Inseln im Meer der Vielsprachigkeit
Die Bühne der Theatre School besteht an diesem Tag aus einem großen Meer und vielen kleinen Inseln. Mittendrin schwimmen die Studenten. Eine junge Frau bewegt sich mit Tentakel-artigen Gliedern wie eine Krake auf eines der kleinen schwarzen Quader zu. Sie hat ihre Insel gefunden. Ein großer hagerer Student tänzelt wie eine Ballerina um mehrere Eilande herum, bevor er sich für das richtige entscheiden kann. Ein anderer prustet schwer wie ein Walross durch den Raum - und findet keinen freien Platz. Alle Inseln sind besetzt. Die meisten Inhaber wehren seine schwerfällig bittenden Gesten ab. Nur einer überlegt es sich anders und winkt das Walross freundlich heran. Doch zu zweit ist es eng auf der Insel. Du nimmst zu viel Platz ein, scheint die Mimik des anfangs gastfreundlichen Inselherrn zu sagen, und schwubs, landet Walross wieder im Nass.
"Namibische Inseln. Dazwischen" lautet übersetzt der Titel einer Theater-Performance, die derzeit an der Theatre School in Windhoek erarbeitet wird. Was man von dem Stück, das am kommenden Donnerstag uraufgeführt werden soll, erwarten darf - das ist bislang noch völlig offen. Es ist erst der zweite Probentag eines zehntägigen Workshops, und selbst wenn der Moment der Aufführung gekommen ist, wolle man die Inszenierung lediglich als "work in progress" verstehen, sagt Evelyn Annuss, Theaterwissenschaftlerin aus Berlin. Jedenfalls wird es kein klassisches Theater, das eine durchgängige Geschichte erzählt, weiß ihre Kollegin Barbara Loreck, gelernte Performerin. "Eher ein Stück ganz im Sinne des Inselthemas", fügt sie hinzu: bestehend aus Versatzelementen, die auf Bewegung basieren und kleine Texteinfügungen enthalten.
Das junge Berliner Duo will mit "Namibian Islands. In between" die namibische Multikulti-Gesellschaft porträtieren - oder überhaupt erst einmal erforschen. Die Inseln: das könnten die unterschiedlichen Ethnien, Klassen und Sprachgruppen des Landes sein. "Wir interessieren uns für die Beziehungen der unterschiedlichen Communities zueinander", sagt Annuss. "Und für die Erfahrung vom Dazwischen-Hängen. Wenn man zu mehr als einer Gruppe gehört, aber vielleicht zu keiner ganz richtig."
Der Workshop mit Theaterstudenten kam auf Einladung von Sandy Rudd, Leiterin der Theatre School, zustande. Er ist Teil eines von Annuss und Loreck initierten Rechercheprojektes mit dem Titel "Made in Namibia", das der Hauptstadtkulturfonds Berlin im Rahmen seines sogenannten Werkstattprogramms bewilligt hat. In ihren Koffern brachten die beiden 40 Einwegkameras aus der Heimat mit. Die sollen im Rahmen eines Fotoprojektes über das gegenwärtige Namibia verteilt werden. Mit Mitgliedern der Museum's Association of Namibia berät das Paar derzeit über die Auswahl der teilnehmenden Fotografen.
Ursprünglich hatten Evelyn Annuss, Theater- und Kulturwissenschaftlerin mit Lehraufträgen an den Universitäten Berlin und Bochum, und Barbara Loreck, die an der Universität der Künste in Berlin und in Bratislava "Life Art" unterrichtet, einen engeren Fokus für ihr Rechercheprojekt. Sie wollten herausfinden, welche Vorstellungen vom Deutschsein in Namibia sichtbar werden, welche historischen Spuren im heutigen Alltag der ehemaligen Kolonie eine Rolle spielen. Nach weniger als vier Wochen im Lande wurde den beiden jedoch klar: "Geschichte ist komplizierter". "Wir schränken uns zu sehr ein, wenn wir uns nur auf die Vorstellungen konzentrieren, die man in Namibia von Deutschland hat", erklärt Annuss. Viel interessanter, findet auch ihre Kollegin, ist die generelle Vielschichtigkeit der namibischen Gesellschaft durch ihre Sprachenvielfalt. "Die kann ja Reichtum bedeuten als auch Abgrenzung", so Loreck. Ihre Seminarteilnehmer haben das noch mal anders ausgedrückt: Die einzelnen Ethnien mit ihren Bräuchen und Traditionen - die Inseln - können Heimat und Aufgehobensein bedeuten, aber auch Gefängnis.
