Im Lande der Baobabs und Omiramba
"Wunderschön", schwärmen diejenigen, die die Gegend kennen gelernt haben. Endlose Ebenen der Buschsavanne, durchzogen mit langgezogenen Senken und Pfannen, reich an Wild. Mit Löwe, Leopard, Elefant und Büffel sind hier vier der "Big Five? anzutreffen. Bewohnt wird das Gebiet von einem Volk der San (Buschleute), das seine ursprüngliche Lebensweise weitgehend bewahrt hat. Um so erstaunlicher, dass diese Gegend abseits der üblichen Touristenrouten liegt: Die Nyae Nyae Conservancy, Teil jenen Gebiets im Nordosten Namibias, das früher als "Buschmannland? bezeichnet wurde.
Doch das soll sich nun ändern. Die Nyae Nyae Conservancy (Hegegemeinschaft) hat mit der Firma Namibia Country Lodges im Juni einen Vertrag über ein gemeinsames Tourismusprojekt unterzeichnet. Angeboten werden soll eine Tour ab Tsumkwe, auf der Urlauber die einmalige Landschaft, die Pflanzen, das Wild und nicht zuletzt die Menschen kennen lernen. Die Nyae Nyae Conservancy ist ein Zusammenschluss dörflicher Gemeinschaften, die sich zum Erhalt der Natur und der Hege des Wildes verpflichtet haben und das Land für einen sanften Tourismus nutzen. 1998 als erste Conservancy Namibias registriert, umfasst sie ein 900.300 ha großes Gebiet um den Ort Tsumkwe. Namibia Country Lodges, unterhält zurzeit bereits sechs Lodges an touristisch interessanten Punkten im Land.
Zwei Tage Kalahari
Die Tour beginnt und endet in Tsumkwe; Gäste reisen per Auto oder Flugzeug an. Mittags geht es los. Mit dem offenen Geländewagen werden die Gäste durch die kaum berührte Kalahari gefahren. Der Fahrer fungiert zugleich als Führer, der die großen und kleinen Wunder der Natur zeigt und erklärt. Abends erreicht man das Baobab Camp (etwa 30 km südöstlich von Tsumkwe), das nach den fünf mächtigen Baobab- oder auch Affenbrotbäumen benannt ist. Es besteht aus vier reetgedeckten, auf Pfählen errichteten Luxuschalets aus Holz mit Schlafraum, Bad und Veranda. Das Gepäck, von einem Versorgungswagen von Tsumkwe aus ins Camp transportiert, findet man bereits im Zimmer vor. Das Abendessen wird in der "Boma? serviert, einem runden, überdachten und halb offenen Raum. "Boma? ist die Bezeichnung für eine trichterförmige Anlage zum Einfangen von Wild, wird aber in Namibia gerne auch für ähnlich geformte, rustikal-gemütliche Restaurant-Terrassen verwendet.
Der nächste Tag ist den Buschleuten gewidmet. Auf der Fahrt zum Omuramba Camp (rund 50 km nördlich von Tsumkwe) erhalten die Gäste Gelegenheit, auf ganz ungezwungene Weise Kultur und Alltag des Ju/'hoansi-Volkes kennenzulernen - vom Spurenlesen und Jagen über das Sammeln und Zubereiten von Beeren und Wurzeln bis hin zum Herstellen von Kunsthandwerk. Auch Gebräuche und Religion werden erklärt.
Die zweite Nacht wird im Omuramba Camp verbracht. Ein Omuramba (Pl: Omiramba) ist eine langgezogene Senke, in denen sich bei gutem Regen Wasser sammelt. Das Camp verfügt über vier Luxuszelte mit fest errichtetem Bad. Die Terrasse des Essbereichs bietet einen Blick auf eine Wasserstelle. Geplant ist eine Rundfahrt nach Sonnenuntergang zum Beobachten nachtaktiver Tiere oder ein Ausflug in den benachbarten Khaudum Nationalpark. Am nächsten Morgen geht es nach Tsumkwe zurück. Auf Wunsch kann die Tour auch verlängert werden.
