Infantino-Wahl als Gradmesser für Fußball-Welt
Paris (dpa) - Präsident Gianni Infantino kann schon vor der Abstimmung im FIFA-Kongress seine zweite Amtszeit an der Spitze des Fußball-Weltverbandes planen. An der Wiederwahl des 49 Jahre alten Schweizers gibt es trotz Kritik aus Teilen Europas keine Zweifel. Der reichste Fußball-Kontinent könnte in Paris dennoch ein Signal senden. Interessant wird auch sein, wie sich der deutsche Fußball nach dem Rücktritt von Ex-Präsident Reinhard Grindel präsentiert.
Worum geht es bei den FIFA-Sitzungen in Paris?
Überstrahlt wird die Kongress-Woche in der französischen Hauptstadt von der Präsidentschaftswahl bei der Vollversammlung am Mittwoch. Gianni Infantino will nach seiner überraschenden Kür vor drei Jahren als Nachfolger von Joseph Blatter nun erstmals eine komplette vierjährige Amtszeit antreten.
Bereits am Montag kommt das FIFA-Council zusammen. Am Tag darauf tagen traditionell die sechs Konföderationen separat, um mögliche kollektive Entscheidungen im Kongress zu beraten. Unerwartet schon vor den diversen Sitzungen vom Tisch ist die von Infantino erhoffte Aufstockung der WM-Teilnehmerzahl 2022 in Katar von 32 auf 48 Teams.
Gibt es Zweifel an der Wiederwahl Infantinos?
Der Schweizer kann sich fix auf eine Fortsetzung seiner Herrschaft einrichten. Einen Gegenkandidaten hat er nicht. Stimmzusagen besitzt er aus Afrika, Asien und Nord- wie Südamerika. Einzig in Europa, wo Infantinos Führungsstil und Wettbewerbsexpansion kritisch gesehen wird, könnte es Gegenstimmen oder Enthaltungen geben. Diese hätten dann durchaus eine höchst symbolische Relevanz.
Gut möglich ist, dass UEFA-Boss Aleksander Ceferin den 55 nationalen Verbänden die Entscheidung überlässt, wie sie sich zu Infantino stellen wollen. Votiert Europa sogar weitgehend geschlossen nicht für den FIFA-Boss, wäre das ein erheblicher Makel und Symbol der Zerrissenheit der Fußball-Welt.
Welche Rolle spielt der deutsche Fußball?
Nach dem Rücktritt von Ex-DFB-Chef Reinhard Grindel im Zuge der Uhren-Affäre sitzt der deutsche Fußball international nicht mehr mit an den Schalthebeln der Macht. Die Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch werden die DFB-Delegation mit Generalsekretär Friedrich Curtius in Paris bilden. Die Einflussmöglichkeiten sind radikal gesunken. Nun müssen erstmal Klinken geputzt werden, damit beim UEFA-Kongress im März in Amsterdam die verlorenen Posten im FIFA-Council und UEFA-Exekutivkomitee wieder erobert werden können. Ungewöhnlich lange wartet man mit einer Aussage zum Stimmverhalten bei der Infantino-Kür - womöglich, um sich dann einer europäischen Mehrheitsmeinung anschließen zu können.
Warum bleibt es bei 32 WM-Teilnehmern?
Bei den Sitzungen in Paris wollte die FIFA Klarheit schaffen, ob die WM 2022 in Katar mit 48 Teams ausgerichtet werden kann. Die Antwort kam dann schon in der Vorwoche. Der ehrgeizige Plan - von Infantino befürwortet - lässt sich mangels Co-Gastgebern des Emirats nicht umsetzen. Dass die Entscheidungen vorab verkündet wurde, kann als interessengeleitet interpretiert werden. Infantino wollte kurz vor dem Kongress keine Schlagzeilen, die seine Führungsstärke in Zweifel ziehen.
Was wird aus den anderen großen Infantino-Projekten?
Fürchterlich viel ist von den großen Zielen des Schweizers nicht übrig geblieben - unabhängig von der nicht schon in drei Jahren umsetzbaren Mammut-WM. Die Club-WM mit 24 Mannschaften soll 2024 kommen, noch sind aber Format und Qualifikationskriterien unklar. Zudem verliert der Wettbewerb enorm an sportlicher wie ökonomischer Relevanz, wenn die UEFA bis dahin die Champions League für die Top-Clubs noch attraktiver gestaltet.
