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Impfung ungleich Immunisierung

Ein Rückblick auf die erste Impfrunde gegen Poliomyelitis und ein Überblick über die derzeitige Situation im Land - das stand im Zentrum der sechsten Presseinformationsveranstaltung, die am Freitag im bis auf den letzten (Steh-) Platz gefüllten Konferenzraum des Gesundheitsministeriums stattfand.

Windhoek - Da die meisten Kinder in Namibia gegen Poliomyelitis geimpft sind, betrifft der jetzige Krankheitsausbruch vor allem 20 bis 40 Jahre alte Erwachsene. Denn "die oft nicht geimpften Kinder aus der Zeit vor der Unabhängigkeit sind die gefährdeten Erwachsenen von heute". Diese seien nicht geschützt, sagte Dr. Custodia Mandlhate, die Repräsentantin der Weltgesundheitsorganisation WHO in Namibia. Dr. Norbert Forster, Untersekretär im Gesundheitsministerium (MoHSS), bestätigte dies gegenüber der AZ: Die so genannte Impflücke sei recht groß, vor allem wenn man bedenkt, dass statistisch auf jeden Lähmungsfall durch Polio (betrifft etwa 1% der Infizierten) viele Menschen zur rechnen sind, die zwar infiziert sind, deren Immunsystem die Krankheit jedoch erfolgreich bekämpfen kann und diese daher nicht ausbricht. Jedoch wird das Virus von diesen "unsichtbar Infizierten" ausgeschieden und andere Menschen könnten sich anstecken.

"Namibia ist ein äußerst gelungenes Beispiel für die schnelle Reaktion auf einen Krankheitsausbruch und die Durchführung einer landesweiten Immunisierungskampagne, lobt Mandlhate und betonte, dass "absolut jedermann durch die Impfkampagne erreicht werden müsse". In etwa drei Viertel des Landes seien während der Impfrunde mindestens 95% der Bevölkerung geimpft worden, erklärt Forster. In den Gebieten Katima Mulilo, Okahandja und Okakara seien 80% bis 94,99% erreicht, aber in Karasburg, im Westkavango und Westcaprivi nur 57% bis 79,99% abgedeckt worden.

Über das weltweite WHO-Überwachungssystem würden alle Fälle akuter schlaffer Lähmung (Acute Flaccid Paralysis, AFP) erfasst, die immer Polio-Verdachtsfälle seien. In etwa 50 % der Fälle liege jedoch ein Guillain-Barré-Syndrom zugrunde, heißt es von der sächsischen Landesärztekammer. So betont auch Mandlhate: "Nicht allen Fällen plötzlicher schlaffer Lähmung liegt Polio zu Grunde". Nach den Daten vom 13. Juli 2006 sind jetzt 19 Lähmungsfälle zweifelsfrei als Poliomyelitis identifiziert worden. 17 davon sind Männer und zwei Frauen. Jedoch wurden 203 Fälle von AFP bekannt".

Die WHO sei überzeugt, dass der ursprünglich in Namibia auftretende "indigene" Virustyp ausgemerzt und der im Land zirkulierende Typ über Angola aus Indien eingeschleppt worden sei.

Obwohl die erste Impfrunde ein Erfolg gewesen sei, solle noch nicht "Sieg" gerufen werden. Forster machte in diesem Zusammenhang auf den Unterschied zwischen Impfung und Immunisierung aufmerksam: (Schluck-) Impfung bedeute lediglich, dass eine Injektion verabreicht wurde oder die Impf-Tropfen geschluckt wurden. Immunisierung beziehe sich auf die dann in der Regel folgende Reaktion im Körper. "Jedoch wird nicht bei jeder Impfung auch eine Immunisierung erreicht", betont Forster. Leide man zum Zeitpunkt der Impfung etwa unter Durchfall oder einer kräftigen Erkältung, so könne es geschehen, dass die Immunantwort nicht ideal ausfällt, sprich, der Körper nicht mit der Bildung von ausreichenden Antikörpern reagiert. Selbst bei 100%-iger Beteiligung an der ersten Impfaktion sei daher keine 100%-ige Immunisierung der Bevölkerung erreicht worden. Eine Teilnahme an der zweiten Impfrunde sei daher für alle wichtig. Auch bei den Menschen, die bereits in der Kindheit geimpft worden seien, könne die Immunantwort des Körpers mangelhaft ausgefallen sein - eine weitere Impfung sei daher auch hier notwendig.

In der zweiten Impfrunde werde wiederum der monovalente orale Polio-Impfstoff (mOPV) verabreicht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation habe sich erwiesen, dass dieser gegen einen Virustyp wirkende Impfstoff eine Immunisierung von 90% der Geimpften nach sich zieht, während man mit dem gegen alle drei Polio-Typen wirksam trivalenten Wirkstoff (tOPV) 70-75% Immunisierungsrate erreiche. Mehrere Impfungen seien bei Kindern notwendig, um sie wirksam zu immunisieren. So erhalten Kinder dem Impfkalender entsprechend, insgesamt sechs Polio-Impfungen: als Neugeborene, im Alter von einem Monat, von zwei und drei Monaten sowie von fünf und 10 Jahren.

Die zweite Runde der Massen-Impfkampagne steht vor der Tür: Vom 18. bis zum 20. Juli. Und wieder gelte: "Alle müssen sich daran beteiligen; in der ersten Runde geimpft oder nicht geimpft, ungeachtet des Alters, Geschlechts, Rasse, Hautfarbe, des Glaubens und ethnischer Gruppe".

Anhand von statistischen Diagrammen verdeutlichte Forster, wie die Erkrankungsrate "sofort nach der ersten Impfrunde nach unten fiel".

Die jetzt verabreichte Impfung sollte eine lebenslange Immunität nach sich ziehen. Und bei denjenigen, die in der Kindheit geimpft wurden, bekomme das Immunsystem durch die Schluckimpfung einen "Schub" und werde quasi noch einmal an das Virus, vor den es den Körper zu schützen hat, erinnert.

Auch in Namibias Nachbarländern würden jetzt Immunisierungskampagnen organisiert: "Wenn solche Massenimpfkampagnen in großen Gebieten durchgeführt werden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, das Virus dort auszurotten", so Forster.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-30

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