In der DDR soll alles möglich gewesen sein – sogar ein ungesühnter rassistisch motivierter Mord
Vielmehr passten solche Fake News indes einigen Politikerinnen in ihr offensichtlich begrenztes Bild über die DDR. Sie hofften wohl, sich mit der Skandalisierung eines Unfalls profilieren zu können, etwa Gökay Akbulut, Bundestagsabgeordnete der LINKEN, die gerade noch gehindert werden konnte, mit ihrer Mordstory an die parlamentarische Öffentlichkeit zu treten. Gestoppt...
Fiktion und Realität liegen bei der „Aufarbeitung“ der DDR-Geschichte so dicht beieinander, dass sich nunmehr schon vor einiger Zeit einer der ersten „DDR-Geschichtsaufarbeiter“, Ilko-Sascha Kowalczuk, veranlasst sah, eine „Aufarbeitung“ der bisherigen DDR-Geschichts-„Aufarbeitung“ und einen Generationswechsel bei den „Aufarbeitern“ einzufordern. Kürzlich hat die Recherche der engagierten Journalistinnen Anja Reich und Jenni Roth von der Berliner Zeitung gezeigt, wie notwendig es ist, diese Forderung umzusetzen.
Der Hintergrund hierfür ist die Aufdeckung eines weiteren – so könnte es man nennen – Relotius-Skandals. Dieses Mal jedoch nicht im SPIEGEL, sondern beteiligt waren andere Medien. Wenngleich Redakteure verschiedenen Printmedien, wie der Tageszeitungen Tagespiegel, Fokus, Neues Deutschland, jedoch auch des ZDF und vor allem des MDR, darauf aufmerksam gemacht wurden, sahen sie nicht, welcher Skandal sich da anbahnte. Im Gegensatz zu Claas-Hendrik Relotius ging es nicht um Themen, die irgendjemanden früher oder später auffallen mussten, sondern es ging um ein Kapitel DDR-Geschichte. Und auf diesem Gebiet kann man – so die verbreitete Meinung unter Historikern – berichten und unterstellen, was man will, kaum jemand wird das nachprüfen. Dem „Unrechtssaat“ kann man doch alles nachsagen, von Morden an ursprünglich in den Napoleonischen Freiheitskriegen gefallenen Soldaten, Menschenversuchen, das Wüten von Stasi-Folterern in Äthiopien und nun einen rassistisch konnotierten Mord an einem Vertragsarbeiter aus Mosambik im Jahre 1986, der dann auch noch von der DDR-Obrigkeit vertuscht worden sein sollte. Wie kann nun noch die zwar in der internationalen Wissenschaft bekannte und mehrfach nachgewiesene solidarische Haltung der Mehrheit der DDR-Bevölkerung – ganz zu schweigen von der Wertschätzung der von der Solidarität der Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika profitierenden Menschen – aufrechterhalten werden? Denn das diese vorhanden war und oft genug die neokolonialistische westdeutsche Politik ein Dorn im Auge war, ist ja keine neue Erkenntnis. Diese Ergebnisse und Erinnerungen lassen sich doch gut mit Hypes um rassistische Morde trüben!
Afrikaner in der DDR
Zum Ende der DDR lernten mehr als 16.000 junge Mosambikaner in der DDR einen Beruf mit anschließender mehrjähriger praktischer Berufserfahrung. Als in den letzten Jahren der Existenz der DDR die Arbeitskräfte aus den verschiedensten Gründen – auch, aber nicht nur aufgrund der „Westwanderung“ – knapper wurden, war dies für die DDR-Wirtschaft ein willkommener Arbeitskräfteausgleich. Die von Anfang an vertraglich in einem Staatsvertrag von 1979 festgeschriebene Ausbildung der Afrikaner zu Facharbeitern nahm zugunsten der nur kurz angelernten Tätigkeiten im Produktionsprozess ab, jedoch erst in den letzten Jahren der Existenz der DDR. Einen solchen Arbeitseinsatz hatte zunächst die DDR-Führung abgelehnt, dann jedoch dem dringenden Wunsch der mosambikanischen Regierung zugestimmt. Denn die arbeitslosen Jugendlichen belasteten den dortigen Arbeitsmarkt, brachten sogar durch ihre Berufsausbildung und Arbeitserfahrung für das sich gerade vom portugiesischen Kolonialjoch befreiten Mosambik Geld, wenn sie in den DDR-Betrieben arbeiteten. Selbst dann noch, als aufgrund des Bürgerkrieges die ursprünglichen Pläne, in dem südostafrikanischen armen Land eine Industrie zu errichten, in der die ausgebildeten Arbeitskräfte die Wirtschaft ankurbeln sollten, nicht zustande gekommen war.