Nur Gewinner
Für Touristen wäre der geführte Tripp durch diesen Teil der Kalahari eine ideale Gelegenheit, die Landschaft und die dort lebenden Menschen zu erleben: Keine Gefahr, sich festzufahren oder zu verirren, und keine Sprach- und Hemmschwelle zu den Ju/'hoansi-San. Außerdem lässt sich die Tour gut als Station auf einer Rundreise durch den afrikanisch geprägten Norden Namibias oder zum berühmten Okavango Delta im benachbarten Botswana einplanen. Der Grenzübergang 57 km östlich von Tsumkwe wurde vor einem Jahr geöffnet. Allerdings braucht man einen Geländewagen und eine Portion Abenteuerlust, denn dies- und jenseits der Grenze gibt es viele Wegspuren, aber kaum jemand, den man nach dem richtigen Weg fragen kann.
Neben den Touristen profitieren die dörflichen Gemeinschaften von dem Projekt. ***Mehrere Institutionen haben die Nyae Nyae Conservancy und ihren Partner Namibia Country Lodges während der Verhandlungen beraten, darunter die Ministerien für Umwelt und Tourismus sowie für Land, Umsiedlung und Entschädigung, die Namibia Community-Based Tourism Association (Nacobta), die Umweltschutzorganisation WWF/LIFE und die Nyae Nyae Development Foundation. Das Ergebnis:****KÜRZUNG Die Conservancy erhält in den ersten fünf Jahren eine Mindestzahlung von jeweils N$ 100000 pro Jahr und wird danach zu einem festen Satz am Jahresumsatz beteiligt. Außerdem finden rund 20 Angehörige der Ju/'hoansi einen festen Arbeitsplatz als Fahrer, Führer, Gastbetreuer, Koch oder Reinigungskraft. Das bedeutet Einkommen und Ausbildung in einer Region, in der Jobs Mangelware sind. Hinzu kommen Einnahmen aus dem Verkauf von Kunsthandwerk. Nach zehn Jahren haben beide Seite eine Option zur Verlängerung des Vertrages um weitere zehn Jahre. Nach 20 Jahren gehen die Camps in die Hände der Conservancy über. Geschätztes Gesamtvolumen der Vorteile in den ersten zehn Vertragsjahren: Etwa 10 Mio. N$.
Aber auch die Natur zählt zu den Gewinnern. Denn ein Teil der Einnahmen fließt in den Erhalt der Umwelt und die Hege des Wildes. Die Camps sind aus natürlichen Baumaterialien errichtet und stellen einen minimalen Eingriff in die Natur dar. Alles, was für den Betrieb benötigt wird, fährt man aus Tsumkwe heran; Abfälle werden nicht vergraben, sondern nach Tsumkwe transportiert und dort entsorgt. In den Camps wird auch keine Wäsche gewaschen. In die Natur gelangt lediglich Dusch- und Spülwasser. Insgesamt sind stets maximal acht Gäste pro Tour bzw. 16 Gäste innerhalb des Gebiets unterwegs; Gast- und Versorgungsfahrzeuge bleiben auf den bestehenden Fahrspuren.
