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Im Tal des Breede River

Durch den Tunnel oder nicht.....? Jedes mal in Paarl stellt sich die gleiche Frage wieder aufs Neue: Wie kommt man besser nach Worcester, durch den Berg oder über den Berg? Zum Glück haben wir genug Zeit und wählen die etwas zeitaufwendigere, aber mit Abstand schönere Route: über den du-Toits-Pass. Die Luft ist frisch, die Sonne strahlt vom blauen Himmel, es ist Winterzeit am Kap und wir genießen den herrlichen Ausblick über das weite Land bei jedem Meter auf dieser pittoresken Passstraße. Am Straßenrand sitzen vereinzelt Pavian-Familien. Je höher sich die Straße durch das Gebirge windet, umso üppiger wachsen die Proteenbüsche, die jetzt übervoll mit ihren prachtvollen rosa und weißen Blüten stehen. Nur im Winter bietet die Natur des Western-Cape seinen Besuchern diesen einzigartigen Anblick, während der anderen Jahreszeiten wirkt die Fynbos-Region eher trocken, harsch und rauh.

In Worcester angekommen biegen wir auf die R 43 in Richtung Robertson. Hier sind wir schon im Breede River Valley, das seinen Namen vom "Breiten Fluss" erhalten hat, der im Obstanbaugebiet um die Ortschaft Ceres entspringt und sich wie ein grünes, fruchtbares Band weiter in Richtung Indischer Ozean durch die Täler schlängelt.
Eine landschaftlich überaus reizvolle Gegend, umgeben von majestätischen, im Winter oft schneebedeckten Bergen, erstreckt sich das Breede-River Valley von McGregor im Süden und Gouda im Westen, nach Montagu im Osten und der Karoo im Norden. Durch die fruchtbaren Böden und die warmen Sommer ideal geeignet für Obst- und Weinanbau, ist dieses Gebiet auch durch seine relativ nahe Lage zur Mutterstadt ein beliebtes Ausflugs- und Wochenendgebiet für die Kapstädter. Mehr als 50 Weinfarmen sind hier beheimatet, zusammengefasst in verschiedenen Weinrouten, wovon die so genannte "Route 62", als die populärste und vor allem als eine der längsten Weinrouten der Welt gilt. Auch für seine zahlreichen Gestüte ist das Breede-River Valley bekannt und für seine Rosen.
Rund 150 km von Kapstadt entfernt, im Herzen der Route 62, liegen die beiden Ortschaften Ashton und Robertson. Am Fuß der Langeberg Mountains bietet das 1853 gegründete Robertson einige sehr gut erhaltene Exemplare Viktorianischer Baukunst, die man an Häusern und Cottages entlang der Hauptstraße beobachten kann. Umgeben ist das malerische Städtchen von Weinfeldern und Obstgärten, die sich von den umliegenden Farmen bis in den Ort hineinziehen. Im Sommer leuchten hier gelbe Canna mit pinkblühenden Bougainvilleas und roten Rosen um die Wette.

Ursprünglich diente das nahe gelegene Ashton als Wohngebiet für die Angestellten einer der größten Fabrik-Cooperativen auf der südlichen Hemisphäre, die Konserven für Früchte, Marmeladen und Gemüse erzeugten. Heute gehört es ebenfalls zu den wichtigen, Wein erzeugenden Ortschaften der Robertson-Wine-Route.
Die heutige Nacht wollen wir in der Nähe von Ashton verbringen, auf der Weinfarm "Excelsior", in einer recht ungewöhnlichen Unterkunft: in einem so genannten "Feder-Palast". Als wir bereits in der Dunkelheit ankommen, begrüßt uns ganz herzlich die gute Seele des Hauses, Lizl du Plooy. Sie weist uns auch gleich unser gemütliches, herrlich altmodisch eingerichtetes Zimmer zu. An den Wänden Bilder der Champions aus der ehemaligen Pferde-Zucht, die Nachttisch-Lampen aus der Jugendstil- Periode, die Möbel aus alter Eiche geschnitzt.

Verabredet sind wir heute Abend noch mit Freddie de Wet, dem Besitzer der Weinfarm "Excelsior" in 4. Generation und seiner Schwiegertochter Amanda. Wir fühlen uns in eine andere Epoche versetzt: Im großen, eleganten Salon, vor dem knisternden Kaminfeuer und unter Kristall-Leuchtern aus einer längst vergangenen Zeit, erzählt er uns die spannende Geschichte dieses Hauses und seiner Familie: Schon 1859 hatte die Familie de Wet in diesem Gebiet erfolgreich mit Weinanbau und Pferdezucht begonnen. Ende des 19. Jahrhunderts, ganz im Trend der Zeit, galt Großvater Kowie de Wet als der erfolgreichste Straußenzüchter der Umgebung. Ähnlich wie in Outshoorn zeigte man damals seinen Reichtum durch die Errichtung der typischen "Feder-Paläste", großer Farmhäuser mit der charakteristischen Eleganz des viktorianischen Zeitalters, mit kapholländischen Giebeln, vielen, kleinen Schornsteinen und eingerichtet mit importiertem, europäischem Mobiliar. Als nach dem Ersten Weltkrieg die Straußenfeder-Industrie jedoch zusammenbrach, besann man sich wieder auf Weinanbau und Pferdezucht und entging dadurch als eine der wenigen Farmen der überall drohenden Insolvenz.