Auf Eis liegt vorerst der Plan einer globalen Nations League. Und das mit diesen Wettbewerben verbundene und heftig umstrittene 25-Milliarden-Dollar-Angebot einer Investorengruppe lässt sich offenbar nicht mehr realisieren. (Foto: dpa)
Worum geht es bei den FIFA-Sitzungen in Paris?
Überstrahlt wird die Kongress-Woche in der französischen Hauptstadt von der Präsidentschaftswahl bei der Vollversammlung am Mittwoch. Gianni Infantino will nach seiner überraschenden Kür vor drei Jahren als Nachfolger von Joseph Blatter nun erstmals eine komplette vierjährige Amtszeit antreten.
Bereits am Montag kommt das FIFA-Council zusammen. Am Tag darauf tagen traditionell die sechs Konföderationen separat, um mögliche kollektive Entscheidungen im Kongress zu beraten. Unerwartet schon vor den diversen Sitzungen vom Tisch ist die von Infantino erhoffte Aufstockung der WM-Teilnehmerzahl 2022 in Katar von 32 auf 48 Teams.
Gibt es Zweifel an der Wiederwahl Infantinos?
Der Schweizer kann sich fix auf eine Fortsetzung seiner Herrschaft einrichten. Einen Gegenkandidaten hat er nicht. Stimmzusagen besitzt er aus Afrika, Asien und Nord- wie Südamerika. Einzig in Europa, wo Infantinos Führungsstil und Wettbewerbsexpansion kritisch gesehen wird, könnte es Gegenstimmen oder Enthaltungen geben. Diese hätten dann durchaus eine höchst symbolische Relevanz.
Gut möglich ist, dass UEFA-Boss Aleksander Ceferin den 55 nationalen Verbänden die Entscheidung überlässt, wie sie sich zu Infantino stellen wollen. Votiert Europa sogar weitgehend geschlossen nicht für den FIFA-Boss, wäre das ein erheblicher Makel und Symbol der Zerrissenheit der Fußball-Welt.
Welche Rolle spielt der deutsche Fußball?
Nach dem Rücktritt von Ex-DFB-Chef Reinhard Grindel im Zuge der Uhren-Affäre sitzt der deutsche Fußball international nicht mehr mit an den Schalthebeln der Macht. Die Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch werden die DFB-Delegation mit Generalsekretär Friedrich Curtius in Paris bilden. Die Einflussmöglichkeiten sind radikal gesunken. Nun müssen erstmal Klinken geputzt werden, damit beim UEFA-Kongress im März in Amsterdam die verlorenen Posten im FIFA-Council und UEFA-Exekutivkomitee wieder erobert werden können. Ungewöhnlich lange wartet man mit einer Aussage zum Stimmverhalten bei der Infantino-Kür - womöglich, um sich dann einer europäischen Mehrheitsmeinung anschließen zu können.
Warum bleibt es bei 32 WM-Teilnehmern?
Bei den Sitzungen in Paris wollte die FIFA Klarheit schaffen, ob die WM 2022 in Katar mit 48 Teams ausgerichtet werden kann. Die Antwort kam dann schon in der Vorwoche. Der ehrgeizige Plan - von Infantino befürwortet - lässt sich mangels Co-Gastgebern des Emirats nicht umsetzen. Dass die Entscheidungen vorab verkündet wurde, kann als interessengeleitet interpretiert werden. Infantino wollte kurz vor dem Kongress keine Schlagzeilen, die seine Führungsstärke in Zweifel ziehen.
Was wird aus den anderen großen Infantino-Projekten?
Fürchterlich viel ist von den großen Zielen des Schweizers nicht übrig geblieben - unabhängig von der nicht schon in drei Jahren umsetzbaren Mammut-WM. Die Club-WM mit 24 Mannschaften soll 2024 kommen, noch sind aber Format und Qualifikationskriterien unklar. Zudem verliert der Wettbewerb enorm an sportlicher wie ökonomischer Relevanz, wenn die UEFA bis dahin die Champions League für die Top-Clubs noch attraktiver gestaltet.
Auf Eis liegt vorerst der Plan einer globalen Nations League. Und das mit diesen Wettbewerben verbundene und heftig umstrittene 25-Milliarden-Dollar-Angebot einer Investorengruppe lässt sich offenbar nicht mehr realisieren. (Foto: dpa)
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Allgemeine Zeitung
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