Neben Vietnamesen, Angolanern und Kubanern sowie weiteren jungen Menschen aus anderen Ländern des heute sogenannten globalen Südens, die weitab der Heimat als Vertragsarbeiter einen Beruf erlernen und Geld verdienen konnten, gab es ebenfalls Tausende von Menschen aus jenen Regionen, die in der DDR studierten oder eine Berufsausbildung genossen. Das ist alles weitgehend bekannt und erforscht, nicht zuletzt von ausländischen Historikern, denen man ein etwas ungetrübteres Auge auf die deutsche Vergangenheit durchaus zutrauen kann.
Da, wo es nichts Kritisches gab, was man den bösen DDR-Menschen im Umgang mit Ausländern anheften konnte, wurden „alternative Fakten“ erfunden. Demnach sollen vor allem die Vertragsarbeiter unterbezahlt worden sein, wenngleich sie oft mehr verdienten als der ostdeutsche Durchschnittsbürger, so sollen sie kaserniert untergebracht worden sein, wenngleich ebenso die DDR-Studenten und Montagearbeiter in Wohnheimen lebten, sie durften keinen Kontakt zu DDR-Bevölkerung unterhalten, wenngleich fast zweitausend Kinder von ihnen gezeugt worden sind, sie die Urlaubs- und Gesundheitsdienste ihrer Betriebe nutzten und es gemeinsame Freizeitgestaltungen gab etc.
Ja, und dann gab es da noch Rassismus, sogar einen institutionellen! Bis heute konnte zwar nicht ein einziger Beleg dafür vorgelegt werden, dass es ein Gesetzt gab, eine offizielle Rede gehalten oder ein Gerichtsurteil gefällt wurde, Verlage, Bücher oder Zeitschriften oder sonstige „Institutionen“, die es erlauben würden, von Rassismus zu sprechen, existierten. Da könnte man noch lange suchen, denn so etwas gab es nicht! Und die aus dem Westen nach dem mauerfall in die Ostgebiete einströmenden Journalisten haben mit Sicherheit danach gesucht, was sie von zu Haus kannten – haben aber nichts gefunden.
Es kann keiner abstreiten, dass es in der DDR auch rassistische Äußerungen und vereinzelt auch Handlungen gab. Wenn das bekannt wurde, führte dies zu Abmahnungen bis hin zu Strafprozessen. Rassismus ist jedoch etwas Anderes. Eher kann man von rassistischen Ressentiments sprechen. Völlig unsinnig ist es, wie oft behauptet, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus durfte es in dem sich sozialistisch gebenden Staat nicht geben. Ein Blick in das Strafgesetzbuch und die Verfassung der DDR führen solche einfältigen Behauptungen als ad absurdum. Jedem war bewusst, dass es so etwas geben konnte – jedoch betraft wurde.
Der Fall Diogo
Zwei MDR-Journalisten verspürten anscheinend gegen Mitte des vergangenen Jahrzehnts, dass sie nicht viel und genau recherchieren bräuchten, um zu Geld und einen Sendeplatz in einem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zu kommen, wenn sie sich eine bislang wenig beachtetes Kapitel DDR-Geschichte zuwenden würden. Da dachten sie sich eine Mordstory aus. Ihr mediales Opfer wurde der junge Mosambikaner Manuel Diogo, der in der Nacht vom 29. zum 30. Juni 1986 während einer Eisenbahnfahrt zwischen dem Haltepunkt Borne (Mark) und dem Bahnhof Belzig im heutigen Bundesland Brandenburg ums Leben kam. Die dann in verschiedenen Varianten ausgestrahlte Sendung kam nicht nur beim MDR auf dem Bildschirm, sondern auch alle anderen steuerfinanzierten Sender übernahmen die Fake News. Hierin wird suggeriert, dass rechtsgerichtete Schläger an dem Tod von Diogo schuld gewesen wären. Trotz damaliger intensiver polizeilicher Untersuchungen konnte jedoch ein Tötungsdelikt nicht festgestellt werden, ja nicht einmal Rechtsextremisten konnten ausfindig gemacht werden, die damals laut fiktiver Story im Zug gewesen sein sollen. Einen Mordvorwurf hatte damals niemand erhoben, weder die Kameraden des Getöteten noch Vertreter der mosambikanischen Botschaft oder sonst jemand. Aber nunmehr die beiden Journalisten Christian Bergmann und Tom Fugmann.
