges Bestehen
Am 1. April ist es genau 100 Jahre her, dass der Deutsche Frauenverein Windhoek ins Leben gerufen wurde. Der Verein, damals unter dem Vorsitz von Frieda Voigts, entstand aufgrund einer Initiative sozial gesinnter Windhoeker Frauen, die das Deutschtum im Ausland unterstützen und fördern wollten. Sie setzten sich bei öffentlichen Veranstaltungen ein und konnten so finanzielle Mittel generieren, um beispielsweise eine Bücherei einzurichten. Des Weiteren unterstützen sie die deutsche Gemeinschaft, indem sie unter anderem Kinder beim Turnen beaufsichtigten sowie Arbeitsstellen vermittelten [1].
Bereits nach kurzer Zeit wurde der Zweck des Deutschen Frauenvereins zugunsten vieler notleidender Windhoeker verlagert, denn auch das damalige Südwestafrika war in den Ersten Weltkrieg miteinbezogen und litt anschließend unter der wirtschaftlichen Depression, die nach diesem Krieg in vielen Ländern herrschte. Erschwerend kam die spanische Grippe dazu, die als Pandemie jahrelang wütete und der weltweit, allein in den Jahren 1918 bis 1920, bis zu 50 Millionen Menschen zum Opfer fielen.
In dieser Zeit wurden auch viele Deutsch-Südwester arbeitslos. Somit konnten sich viele Familien kaum noch selbst ernähren, einige verloren sogar ihre Bleibe. Statt sich nun um das Deutschtum zu kümmern, sammelten die Mitglieder des Deutschen Frauenvereins Geld, um diesen notleidenden Windhoekern zu helfen. Mit Blechbüchsen standen die Frauen unter anderem vor dem Postgebäude in der damaligen Kaiserstraße und baten um Spenden für die Bedürftigen. Mit diesem Geld sowie mit finanziellen Zuwendungen vieler Geschäftsleute konnte eine Suppenküche eingerichtet werden, um zumindest eine warme Mahlzeit an Erwerbslose, Kinder mittelloser Eltern sowie an alte Menschen austeilen zu können.
Im Februar 1931 mietete der Deutsche Frauenverein ein Haus am Rande Windhoeks. Es befand sich an der Ecke Lazarettstraße und der ehemaligen Rehobother-Straße (dem späteren Republikweg und heutiger Mandume Ndemufayo Avenue). Hier befand sich auch das Lager der Firma M. Pupkewitz & Sons (Pty.) Ltd. (heute der Hauptsitz von Pupkewitz Megabuild) [3]. Bürger des Landes, die infolge der Depression weder Arbeit noch Wohnstatt hatten, sollten hier eine Unterkunft erhalten. Die ersten Bewohner zogen am 8. April 1931 ein. Anfangs wurden dort ein obdachloses Ehepaar sowie zehn Junggesellen untergebracht.
Da es bald an Platz mangelte, verhandelte Susanne Grau, die neue Vorsitzende des Frauenvereins, zusammen mit der Ehefrau des damaligen Oberrichters, Willem Eduard Bok, damals Vorsitzende der Ladies‘ Benevolent Society, erfolgreich mit dem Administrator Albertus Johannes Werth. Er stellte schließlich jedem der beiden Vereine ein Regierungshaus zur Unterbringung von obdachlosen Mitbürgern zur Verfügung [2].
Das Haus, das die Schützlinge des Deutschen Frauenvereins im Mai 1932 beziehen konnten, befand sich in der Bismarkstraße, Ecke Grabenweg (dem heutigen Sam Nujoma Drive). Es war auf den Fundamenten der alten Landespolizei errichtet worden [3]. Dieses Gebäude besteht noch immer und seit Jahrzehnten finden hier viele Veranstaltungen des Susanne Grau-Heims statt.
Da es sich damals viele Eltern nicht leisten konnten, ihre Kinder in einem Schülerheim unterzubringen, waren in diesem Gebäude, neben den Erwachsenen, bis zu zwölf Schüler untergebracht. Als sich die Zeiten besserten, wurde die Schülerstation aufgelöst. Zwei Jahre später, 1934, bewohnten neunzehn Erwachsene das Heim, das nun aber mehr und mehr den Charakter eines Altenheims annahm [1].
Seit dem Kriegsausbruch 1939 beschränkte sich die Tätigkeit des Deutschen Frauenvereins auf das Altersheim - und das ist bis heute so geblieben. Noch immer ist der Verein mit seinen 147 Mitgliedern aktiv, um das Leben im Alter vieler Namibier würdevoll zu gestalten. Am 3. März 1954 wurde das Altersheim offiziell in Susanne-Grau-Heim (SHG) umbenannt, um Susanne Grau, die auch liebevoll „Mutsch” genannt wurde, für ihre herausragenden Verdienste zu ehren. Nur kurze Zeit später verstarb sie.
