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In der Regenzeit als Tourist in Simbabwe
In der Regenzeit als Tourist in Simbabwe

In der Regenzeit als Tourist in Simbabwe

Die touristischen Schönheiten des Landes sind im Prinzip bekannt. Aber dass man Simbabwe wirklich als Tourist bereisen (und nicht nur die Victoria-Fälle besuchen) kann, ist wohl in der seit zehn Jahren andauernden politischen und ökonomischen Krise des Landes ein wenig in Vergessenheit geraten. Der folgende Reisebericht soll zeigen, dass eine Reise durch Simbabwe nicht nur lohnt, sondern auch ohne größere Probleme möglich ist. Allerdings sollte man nicht unbedingt in der Regenzeit fahren.
Wir wollten die namibischen Universitätsferien nutzen und mussten daher Mitte Januar fahren - was gewöhnlich bedeutet, dass die Regenzeit in Simbabwe noch nicht voll eingesetzt hat. Wie sich zeigen sollte, war dem in diesem Jahr allerdings leider nicht so. Unsere Reiseroute führte uns von Vic Falls über Bulawayo, Matopos National Park, Gweru, Mvuma, Masvingo, Great Zimbabwe National Monument (östlichster Punkt) und von dort zurück nach Vic Falls über Zvishavane und Bulawayo. Zehn Tage und 2000 km. Durchaus locker machbar.
Als Tourist in Simbabwe kann man sich nicht auf aktuelle Reiseliteratur stützen - denn die gibt es nicht. Aber alte Führer von 1992 und 1993, wie wir sie dabei hatten, erfüllen ihren Zweck immer noch: Einer war von The Rough Guide, der andere von Lonely Planet.

Frühe Regenzeit
Der frühe und viele Regen hatte Büsche und Bäume dicht begrünt, so dass auf den fast wie Alleen gesäumten Landstraßen in der Ebene wenig links und rechts zu sehen ist. Nur wenn die Straße durch ein - meist kleineres - Hügelgebiet führt, sieht man auch ins Land hinein. Es zeigt sich dann ein wogendes grünes Busch- und Waldland, dazwischen manchmal kleine Einzelgehöfte mit Rundhütten, kleinen Mais- und Gemüsefeldern und Vieh auf der Weide. Selten sieht man große zusammenhängende Felder oder große Viehweiden, wie sie vor der "fast track" Landreform häufig waren. Ein Feld mit einer großen Beregnungsanlage sahen wir nur einmal, einen Traktor beim Pflügen zweimal.
Menschen und Tiere auf der Landstraße
Viel mehr Menschen als in Namibia gehen auf den Landstraßen: Bauern mit der kurzen Hacke über der Schulter, Frauen mit Säcken Mais auf dem Kopf und Babies am Rücken, Nonnen in weißen Gewändern, Kinder und Jugendliche, die Feuerholz, Gemüse und große Pilze am Straßenrand verkaufen, Schüler und Schülerinnen auf dem Weg zur Schule oder nach Hause. Die Landstraßen und die Grünstreifen werden auch vom Vieh viel mehr benutzt als das in Namibia der Fall ist. Zahllose Warnschilder weisen auf "Cattle Crossing" hin - was dann allerdings meist genau dort passiert, wo es ausnahmsweise mal kein Warnschild gibt.
Alle 100 oder 200 km wird man abwechselnd durch eine Mautstation (1$) und eine Polizeikontrolle gestoppt. Die Polizisten waren überwiegend korrekt und freundlich, nur einmal schikanös. Hin und wieder gibt es Radarfallen: 5 - 11 km zu schnell: 20$. Wer 50 km zu schnell fährt, kommt vor Gericht.
Die Landstraßen sind nach wie vor sehr gut asphaltiert - was sich allerdings in der Nähe von Ortschaften schlagartig ändert. Wegbeschilderungen und Entfernungsanzeigen sind manchmal kaum noch leserlich. Eine gute Karte ist daher unentbehrlich. Der Autoverkehr auf den Landstraßen ist gering, Lastwagen und Busse dominieren. Im Vergleich mit Namibia gibt es viel mehr große und kleine Busse mit Personenbeförderung im Überlandverkehr. Auf die langsamen Eselkarren muss man Obacht geben.
Treibstoff und Kreditkarte
Die Versorgungslage mit Treibstoff hat sich (im Vergleich zu November 2008) wesentlich verbessert. Die allermeisten Tankstellen sind wieder in Betrieb. Bleifreies Benzin gab es überall (1,45U$), nur bei Diesel (1,35U$) konnte man teils lange Schlangen vor den Zapfsäulen beobachten.
Bezahlen mit Kreditkarte ist selbst in exklusiven Restaurants und Unterkünften nicht immer möglich. Es heißt dann, dass es "gerade kein Netz" gibt oder das Kartengerät "gerade in Reparatur" ist oder es gibt diese Bezahlmöglichkeit dort überhaupt noch nicht. Man braucht daher Bargeld, US$ oder Rand. Namibia Dollars werden nicht genommen, man kann sie in den Banken auch nicht in US$ oder Rand umtauschen, Euros dagegen schon.
In den größeren Städten gibt es ATMs, die allerdings nicht immer funktioniert haben. Obwohl lediglich das "VISA"-Schild an den (an manchen) Geldautomaten klebt, werden dort auch "Master"-Karten akzeptiert - jedenfalls meistens. Nach dem teuren Aufenthalt in Vic Falls (wir hatten uns eine Nacht im Victoria Falls Hotel gegönnt, und der Eintritt zu den Fällen ist mit 25$ pro Person auch nicht gerade billig) brauchten wir in Bulawayo dringend Bargeld - aber ein Dutzend ATMs gaben uns keines heraus. Glücklicherweise hat es dann in Gweru wieder geklappt -- und auch sonst immer, selbst in Bulawayo auf der Rückfahrt.
Am Ende schienen uns die ATMs von Barclays Bank am zuverlässigsten zu sein. Die Banken FNB oder Standard Bank sind in Simbabwe anscheinend nicht vertreten. An keinem ATM hatten sich derartige Schlangen gebildet, wie sie noch im November 2008, am Ende der Hyperinflationszeit und kurz vor Einführung des US$, zu beobachten waren.