Die kriminalistischen Untersuchungen hatten seiner Zeit ergeben, dass der Mosambikaner Manuel Diogo vor seinem Tod „umfangreich Alkohol zu sich“ genommen und dann – so bestätigten seine ihm begleitenden Kameraden – im Zug eingeschlafen sei. Er hätte deshalb den Ausstieg auf dem Bahnhof – nicht zum ersten Mal – verfehlt und sei entweder schon beim Sturz oder dann, als er auf den Schienen zu Fuß gegangen war, von einem sich schnell nähernden Zug erfasst und überrollt und mitgeschleift worden. Das abschließende Ergebnis der kriminalpolizeilichen Untersuchung lautete eindeutig: „Hinweise auf (eine) Straftat liegen nicht vor“. Das ist allerdings für die Filmemacher kein Grund gewesen, nicht das Gegenteil, ausgeschmückt mit ihren dramatisierten Trugbildern, zu behaupten.
Fiktionen halten sich länger als die Wahrheit
Es ist anzunehmen, dass diese MDR-Produktion, die noch im Oktober 2019 im 3Sat gezeigt wurde, das Bild vom „Unrechtsstaat“ DDR gefestigt hat oder es zumindest festigen sollte. Das kann zumindest vermutet werden. Dabei sind anscheinend alle Mittel und Fälschungen recht gewesen. So ein grausiger Fall, den die herzlosen DDR-Bonzen dann auch noch unter den Tisch kehren wollten, so behaupteten es wenigstens Bergmann/Fugmann, wird bis heute gern von Medien aufgegriffen. Ein Blick ins Internet legt davon beredt Zeugnis ab.
Auf die Ungereimtheiten, fehlenden Belege und ganz offen vorgetragene Fiktionen in der Dokumentation von einem Historiker angesprochen, reagierte der MDR mit einer Unterlassungsverpflichtungserklärung. Ein sich dort gemeldeter Eisenbahner, der als erster den Toten zwischen den Gleisen fand, wurde abgewimmelt. Sein Wissen passte nicht in das gesponnene Lügengespinnst.
Nunmehr sollten sich, so die investigative Journalistin Anja Reich in einem Artikel nach Bekanntwerden der staatsanwaltlichen Ermittlungen, alle diejenigen, die sich trotz Hinweises auf einen Relotius-ähnlichen Fall taub stellten, wie die entsprechenden Instanzen des MDR, die Abgeordnete Johlige oder wie der Krimi-Schriftsteller Max Annas, der im Rowohlt Verlag einen Roman über den „Fall“ schrieb und dafür einen Preis erhielt. Denn er hatte sich auf einen „wahren“ Vorgang berufen und somit von dem Unglück eines Mosambikaners Profit für sich herausgeschlagen. Einige bezeichnen ein solches Verhalten als Rassismus.
Superspreder waren ebenso zwei weitere in die Weiterverbreitung von Lügen involvierte Personen. Der eine ist der sich als Historiker bezeichnende Harry Waibel, der auf Grund seiner umstrittenen Stellung in der scietific community seine Rente mit Fake News auf diese Weise aufbessert, was auch die beiden genannten Journalistinnen offengelegt haben. Ohne Belege, ohne genaue Kenntnis der DDR-Geschichte behauptete er grassierenden Rassismus in dem ostdeutschen Staat nachweisen zu müssen, aber wie nicht nur in diesem Falle oftmals ohne nachweisbare Zeugen oder stichhaltige Belege. Es gab – für ihn symptomatisch ebenso im „Fall Diogo“ weder ein seine Fiktionen stützendes Dokument, noch Zeitzeugen – nur einen anderen Mosambikaner, der vom MDR zu den Todesumständen von Diogo interviewt worden war. Das ist Alberto Ibraimo, ein in Deutschland verbliebener ehemaliger Vertragsarbeiter aus Mosambik, der in der TV-Dokumentation sogleich ohne Kommentar im Anschluss an die nachgestellten fiktiven Todesumstände eingeblendet worden war und den angeblichen Mordhergang minutiös zu beschreiben wusste. Inzwischen ist bekannt geworden, dass er seinen „besten Freund“ Manuel offensichtlich gar nicht kannte, sie demzufolge nicht die Zeit vor dem Unfalltod, den er zu einem Mord umwidmete, verbringen konnte. Er galt auf Grund seiner Erzählungen über angebliche Fremdenfeindlichkeit (bis hin zu einem rassistischen Mord) in der DDR dem Bundespräsidenten und anderen hochrangigen deutschen Politikern, die ihn auszeichneten, als Zeitzeuge. Seitdem ihm die Journalistinnen Reich und Roth auf die Spuren gekommen sind, verweigert er Interviews, denen er zuvor kaum ausgewichen ist.