Bis 1981 hat der Staat vielfach finanziell beim Ausbau des Heimes geholfen, doch ohne finanzielle Zuwendungen und Spenden von Seiten vieler Geschäftsleute und Privatpersonen hätte das SGH nie seinen Verpflichtungen nachkommen können. Auch konnten die hohen laufenden Unkosten nur durch staatliche Zuschüsse gedeckt werden [2].
Es war ein langer Weg zu dem Susanne-Grau-Heim, wie wir es heute kennen, mit den vielen Erweiterungen und Renovierungen, dem Modernisieren der Räumlichkeiten, dem Errichten vieler Wohnhäuser und der Pflegestation sowie des Susanne-Grau-Parks. Und dieser Weg ist noch lange nicht zu Ende, denn es sind weitere Projekte geplant. So soll im Susanne-Grau-Park die sogenannte „Halle“ in eine Wohnung umgebaut werden. Des Weiteren möchte der Deutsche Frauenverein Windhoek von der Stadtverwaltung einige Meter einer Sackgasse erwerben, die von der Hoogenhoutstraße abgeht, damit das Grundstück des Susanne Grau-Parks, am östlichen Ende des Areals, für die Bewohner und Besucher sicherer zu erreichen ist. Auch sollen die Wohnungen der „Semi-Pflege“ wohnlicher und moderner gestaltet werden.
„Es ist schwierig, mit unserer Arbeit Interessenten zu gewinnen“, weiß die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Frauenvereins, Dr. Britta Lohrke, zu berichten. „Wir halten immer Ausschau nach geeigneten Personen, die den Vorstand unterstützen könnten. Das schließt natürlich auch Männer ein“.
Um neben den Mieten finanzielle Mittel zu generieren, lädt der Deutsche Frauenverein, der nach wie vor ein eigenständiger Verein ist, im Susanne-Grau-Heim zu großen Festen ein, die bei der deutschen Gemeinschaft allgemein sehr beliebt sind. Dazu zählt unter anderem das jährliche Gartenfest oder auch der Jumble Sale, bei dem Kleiderspenden günstig verkauft werden. Doch dies ist in Zeiten von Corona vorerst nicht möglich und somit wird die Feier des 100sten Jahrestages des Deutschen Frauenvereins im kleinsten Rahmen stattfinden.
Mehr über den Deutschen Frauenverein Windhoek und dem Susanne-Grau-Heim gibt es auf der Webseite: www.susanne-grau-heim.com
[1] Allgemeine Zeitung, 1. April 2011, 90 Jahre Windhoeker Frauenverein von Irmgard Trümper.
[2] Homepage Susanne-Grau-Heim.
[3] Der Kreis, Sept. 1959, zur Verfügung gestellt von der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft (NWG)
Bereits nach kurzer Zeit wurde der Zweck des Deutschen Frauenvereins zugunsten vieler notleidender Windhoeker verlagert, denn auch das damalige Südwestafrika war in den Ersten Weltkrieg miteinbezogen und litt anschließend unter der wirtschaftlichen Depression, die nach diesem Krieg in vielen Ländern herrschte. Erschwerend kam die spanische Grippe dazu, die als Pandemie jahrelang wütete und der weltweit, allein in den Jahren 1918 bis 1920, bis zu 50 Millionen Menschen zum Opfer fielen.
In dieser Zeit wurden auch viele Deutsch-Südwester arbeitslos. Somit konnten sich viele Familien kaum noch selbst ernähren, einige verloren sogar ihre Bleibe. Statt sich nun um das Deutschtum zu kümmern, sammelten die Mitglieder des Deutschen Frauenvereins Geld, um diesen notleidenden Windhoekern zu helfen. Mit Blechbüchsen standen die Frauen unter anderem vor dem Postgebäude in der damaligen Kaiserstraße und baten um Spenden für die Bedürftigen. Mit diesem Geld sowie mit finanziellen Zuwendungen vieler Geschäftsleute konnte eine Suppenküche eingerichtet werden, um zumindest eine warme Mahlzeit an Erwerbslose, Kinder mittelloser Eltern sowie an alte Menschen austeilen zu können.
Im Februar 1931 mietete der Deutsche Frauenverein ein Haus am Rande Windhoeks. Es befand sich an der Ecke Lazarettstraße und der ehemaligen Rehobother-Straße (dem späteren Republikweg und heutiger Mandume Ndemufayo Avenue). Hier befand sich auch das Lager der Firma M. Pupkewitz & Sons (Pty.) Ltd. (heute der Hauptsitz von Pupkewitz Megabuild) [3]. Bürger des Landes, die infolge der Depression weder Arbeit noch Wohnstatt hatten, sollten hier eine Unterkunft erhalten. Die ersten Bewohner zogen am 8. April 1931 ein. Anfangs wurden dort ein obdachloses Ehepaar sowie zehn Junggesellen untergebracht.
