Industrieschutz scharf kritisiert
Windhoek (cev) • Die Verbraucherstiftung (Namibia Consumer Trust, NCT) hat den Schutz junger Industriezweige (Infant Industry Protection, IPP) anhand der Beispiele von Milch, Huhn und Zement scharf kritisiert. „Wir schätzen die Fähigkeit des Landes, selbst Lebensmittel zu produzieren und haben daher Verständnis für die IIP-Maßnahmen. Doch wie dieses Instrument derzeit angewendet wird, ist fehlerhaft und die Auswirkungen – bis auf die Vorteile für den Hersteller – sind nicht zu verstehen, zumal die Verbraucher in den Entscheidungsprozess einbezogen wurden.“, erklärt der NCT-Direktor Michael Gawaseb in einem aktuellen
Schreiben.
Die Verbraucherstiftung wirft beispielsweise dem Handelsforum (Namibia Trade Forum) vor, dass in ihrer Studie zur Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Milchindustrie keine Verbraucher zu Wort kommen. „Jeder andere Interessenvertreter hat einen Beitrag geleistet, aber keiner Verbraucheraktivisten, womit die Ansicht der Endkunden ignoriert wurde“, heißt es. „Zudem ist erwähnenswert, dass in Namibia keine umfangreiche Gesetzgebung zum Schutz der Verbraucher vorhanden ist, was den Eindruck erweckt, dass die Regierung auf Seiten der Unternehmen steht.“
Als Beispiel für die Folgen des Industrieschutzes nennt Gawaseb die Molkerei-Tochterfirma der Firmengruppe Ohlthaver und List (O&L), Namibia Daires: „Infant Industry Protection hat dazu geführt, dass, im Falle von Milch, die Firma Namibia Dairies keine langfristige Tragfähigkeit besitzt.“ Es seien „auffallend vernichtende Produktionsineffizienzen“ im Betrieb, deren Fortbestand durch den Industrieschutz gewährleistet werde. Ähnlich fragwürdig sei der IIP-Status für Ohorongo Cement, Namib Poultry Industries (Hühner) und die Indongo-Gruppe. „Die Wirtschaft wird geschützt, ohne dass es zur Nahrungsmittelsicherheit beiträgt“, so die Verbraucherstiftung. „IIP verschärft das Einkommensgefälle in Namibia.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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