Nach alle diesen neuen Erkenntnissen sollte man erwarten können, dass sich die Erfinder der Fake News und diese ungeprüft verbreitenden Medien und Politiker erklären!
Ulrich van der Heyden
Gastbeitrag
Der Hintergrund hierfür ist die Aufdeckung eines weiteren – so könnte es man nennen – Relotius-Skandals. Dieses Mal jedoch nicht im SPIEGEL, sondern beteiligt waren andere Medien. Wenngleich Redakteure verschiedenen Printmedien, wie der Tageszeitungen Tagespiegel, Fokus, Neues Deutschland, jedoch auch des ZDF und vor allem des MDR, darauf aufmerksam gemacht wurden, sahen sie nicht, welcher Skandal sich da anbahnte. Im Gegensatz zu Claas-Hendrik Relotius ging es nicht um Themen, die irgendjemanden früher oder später auffallen mussten, sondern es ging um ein Kapitel DDR-Geschichte. Und auf diesem Gebiet kann man – so die verbreitete Meinung unter Historikern – berichten und unterstellen, was man will, kaum jemand wird das nachprüfen. Dem „Unrechtssaat“ kann man doch alles nachsagen, von Morden an ursprünglich in den Napoleonischen Freiheitskriegen gefallenen Soldaten, Menschenversuchen, das Wüten von Stasi-Folterern in Äthiopien und nun einen rassistisch konnotierten Mord an einem Vertragsarbeiter aus Mosambik im Jahre 1986, der dann auch noch von der DDR-Obrigkeit vertuscht worden sein sollte. Wie kann nun noch die zwar in der internationalen Wissenschaft bekannte und mehrfach nachgewiesene solidarische Haltung der Mehrheit der DDR-Bevölkerung – ganz zu schweigen von der Wertschätzung der von der Solidarität der Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika profitierenden Menschen – aufrechterhalten werden? Denn das diese vorhanden war und oft genug die neokolonialistische westdeutsche Politik ein Dorn im Auge war, ist ja keine neue Erkenntnis. Diese Ergebnisse und Erinnerungen lassen sich doch gut mit Hypes um rassistische Morde trüben!
Afrikaner in der DDR
Zum Ende der DDR lernten mehr als 16.000 junge Mosambikaner in der DDR einen Beruf mit anschließender mehrjähriger praktischer Berufserfahrung. Als in den letzten Jahren der Existenz der DDR die Arbeitskräfte aus den verschiedensten Gründen – auch, aber nicht nur aufgrund der „Westwanderung“ – knapper wurden, war dies für die DDR-Wirtschaft ein willkommener Arbeitskräfteausgleich. Die von Anfang an vertraglich in einem Staatsvertrag von 1979 festgeschriebene Ausbildung der Afrikaner zu Facharbeitern nahm zugunsten der nur kurz angelernten Tätigkeiten im Produktionsprozess ab, jedoch erst in den letzten Jahren der Existenz der DDR. Einen solchen Arbeitseinsatz hatte zunächst die DDR-Führung abgelehnt, dann jedoch dem dringenden Wunsch der mosambikanischen Regierung zugestimmt. Denn die arbeitslosen Jugendlichen belasteten den dortigen Arbeitsmarkt, brachten sogar durch ihre Berufsausbildung und Arbeitserfahrung für das sich gerade vom portugiesischen Kolonialjoch befreiten Mosambik Geld, wenn sie in den DDR-Betrieben arbeiteten. Selbst dann noch, als aufgrund des Bürgerkrieges die ursprünglichen Pläne, in dem südostafrikanischen armen Land eine Industrie zu errichten, in der die ausgebildeten Arbeitskräfte die Wirtschaft ankurbeln sollten, nicht zustande gekommen war.
Neben Vietnamesen, Angolanern und Kubanern sowie weiteren jungen Menschen aus anderen Ländern des heute sogenannten globalen Südens, die weitab der Heimat als Vertragsarbeiter einen Beruf erlernen und Geld verdienen konnten, gab es ebenfalls Tausende von Menschen aus jenen Regionen, die in der DDR studierten oder eine Berufsausbildung genossen. Das ist alles weitgehend bekannt und erforscht, nicht zuletzt von ausländischen Historikern, denen man ein etwas ungetrübteres Auge auf die deutsche Vergangenheit durchaus zutrauen kann.