Wie sich das Inselleben im Einzelnen gestaltet - das wird vielleicht bei der Sundowner-Vorstellung am kommenden Donnerstag (26. April) ersichtlich: Um 18 Uhr öffnet die Theatre School in der Robert Mugabe Avenue ihre Türen für eine einmalige Vorführung von "Namibian Islands. In between". Der Eintritt ist frei.
"Namibische Inseln. Dazwischen" lautet übersetzt der Titel einer Theater-Performance, die derzeit an der Theatre School in Windhoek erarbeitet wird. Was man von dem Stück, das am kommenden Donnerstag uraufgeführt werden soll, erwarten darf - das ist bislang noch völlig offen. Es ist erst der zweite Probentag eines zehntägigen Workshops, und selbst wenn der Moment der Aufführung gekommen ist, wolle man die Inszenierung lediglich als "work in progress" verstehen, sagt Evelyn Annuss, Theaterwissenschaftlerin aus Berlin. Jedenfalls wird es kein klassisches Theater, das eine durchgängige Geschichte erzählt, weiß ihre Kollegin Barbara Loreck, gelernte Performerin. "Eher ein Stück ganz im Sinne des Inselthemas", fügt sie hinzu: bestehend aus Versatzelementen, die auf Bewegung basieren und kleine Texteinfügungen enthalten.
Das junge Berliner Duo will mit "Namibian Islands. In between" die namibische Multikulti-Gesellschaft porträtieren - oder überhaupt erst einmal erforschen. Die Inseln: das könnten die unterschiedlichen Ethnien, Klassen und Sprachgruppen des Landes sein. "Wir interessieren uns für die Beziehungen der unterschiedlichen Communities zueinander", sagt Annuss. "Und für die Erfahrung vom Dazwischen-Hängen. Wenn man zu mehr als einer Gruppe gehört, aber vielleicht zu keiner ganz richtig."
Der Workshop mit Theaterstudenten kam auf Einladung von Sandy Rudd, Leiterin der Theatre School, zustande. Er ist Teil eines von Annuss und Loreck initierten Rechercheprojektes mit dem Titel "Made in Namibia", das der Hauptstadtkulturfonds Berlin im Rahmen seines sogenannten Werkstattprogramms bewilligt hat. In ihren Koffern brachten die beiden 40 Einwegkameras aus der Heimat mit. Die sollen im Rahmen eines Fotoprojektes über das gegenwärtige Namibia verteilt werden. Mit Mitgliedern der Museum's Association of Namibia berät das Paar derzeit über die Auswahl der teilnehmenden Fotografen.
Ursprünglich hatten Evelyn Annuss, Theater- und Kulturwissenschaftlerin mit Lehraufträgen an den Universitäten Berlin und Bochum, und Barbara Loreck, die an der Universität der Künste in Berlin und in Bratislava "Life Art" unterrichtet, einen engeren Fokus für ihr Rechercheprojekt. Sie wollten herausfinden, welche Vorstellungen vom Deutschsein in Namibia sichtbar werden, welche historischen Spuren im heutigen Alltag der ehemaligen Kolonie eine Rolle spielen. Nach weniger als vier Wochen im Lande wurde den beiden jedoch klar: "Geschichte ist komplizierter". "Wir schränken uns zu sehr ein, wenn wir uns nur auf die Vorstellungen konzentrieren, die man in Namibia von Deutschland hat", erklärt Annuss. Viel interessanter, findet auch ihre Kollegin, ist die generelle Vielschichtigkeit der namibischen Gesellschaft durch ihre Sprachenvielfalt. "Die kann ja Reichtum bedeuten als auch Abgrenzung", so Loreck. Ihre Seminarteilnehmer haben das noch mal anders ausgedrückt: Die einzelnen Ethnien mit ihren Bräuchen und Traditionen - die Inseln - können Heimat und Aufgehobensein bedeuten, aber auch Gefängnis.
Wie sich das Inselleben im Einzelnen gestaltet - das wird vielleicht bei der Sundowner-Vorstellung am kommenden Donnerstag (26. April) ersichtlich: Um 18 Uhr öffnet die Theatre School in der Robert Mugabe Avenue ihre Türen für eine einmalige Vorführung von "Namibian Islands. In between". Der Eintritt ist frei.
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Allgemeine Zeitung
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