In EU-Reihen tönt Anti-Jagd-Hysterie
Von Eberhard Hofmann,
Windhoek/Brüssel
Die Deklaration wurde am 18. Januar dieses Jahres eingereicht, und die Bearbeitungsfrist in den Gremien ist mit dem Datum des 18. April 2016 angegeben. Nach den Regeln des Parlaments wird die Deklaration in den EU-Protokollen mit Namen der Unterzeichneten – in diesem Falle zwölf Parlamentarier verschiedener Parteien – aufgenommen. Die Deklaration legt dem EU-Parlament (noch) keine Verpflichtung auf. Dazu müsste eine Beschlussvorlage im Plenum eingereicht werden.
Das namibische Umweltministerium hat am Freitag noch nicht auf Anfragen reagiert, ob die deutliche Parteinahme des Kabinetts für die Fortsetzung der Trophäenjagd und des Exports von Wildprodukten (Trophäen), die am Donnerstagmorgen durch Informationsminister Tweya herausgegeben wurde, mit der Anti-Jagd-Initiative in den Reihen der EU in Zusammenhang steht. Der Verband der Namibischen Jäger und Jagdführer NAPHA (Namibia Professional Hunting Association) hat fast zeitgleich mit dem Kabinett ein umfangreiches Stellungspapier (26 Seiten) mit dem Jagd-Credo der NAPHA, einer Übersicht der kommunalen Hege- und Jagdgebiete sowie einer Statistik der Jagdfarmen im kommerziellen Farmgebiet herausgegeben.
Die Anti-Trophäenjagd-Deklaration der EU-Parlamentsgruppe besteht aus sechs Punkten mit der Aufforderung an den EU-Rat und die EU-Kommission, die Möglichkeit zu untersuchen, dass Trophäenimporte eingeschränkt werden und dass die Mitgliedsstaaten bei der Aushändigung von Jagdscheinen in der Pflicht stehen sollen, darauf zu achten, dass die Auswirkung der Trophäenjagd „auf Konservierung und Tierwohlfahrt“ (animal welfare) berücksichtigt werde. Ansonsten soll die Jagd eingestellt werden. Die Deklaration behauptet, dass sich die Aussterbe-Rate von Spezies „in der 6. Massen-Aussterbe-Phase der Erde hundertfach der normalen Rate“ gesteigert habe. Die Aussterbe-Rate rangiere auf einer Bandbreite von 500 bis 36000 (sechsunddreißigtausend) Spezies pro Jahr, führen die Parlamentarier ohne wissenschaftliche Quellenangabe an. Die MPs melden, dass die EU ein prominenter Importeur von Jagdtrophäen sei. „Die Trophäenjagd trägt zum Verlust ikonischer Spezies bei.“ Das Argument, dass der Erlös der Trophäenjagd dem Wildschutz und lokalen Gemeinschaften zugutekomme, sei „von Wissenschaftlern“ entlarvt und entkräftet worden. Wieder gibt der EU-Kreis seine „Wissenschaftsquelle“ nicht an. Von 2004 bis 2013 seien 27000 Trophäen aus Afrika und Amerika nach Europa eingeführt worden. „Die derzeitigen Importregeln sind deutlich unzulänglich und werden unangemessen angewandt“, beanstanden die Parlamentarier.
„Die Menschheit weiß nicht mehr was da draußen los ist, denn durch die massive und fortlaufende Verstädterung werden die Leute naturentfremdet“, bemerkt der namibische Jagd-Ombudsmann Volker Grellmann. Er reagierte am Freitag auf die namibische Kabinettserklärung, die die hiesige Jagdpraxis im Rahmen des gültigen Jagdkodexes begrüßt und verteidigt, wodurch Jagd und Wildschutz noch enger in Regelwerke eingebunden werden sollen als bisher. Grellmann macht auf die gut finanzierte und von Emotion getragene internationale Antijagd-Lobby aufmerksam. Es gibt die reinen Tierschutzorganisationen, die Tierpflege praktizieren und sich gegen Tierschinderei richten. Daneben agieren sogenannte Tierrechtler (animal rightists), die das Tier dem Menschen gleichstellen wollen, immer lauter und aggressiver.
Berichte über die aktuelle Stellungnahme der NAPHA sowie über die Gründung einer neuen internationalen Hege- und Jagd-Organisation (TGA: True Green Alliance), die von Südafrika ausgeht, erscheinen demnächst in der AZ.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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