Da, wo es nichts Kritisches gab, was man den bösen DDR-Menschen im Umgang mit Ausländern anheften konnte, wurden „alternative Fakten“ erfunden. Demnach sollen vor allem die Vertragsarbeiter unterbezahlt worden sein, wenngleich sie oft mehr verdienten als der ostdeutsche Durchschnittsbürger, so sollen sie kaserniert untergebracht worden sein, wenngleich ebenso die DDR-Studenten und Montagearbeiter in Wohnheimen lebten, sie durften keinen Kontakt zu DDR-Bevölkerung unterhalten, wenngleich fast zweitausend Kinder von ihnen gezeugt worden sind, sie die Urlaubs- und Gesundheitsdienste ihrer Betriebe nutzten und es gemeinsame Freizeitgestaltungen gab etc.
Ja, und dann gab es da noch Rassismus, sogar einen institutionellen! Bis heute konnte zwar nicht ein einziger Beleg dafür vorgelegt werden, dass es ein Gesetzt gab, eine offizielle Rede gehalten oder ein Gerichtsurteil gefällt wurde, Verlage, Bücher oder Zeitschriften oder sonstige „Institutionen“, die es erlauben würden, von Rassismus zu sprechen, existierten. Da könnte man noch lange suchen, denn so etwas gab es nicht! Und die aus dem Westen nach dem mauerfall in die Ostgebiete einströmenden Journalisten haben mit Sicherheit danach gesucht, was sie von zu Haus kannten – haben aber nichts gefunden.
Es kann keiner abstreiten, dass es in der DDR auch rassistische Äußerungen und vereinzelt auch Handlungen gab. Wenn das bekannt wurde, führte dies zu Abmahnungen bis hin zu Strafprozessen. Rassismus ist jedoch etwas Anderes. Eher kann man von rassistischen Ressentiments sprechen. Völlig unsinnig ist es, wie oft behauptet, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus durfte es in dem sich sozialistisch gebenden Staat nicht geben. Ein Blick in das Strafgesetzbuch und die Verfassung der DDR führen solche einfältigen Behauptungen als ad absurdum. Jedem war bewusst, dass es so etwas geben konnte – jedoch betraft wurde.
Der Fall Diogo
Zwei MDR-Journalisten verspürten anscheinend gegen Mitte des vergangenen Jahrzehnts, dass sie nicht viel und genau recherchieren bräuchten, um zu Geld und einen Sendeplatz in einem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zu kommen, wenn sie sich eine bislang wenig beachtetes Kapitel DDR-Geschichte zuwenden würden. Da dachten sie sich eine Mordstory aus. Ihr mediales Opfer wurde der junge Mosambikaner Manuel Diogo, der in der Nacht vom 29. zum 30. Juni 1986 während einer Eisenbahnfahrt zwischen dem Haltepunkt Borne (Mark) und dem Bahnhof Belzig im heutigen Bundesland Brandenburg ums Leben kam. Die dann in verschiedenen Varianten ausgestrahlte Sendung kam nicht nur beim MDR auf dem Bildschirm, sondern auch alle anderen steuerfinanzierten Sender übernahmen die Fake News. Hierin wird suggeriert, dass rechtsgerichtete Schläger an dem Tod von Diogo schuld gewesen wären. Trotz damaliger intensiver polizeilicher Untersuchungen konnte jedoch ein Tötungsdelikt nicht festgestellt werden, ja nicht einmal Rechtsextremisten konnten ausfindig gemacht werden, die damals laut fiktiver Story im Zug gewesen sein sollen. Einen Mordvorwurf hatte damals niemand erhoben, weder die Kameraden des Getöteten noch Vertreter der mosambikanischen Botschaft oder sonst jemand. Aber nunmehr die beiden Journalisten Christian Bergmann und Tom Fugmann.
Die kriminalistischen Untersuchungen hatten seiner Zeit ergeben, dass der Mosambikaner Manuel Diogo vor seinem Tod „umfangreich Alkohol zu sich“ genommen und dann – so bestätigten seine ihm begleitenden Kameraden – im Zug eingeschlafen sei. Er hätte deshalb den Ausstieg auf dem Bahnhof – nicht zum ersten Mal – verfehlt und sei entweder schon beim Sturz oder dann, als er auf den Schienen zu Fuß gegangen war, von einem sich schnell nähernden Zug erfasst und überrollt und mitgeschleift worden. Das abschließende Ergebnis der kriminalpolizeilichen Untersuchung lautete eindeutig: „Hinweise auf (eine) Straftat liegen nicht vor“. Das ist allerdings für die Filmemacher kein Grund gewesen, nicht das Gegenteil, ausgeschmückt mit ihren dramatisierten Trugbildern, zu behaupten.