Da es bald an Platz mangelte, verhandelte Susanne Grau, die neue Vorsitzende des Frauenvereins, zusammen mit der Ehefrau des damaligen Oberrichters, Willem Eduard Bok, damals Vorsitzende der Ladies‘ Benevolent Society, erfolgreich mit dem Administrator Albertus Johannes Werth. Er stellte schließlich jedem der beiden Vereine ein Regierungshaus zur Unterbringung von obdachlosen Mitbürgern zur Verfügung [2].
Das Haus, das die Schützlinge des Deutschen Frauenvereins im Mai 1932 beziehen konnten, befand sich in der Bismarkstraße, Ecke Grabenweg (dem heutigen Sam Nujoma Drive). Es war auf den Fundamenten der alten Landespolizei errichtet worden [3]. Dieses Gebäude besteht noch immer und seit Jahrzehnten finden hier viele Veranstaltungen des Susanne Grau-Heims statt.
Da es sich damals viele Eltern nicht leisten konnten, ihre Kinder in einem Schülerheim unterzubringen, waren in diesem Gebäude, neben den Erwachsenen, bis zu zwölf Schüler untergebracht. Als sich die Zeiten besserten, wurde die Schülerstation aufgelöst. Zwei Jahre später, 1934, bewohnten neunzehn Erwachsene das Heim, das nun aber mehr und mehr den Charakter eines Altenheims annahm [1].
Seit dem Kriegsausbruch 1939 beschränkte sich die Tätigkeit des Deutschen Frauenvereins auf das Altersheim - und das ist bis heute so geblieben. Noch immer ist der Verein mit seinen 147 Mitgliedern aktiv, um das Leben im Alter vieler Namibier würdevoll zu gestalten. Am 3. März 1954 wurde das Altersheim offiziell in Susanne-Grau-Heim (SHG) umbenannt, um Susanne Grau, die auch liebevoll „Mutsch” genannt wurde, für ihre herausragenden Verdienste zu ehren. Nur kurze Zeit später verstarb sie.
Bis 1981 hat der Staat vielfach finanziell beim Ausbau des Heimes geholfen, doch ohne finanzielle Zuwendungen und Spenden von Seiten vieler Geschäftsleute und Privatpersonen hätte das SGH nie seinen Verpflichtungen nachkommen können. Auch konnten die hohen laufenden Unkosten nur durch staatliche Zuschüsse gedeckt werden [2].
Es war ein langer Weg zu dem Susanne-Grau-Heim, wie wir es heute kennen, mit den vielen Erweiterungen und Renovierungen, dem Modernisieren der Räumlichkeiten, dem Errichten vieler Wohnhäuser und der Pflegestation sowie des Susanne-Grau-Parks. Und dieser Weg ist noch lange nicht zu Ende, denn es sind weitere Projekte geplant. So soll im Susanne-Grau-Park die sogenannte „Halle“ in eine Wohnung umgebaut werden. Des Weiteren möchte der Deutsche Frauenverein Windhoek von der Stadtverwaltung einige Meter einer Sackgasse erwerben, die von der Hoogenhoutstraße abgeht, damit das Grundstück des Susanne Grau-Parks, am östlichen Ende des Areals, für die Bewohner und Besucher sicherer zu erreichen ist. Auch sollen die Wohnungen der „Semi-Pflege“ wohnlicher und moderner gestaltet werden.
„Es ist schwierig, mit unserer Arbeit Interessenten zu gewinnen“, weiß die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Frauenvereins, Dr. Britta Lohrke, zu berichten. „Wir halten immer Ausschau nach geeigneten Personen, die den Vorstand unterstützen könnten. Das schließt natürlich auch Männer ein“.
Um neben den Mieten finanzielle Mittel zu generieren, lädt der Deutsche Frauenverein, der nach wie vor ein eigenständiger Verein ist, im Susanne-Grau-Heim zu großen Festen ein, die bei der deutschen Gemeinschaft allgemein sehr beliebt sind. Dazu zählt unter anderem das jährliche Gartenfest oder auch der Jumble Sale, bei dem Kleiderspenden günstig verkauft werden. Doch dies ist in Zeiten von Corona vorerst nicht möglich und somit wird die Feier des 100sten Jahrestages des Deutschen Frauenvereins im kleinsten Rahmen stattfinden.
Mehr über den Deutschen Frauenverein Windhoek und dem Susanne-Grau-Heim gibt es auf der Webseite: www.susanne-grau-heim.com
[1] Allgemeine Zeitung, 1. April 2011, 90 Jahre Windhoeker Frauenverein von Irmgard Trümper.
[2] Homepage Susanne-Grau-Heim.
[3] Der Kreis, Sept. 1959, zur Verfügung gestellt von der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft (NWG)
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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