Auch in der Landwirtschaft gab es im Laufe der darauffolgenden Jahre Modeerscheinungen und Veränderungen. Die ursprünglichen Trauben wurden ersetzt durch edle Kultivare wie Chardonnay, Sauvignon Blanc und Cabernet Sauvignon. Einen großen Schritt in eine neue Richtung wagte man aber, als Freddie die Weiden, auf denen Jahrzehnte lang edle Zuchtpferde gegrast hatten, durch die Anpflanzung von Shiraz-Weingärten ersetzte (daher auch der Name Paddock-Shiraz) - Rotweine waren angesagt. Die Familie de Wet hatte wieder rechtzeitig den neuen Trend erkannt.
Heute ist die "Excelsior"-Weinfarm nicht nur im Inland bekannt und in vielen internationalen Fachmagazinen erwähnt, neben namhaften Exporten nach Europa gilt sie inzwischen als der zweitgrößte Exporteur in die USA für edle Weine des Western Cape.
Während unseres interessanten Gesprächs am Kamin verkoste ich den eben erwähnten Shiraz, wunderbar rund, perfekt im Gaumen. Morgen wollen wir auch noch die anderen Weine verkosten, denn auch die Weißweine sollen von erstklassiger Qualität sein.
Aber erst lassen wir uns noch von Lizl, die seit einem Jahr hier auch Chef de Cuisine ist, verwöhnen: karamelisierter Apfel mit Gorgonzola, Chicken-Pie mit Gemüse vom Kap und als Dessert Limonen-Pudding stehen auf dem Programm.
Als wir anschließend beschwingt von Wein und gutem Essen durch den mit antiken Teppichen ausgelegten Gang zu unserem Zimmer schlendern, meinen wir eine elegante Dame mit Schleppe und Federboa um die Ecke huschen zu sehen, hören wir nicht auch hinter den Samtvorhängen Walzer und Foxtrott aus dem großen Salon klingen, tanzt da nicht eine Jahrhundertwende-Gesellschaft über das alte, hölzerne Parkett.....?
Als wir am nächsten Morgen die Fenster öffnen, sind wir wieder im richtigen Zeitalter gelandet. Schnee liegt auf den umgebenden Bergen und trotzdem blühen hier die Rosen vor unserer Terrasse. Es sind weiße Iceberg-Rosen und die blühen hier im Breede River Valley das ganze Jahr über. Langsam heben sich die Frühnebel aus dem weiten Tal und die Sonne scheint auf die tauglitzernden, grünen Wiesen.

Amanda, die Schwiegertochter des Hauses, holt uns heute morgen, nach einem üppigen Farm-Frühstück ab und zeigt uns den schön angelegten Garten mit seinen plätschernden Springbrunnen und gepflegten Rosen-Beeten. Von ihr erfahren wir auch die jüngste Geschichte des Hauses: Nachdem der ehemalige Federpalast, der bis dahin ausschließlich der Familie als Privathaus gedient hatte, komplett renoviert worden war, steht er nunmehr seit November 2007 auch der Öffentlichkeit zur Verfügung, jetzt als stilvolle Bed- und Breakfast- Unterkunft. Jedes der neun Zimmer im "Excelsior" ist nach einem ihrer früher so erfolgreich gezüchteten Rennpferde benannt: Octavius, Gondolier, Allure oder St. Louis, sie alle hängen auch verewigt an den Wänden. Die Räume sind jedes individuell, mit gemütlichem Mobiliar aus der Jahrhundertwende eingerichtet, aber doch mit allen Annehmlichkeiten der Neuzeit. Neben wertvollen, alten Uhren entdecken wir auch Ansichtskarten aus dem Ersten Weltkrieg und Pokale der damit ausgezeichneten Rennpferde. Sehr viel Atmosphäre bietet dieses Haus und man spürt die Liebe zur Familien-Historie.

Bis vor kurzem war die Verkostung von Wein ausschließlich den hauseigenen Gästen vorbehalten. Inzwischen wurde jedoch am 30. Mai endlich auch ein eigener Raum für Wine-Testen eröffnet, direkt am weitläufigen Damm gelegen mit einer herrlichen Aussicht über das fruchtbare Tal und die umgebenden Weingärten. Hier wollen wir uns heute Nachmittag noch mit anderen Freunden treffen, um die diversen Roten, die Weißen und den Rosé zu verkosten.
Für die nächsten Stunden aber geht es weiter in Richtung Montagu, dem Ort mit den heißen Quellen, und weiter auf der Route 62, weiter durch das wunderschöne Breede River Valley...

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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