Fiktionen halten sich länger als die Wahrheit
Es ist anzunehmen, dass diese MDR-Produktion, die noch im Oktober 2019 im 3Sat gezeigt wurde, das Bild vom „Unrechtsstaat“ DDR gefestigt hat oder es zumindest festigen sollte. Das kann zumindest vermutet werden. Dabei sind anscheinend alle Mittel und Fälschungen recht gewesen. So ein grausiger Fall, den die herzlosen DDR-Bonzen dann auch noch unter den Tisch kehren wollten, so behaupteten es wenigstens Bergmann/Fugmann, wird bis heute gern von Medien aufgegriffen. Ein Blick ins Internet legt davon beredt Zeugnis ab.
Auf die Ungereimtheiten, fehlenden Belege und ganz offen vorgetragene Fiktionen in der Dokumentation von einem Historiker angesprochen, reagierte der MDR mit einer Unterlassungsverpflichtungserklärung. Ein sich dort gemeldeter Eisenbahner, der als erster den Toten zwischen den Gleisen fand, wurde abgewimmelt. Sein Wissen passte nicht in das gesponnene Lügengespinnst.
Nunmehr sollten sich, so die investigative Journalistin Anja Reich in einem Artikel nach Bekanntwerden der staatsanwaltlichen Ermittlungen, alle diejenigen, die sich trotz Hinweises auf einen Relotius-ähnlichen Fall taub stellten, wie die entsprechenden Instanzen des MDR, die Abgeordnete Johlige oder wie der Krimi-Schriftsteller Max Annas, der im Rowohlt Verlag einen Roman über den „Fall“ schrieb und dafür einen Preis erhielt. Denn er hatte sich auf einen „wahren“ Vorgang berufen und somit von dem Unglück eines Mosambikaners Profit für sich herausgeschlagen. Einige bezeichnen ein solches Verhalten als Rassismus.
Superspreder waren ebenso zwei weitere in die Weiterverbreitung von Lügen involvierte Personen. Der eine ist der sich als Historiker bezeichnende Harry Waibel, der auf Grund seiner umstrittenen Stellung in der scietific community seine Rente mit Fake News auf diese Weise aufbessert, was auch die beiden genannten Journalistinnen offengelegt haben. Ohne Belege, ohne genaue Kenntnis der DDR-Geschichte behauptete er grassierenden Rassismus in dem ostdeutschen Staat nachweisen zu müssen, aber wie nicht nur in diesem Falle oftmals ohne nachweisbare Zeugen oder stichhaltige Belege. Es gab – für ihn symptomatisch ebenso im „Fall Diogo“ weder ein seine Fiktionen stützendes Dokument, noch Zeitzeugen – nur einen anderen Mosambikaner, der vom MDR zu den Todesumständen von Diogo interviewt worden war. Das ist Alberto Ibraimo, ein in Deutschland verbliebener ehemaliger Vertragsarbeiter aus Mosambik, der in der TV-Dokumentation sogleich ohne Kommentar im Anschluss an die nachgestellten fiktiven Todesumstände eingeblendet worden war und den angeblichen Mordhergang minutiös zu beschreiben wusste. Inzwischen ist bekannt geworden, dass er seinen „besten Freund“ Manuel offensichtlich gar nicht kannte, sie demzufolge nicht die Zeit vor dem Unfalltod, den er zu einem Mord umwidmete, verbringen konnte. Er galt auf Grund seiner Erzählungen über angebliche Fremdenfeindlichkeit (bis hin zu einem rassistischen Mord) in der DDR dem Bundespräsidenten und anderen hochrangigen deutschen Politikern, die ihn auszeichneten, als Zeitzeuge. Seitdem ihm die Journalistinnen Reich und Roth auf die Spuren gekommen sind, verweigert er Interviews, denen er zuvor kaum ausgewichen ist.
Nach alle diesen neuen Erkenntnissen sollte man erwarten können, dass sich die Erfinder der Fake News und diese ungeprüft verbreitenden Medien und Politiker erklären!
Ulrich van der Heyden
Gastbeitrag
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen