Im heißen Oktober allerhand Programm
Wie üblich verdichten sich die Dinge schon im Oktober, weil das Jahr mos jetzt wüst kurz wird. Und wir wollen noch stief erledigen. Und dann schauen die Inländer aus der Hitzewelle heraus mit Neid auf die Leut in Tsoaxhaobmund, die sich so lekker im milden Klima tummeln. Die Zeit für den großen Ansturm auf die Küste is eben noch nich reif.
Nimm Dich beizeiten fein in Acht,
Oktoberitis Dich sonst fertig macht.
Kameldorn schlägt trotz Hitze aus.
Mittags treibt´s kein´ Hund hinaus.
Dazu noch die unverbesserliche Zeile aus einem englischen Kolonialmusical: „Mad dogs and Englishmen go out in the midday sun.“ Das is nur im besten Oxford-Queen´s-English auszusprechen, mit stiff upper lip, versteht sich. Es handelt sich um die lakonische Warnung, dass europäische Streber im afrikanischen Milieu net moi fehl am Platz und mit tollwütigen Kötern zu vergleichen sind. Wie jeder Einheimische sollten sie sich vor Mittagshitz, Sonnenstich und Buschkoller schützen.
Wir ham´s in dieser Jahreszeit nochall mit stief gesundheitlichen Risiken zu tun, die salopp mit Oktoberitis umschrieben werden. Da wollen sich plötzlich mehr Leut´in den Freitod stürzen. Mit steigender Hitze kneifen auch andere Gesundheitsxhochas, Magenbiester und Gelenkzwicker. Und dabei drängen die Geschäfte auch noch mit Weihnachtsklimbim und Tinnef auf Dich ein, derweil Du nur ´nen Liter Milch – aus Namibia versteht sich! – holen willst.
Unterdessen geht eine Woche zu Ende, in der vor Ort wieder einmal viel namibisch-deutsche und deutsch-namibische Selbstfindung geübt wurde. Wir ham sowahr stief Zeit, uns mit Haarspaltereien von vor 110 Jahren oder so zu beschäftigen, als ob seitdem keine Weltkriege über die Bühne gegangen wären, als ob wir heute keine Dürre, keine Arbeitslosen, keine verlotterten Staatskrankenhäuser hätten.
Aber das Land der Bravourösen is ´n friedliches und hat genug Muße, aus alter Geschichte viel aktuelle Politik zu machen, wobei die Phantasie nach der Tradition mündlicher Überlieferung frei heraus hinzufügen und weglassen kann. Schließlich hat orale Kultur heute einen höheren Stellenwert als manch altes Stück Ombampira. Auch lässt sich da sommer iesie lebendiges Ressentiment heraus- und heranziehen, womit Massen zu begeistern sind.
Die Beziehungen zwischen Berlin und Windhoek sind ein Puzzlespiel, das sich zu immer neuer Kombination eignet, was auch der Omuhona aus dem Reichs- und Bundestag, Omutengwa Omundohotola Lammert, reichlich erfahren konnte. Da isses mos hilfreich, wenn er eine Linie und einen Bezugsrahmen hat, der sich auf Erfahrung und auf Realpolitik aufbaut.
Eine gute Nachricht: es dämmert im Kabinett, denn die Ovaministeli wollen wissen, was Ons Mense, unser Volk der Bravourösen, über Sinn und Unsinn der jährlichen Umstellung auf Sommer- und Winterzeit denken.
Und zum Schluss eine kleine Musikerlehre, freundlich aus der Hauptstadt eingesandt. Ein paar der elf Komponisten gibt es sogar als Straßennamen von Ovenduka:
Ein Musikstudent ist auf Zimmersuche. Als die Wirtin hört, dass er Musik studiere, sagte sie: „Nein, so jemanden haben wir schon ´mal gehabt:
Erst kam er zur Tochter sehr bethövlich, dann wurde er mozärtlich, danach brachte er ihr einen Strauss, nahm sie am Händl und führte sie mit Liszt über den Bach in die Haydn. Da wurde er reger, sagte: ,Frisch gewagnert ist halb gewonnen!` Ja, und nun haben die Beiden einen Mendelsohn und wissen nicht wo hindemith!"
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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