Im Wechselbad zwischen Ostwind und Nebel
Für Swakopmunder is das mos nix Besonderes, dass das Wetter sommer so umschlägt, launisch wie sonstwer. Aber für Inländer heißt das gewöhnungsbedürftig – aus der winterlichen Inlandkälte unvermittelt in die Küstenhitze des Ostwinds einzutauchen. Du fährst etwas fröstelnd aus Ovenduka los, hältst xhou mal in Okahandja an, um zu checken, ob Trockenwurst und Beesterbiltong mit dem gelben Fettrand, in feinen Scheiben geschnitten, bei dem einen und dem anderen Händler noch schmecken. Denn nach Okahandja kommt ja die lange Strecke nach Karibib, die am Wintermorgen am besten zu bewältigen is, wenn's was zu kauen gibt.
Noch is die herrschende Dürre noch nich so schlimm zu bemerken, weil es im Padkamp allerhand Gras auf dem Halm gib, das kommerzielle und Subsistenzfarmer jetzt streckenweise für das eigeneViehzeug oder zum Verkauf abmähen. Das Heu kann durchaus noch mit Kameldornschoten veredelt werden, die landflüchtige Leute am Windhoeker Stadtrand in der Gegend von Brakwater säckeweise anbieten. Rundum Ovenduka gibt es zum Glück noch viele Kameldornbäume, deren Schoten vom Wild verschont werden, das es hier mit Ausnahme einiger Kudu nicht mehr gibt. Ansonsten gelten die Schoten für die großen Fresser wie Kudu und Gemsbock ja als Delikatesse.
Im Padkamp sind nun merklich wieder viel mehr Viecher zu sehen und zu befürchten als zu guten Regenzeiten. Warzenschweine und Poviane sind stief da. Auch Beester sind unterwegs, begleitet von Hirten, die hier Aufpasser heißen. Diese ausgezäunten Streifen kannste ja als Notweide bezeichnen, die noch was hergibt, nachdem die Farmkamps leergefressen sind. Vergiss die Grasschneidetermiten nich, die gern Heu häckseln und dafür sorgen, dass der Dürreboden am Ende wirklich kahl wie die Tenne is.
Kommste am kalten, windigen Wintertag von Wilhelmstal nach Usakos und in Tsoaxaobmund is Ostwind angesagt, musste hier am Rande der Namib schon schwitzen, dabei liegt die Wüste noch vor Dir. Niemand anders als der Wüstenflüchtige Henno Martin hat den namibischen Winter- und Kälte-Kontrast zwischen der kontinentalen Randstufe, zwischen dem Gamsberg meinetwegen und dem Namibstrand am Atlantik besser ausgedrückt. „Der große Kontinent atmet aus“, hat er geschrieben, als es Krieg war und er mit seinem Kameraden Hermann Korn – das war übrigens der muilikere oder auch künstlerisch begabtere unter den Zweien - mit Bakkie, Hund und verbotenem Radio in der mittleren Kuiseb-Gegend bei den Gramadullas untergetaucht is.
Kommste dann bei Ostwind näher an Tsoaxhaobmund, wird's noch heißer und das Licht noch gleißender. Red' von Gnade, wenn Du mit dem Rückenwind von Ost nach West ohne bleddy Sandgebläse bis an die Küste gekommen bist. Aber auch hier haben die Leute selbst schon ordentliche Kontraste durchgemacht, denn gestern ha'm se bei fast Null-Grad gefröstelt. Und am Meer sind diese Temperaturen mos wegen der Feuchtigkeit viel kwaier als trockene Kälte im Inland.
Nichtsdestotrotz, den Kontrast zwischen diesen Extremen musste erleben, denn sonst kannste die Swakopmunder und ihre Schrullen net nich verstehen. Einmal glühend-cremiger Sonnenuntergang mit Farben, die kaum ein Maler verwenden kann, wenn er nich als Kitsch-Fän beschrieben werden will, und paar Stunden später nass-klamme Kälte.
Im Kontrast liegt die Würze. In Tsoaxhaobmund eben.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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