Strom
Der Strom fällt unregelmäßig aus, aber häufig, meist ein paar Stunden pro Tag. Die von Namibia finanzierte Rehabilitation eines Teils des Elektrizitätswerks von Hwange (man sieht die Kühltürme von der Straße aus) ist ja anscheinend nicht gelungen. Das Geld wurde wohl anderweitig verwendet. Aber Simbabwe liefert den im Gegenzug versprochenen Strom an Namibia, mit dem Effekt, dass für Simbabwe weniger bleibt.
Die Batterien für Handy und Kamera aufzuladen (oder den deutschen Haarföhn anzuschließen), ist nicht so einfach. In Simbabwe haben die Steckdosen drei Löcher, aber anders als in Namibia sind diese rechteckig, nicht rund. Man braucht also eine ganze Folge von Zwischenadaptern, bis man den deutschen Stecker reinbringt.
Mit dem Handy zu telefonieren, auch ins Ausland, ist unproblematisch - sobald man sich eine simbabwische Simkarte besorgt hat. Dagegen ging mit der namibischen MTC-Karte in Simbabwe gar nichts.

Supermärkte und Armut
Ebenfalls ganz anders als noch im November 2008: Die Supermärkte sind heute meist recht gut bestückt, manche bieten eine Auswahl ähnlich der in Namibia. Auch die Preise sind ähnlich - wobei die Löhne und Gehälter allerdings deutlich niedriger liegen als hierzulande. Ein Dorflehrer, der die 5. Klasse unterrichtet, verdient 170$ im Monat. Zur Aufstockung müssen die Eltern neuerdings ein "teachers incentive" bezahlen, das aber umstritten ist und anscheinend nicht stets eingetrieben werden kann. Derselbe Dorflehrer muss für seine beiden Töchter, die auf die Oberschule mit Internat gehen, pro Monat und pro Tochter 100$ aufbringen. Glücklicherweise hat die Familie etwas Land zur Eigenversorgung. Aber dennoch: wie die Rechnung aufgehen soll, haben wir nicht ganz verstanden.
Im Vergleich zu Namibia, bzw. Windhoek, ist auffallend, wie wenig gebettelt wird. Die Mütter mit Kindern, die vor den Supermärkten sitzen, haben stets etwas zu verkaufen. Auch bietet sich niemand an, auf das geparkte Auto aufzupassen. Vielleicht liegt es an der geringen Zahl von Touristen. Dabei ist die Not sicher nach wie vor groß. Hyperinflation und dramatischer Produktionsrückgang, beides ausgelöst von der "fast track" Landreform, haben einige wenige reich und viele arm gemacht. Viele Mütter, so hört man, sind verzweifelt und hoffen, dass ihr im Maisfeld abgelegtes Baby ein Findelkind wird, das von einem Waisenhaus oder wohlhabenden Eltern aufgenommen wird.

Unterkünfte
Viele private Lodges, v.a. die kleineren, sind nach wie vor geschlossen. Nur ein verrostetes Hinweisschild an der Straße kündet von ihrer früheren Existenz. Aber die größeren Unterkünfte, private und staatliche, sind meist in Betrieb und warten auf bessere Zeiten. Mehrfach waren wir die einzigen Gäste. Nur die Hotels und Restaurants in Vic Falls waren gut besucht. In den größeren Hotels wird den Gästen "traditional cultural performance" zum Abendessen geboten. Wir fanden dies sehr touristisch - und den vielstimmigen Chorgesang von Angestellten namibischer Lodges weit besser.

Feldwege, keine Pads
Das eigentliche Simbabwe liegt, nicht unerwartet, abseits der asphaltierten Landstraßen. Dorthin führen allerdings keine Pads nach namibischer Art sondern enge, holprige, zerfurchte und in der Regenzeit überflutete Feldwege, die man ohne ein 4x4-Auto besser nicht befahren sollte.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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