Deshalb dürfte die vorgeschriebene Studie zur Umweltverträglichkeit auch eine reine Formsache sein. Sobald von Umweltministerium und Banken grünes Licht gegeben wird, hat Namibia Country Lodges 90 Tage Zeit, mit der Errichtung der Anlagen zu beginnen. Bleibt nur, die Daumen zu drücken, dass alles wie geplant klappt. Auf dass in naher Zukunft mehr Touristen als bisher beim wunderschönen Buschmannland ins Schwärmen geraten. (Sven-Eric Kanzler)
Bildunterschriften:
1 - Willem de Wet, Geschäftsführender Direktor von Namibia Country Lodges, und Kievit /'Un, Vorsitzender der Nyae Nyae Conservancy, bei der Vertragsunterzeichnung. Foto: sek
2 - Computeranimation von einem der geplanten Chalets. Grafik: Namibia Country Lodges / Claud Bosch Architects
3 - Grundriss der geplanten Camps. Karte: Namibia Country Lodges / Claud Bosch Architects
Doch das soll sich nun ändern. Die Nyae Nyae Conservancy (Hegegemeinschaft) hat mit der Firma Namibia Country Lodges im Juni einen Vertrag über ein gemeinsames Tourismusprojekt unterzeichnet. Angeboten werden soll eine Tour ab Tsumkwe, auf der Urlauber die einmalige Landschaft, die Pflanzen, das Wild und nicht zuletzt die Menschen kennen lernen. Die Nyae Nyae Conservancy ist ein Zusammenschluss dörflicher Gemeinschaften, die sich zum Erhalt der Natur und der Hege des Wildes verpflichtet haben und das Land für einen sanften Tourismus nutzen. 1998 als erste Conservancy Namibias registriert, umfasst sie ein 900.300 ha großes Gebiet um den Ort Tsumkwe. Namibia Country Lodges, unterhält zurzeit bereits sechs Lodges an touristisch interessanten Punkten im Land.
Zwei Tage Kalahari
Die Tour beginnt und endet in Tsumkwe; Gäste reisen per Auto oder Flugzeug an. Mittags geht es los. Mit dem offenen Geländewagen werden die Gäste durch die kaum berührte Kalahari gefahren. Der Fahrer fungiert zugleich als Führer, der die großen und kleinen Wunder der Natur zeigt und erklärt. Abends erreicht man das Baobab Camp (etwa 30 km südöstlich von Tsumkwe), das nach den fünf mächtigen Baobab- oder auch Affenbrotbäumen benannt ist. Es besteht aus vier reetgedeckten, auf Pfählen errichteten Luxuschalets aus Holz mit Schlafraum, Bad und Veranda. Das Gepäck, von einem Versorgungswagen von Tsumkwe aus ins Camp transportiert, findet man bereits im Zimmer vor. Das Abendessen wird in der "Boma? serviert, einem runden, überdachten und halb offenen Raum. "Boma? ist die Bezeichnung für eine trichterförmige Anlage zum Einfangen von Wild, wird aber in Namibia gerne auch für ähnlich geformte, rustikal-gemütliche Restaurant-Terrassen verwendet.
Der nächste Tag ist den Buschleuten gewidmet. Auf der Fahrt zum Omuramba Camp (rund 50 km nördlich von Tsumkwe) erhalten die Gäste Gelegenheit, auf ganz ungezwungene Weise Kultur und Alltag des Ju/'hoansi-Volkes kennenzulernen - vom Spurenlesen und Jagen über das Sammeln und Zubereiten von Beeren und Wurzeln bis hin zum Herstellen von Kunsthandwerk. Auch Gebräuche und Religion werden erklärt.
Die zweite Nacht wird im Omuramba Camp verbracht. Ein Omuramba (Pl: Omiramba) ist eine langgezogene Senke, in denen sich bei gutem Regen Wasser sammelt. Das Camp verfügt über vier Luxuszelte mit fest errichtetem Bad. Die Terrasse des Essbereichs bietet einen Blick auf eine Wasserstelle. Geplant ist eine Rundfahrt nach Sonnenuntergang zum Beobachten nachtaktiver Tiere oder ein Ausflug in den benachbarten Khaudum Nationalpark. Am nächsten Morgen geht es nach Tsumkwe zurück. Auf Wunsch kann die Tour auch verlängert werden.
Nur Gewinner
Für Touristen wäre der geführte Tripp durch diesen Teil der Kalahari eine ideale Gelegenheit, die Landschaft und die dort lebenden Menschen zu erleben: Keine Gefahr, sich festzufahren oder zu verirren, und keine Sprach- und Hemmschwelle zu den Ju/'hoansi-San. Außerdem lässt sich die Tour gut als Station auf einer Rundreise durch den afrikanisch geprägten Norden Namibias oder zum berühmten Okavango Delta im benachbarten Botswana einplanen. Der Grenzübergang 57 km östlich von Tsumkwe wurde vor einem Jahr geöffnet. Allerdings braucht man einen Geländewagen und eine Portion Abenteuerlust, denn dies- und jenseits der Grenze gibt es viele Wegspuren, aber kaum jemand, den man nach dem richtigen Weg fragen kann.
Neben den Touristen profitieren die dörflichen Gemeinschaften von dem Projekt. ***Mehrere Institutionen haben die Nyae Nyae Conservancy und ihren Partner Namibia Country Lodges während der Verhandlungen beraten, darunter die Ministerien für Umwelt und Tourismus sowie für Land, Umsiedlung und Entschädigung, die Namibia Community-Based Tourism Association (Nacobta), die Umweltschutzorganisation WWF/LIFE und die Nyae Nyae Development Foundation. Das Ergebnis:****KÜRZUNG Die Conservancy erhält in den ersten fünf Jahren eine Mindestzahlung von jeweils N$ 100000 pro Jahr und wird danach zu einem festen Satz am Jahresumsatz beteiligt. Außerdem finden rund 20 Angehörige der Ju/'hoansi einen festen Arbeitsplatz als Fahrer, Führer, Gastbetreuer, Koch oder Reinigungskraft. Das bedeutet Einkommen und Ausbildung in einer Region, in der Jobs Mangelware sind. Hinzu kommen Einnahmen aus dem Verkauf von Kunsthandwerk. Nach zehn Jahren haben beide Seite eine Option zur Verlängerung des Vertrages um weitere zehn Jahre. Nach 20 Jahren gehen die Camps in die Hände der Conservancy über. Geschätztes Gesamtvolumen der Vorteile in den ersten zehn Vertragsjahren: Etwa 10 Mio. N$.
Aber auch die Natur zählt zu den Gewinnern. Denn ein Teil der Einnahmen fließt in den Erhalt der Umwelt und die Hege des Wildes. Die Camps sind aus natürlichen Baumaterialien errichtet und stellen einen minimalen Eingriff in die Natur dar. Alles, was für den Betrieb benötigt wird, fährt man aus Tsumkwe heran; Abfälle werden nicht vergraben, sondern nach Tsumkwe transportiert und dort entsorgt. In den Camps wird auch keine Wäsche gewaschen. In die Natur gelangt lediglich Dusch- und Spülwasser. Insgesamt sind stets maximal acht Gäste pro Tour bzw. 16 Gäste innerhalb des Gebiets unterwegs; Gast- und Versorgungsfahrzeuge bleiben auf den bestehenden Fahrspuren.
Deshalb dürfte die vorgeschriebene Studie zur Umweltverträglichkeit auch eine reine Formsache sein. Sobald von Umweltministerium und Banken grünes Licht gegeben wird, hat Namibia Country Lodges 90 Tage Zeit, mit der Errichtung der Anlagen zu beginnen. Bleibt nur, die Daumen zu drücken, dass alles wie geplant klappt. Auf dass in naher Zukunft mehr Touristen als bisher beim wunderschönen Buschmannland ins Schwärmen geraten. (Sven-Eric Kanzler)
Bildunterschriften:
1 - Willem de Wet, Geschäftsführender Direktor von Namibia Country Lodges, und Kievit /'Un, Vorsitzender der Nyae Nyae Conservancy, bei der Vertragsunterzeichnung. Foto: sek
2 - Computeranimation von einem der geplanten Chalets. Grafik: Namibia Country Lodges / Claud Bosch Architects
3 - Grundriss der geplanten Camps. Karte: Namibia Country Lodges / Claud Bosch Architects
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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