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Internationale Wirtschaft zieht sich aus Simbabwe-Geschäft zurück

Die Entscheidung sei getroffen worden, weil sich die politische Lage in dem Land deutlich verschärft habe, erklärte Karsten Ottenberg als Vorsitzender der Geschäftsführung.

Banknoten sind im früheren Rhodesien von enormer Bedeutung: Der südafrikanische Binnenstaat hat weltweit die höchste Inflationsrate. Offiziell liegt sie bei fast 200000 Prozent, inoffizielle Schätzungen sehen die Teuerung zwischen zwei und fünf Millionen Prozent. Bislang hielt sich die Machtclique in Harare vor allem mit der Druckerpresse am Ruder - das könnte ohne den Nachschub für frische Banknoten nun viel schwieriger werden.

Aber auch andere Unternehmen wie etwas das Minenhaus Anglo American sind zuletzt zunehmend ins Visier von Politik und Menschenrechtlern geraten. Wie vor kurzem verlautete, plant der Bergbauriese die womöglich größte Direktinvestition in der Geschichte Simbabwes - ausgerechnet zu einer Zeit, da das Unrechtsregime von Diktator Robert Mugabe mit aller Härte gegen die Opposition vorgeht. Der britisch-südafrikanische Konzern rechtfertigte die Investition mit einer Verpflichtung gegenüber den mehr als 650 Angestellten. Sollte Anglo American das Projekt nicht entwickeln, droht eine Übernahme der Mine durch die Regierung - und eine mögliche Weitergabe an Firmen aus China oder Russland.

Formell gibt es keine offiziellen Wirtschaftssanktionen der EU gegen Simbabwe - nur personenbezogene Einreiseverbote gegen ausgesuchte Vertreter des Mugabe-Regimes. Allerdings hatten sich nach der blutigen Wahlfarce Ende Juni viele EU-Regierungen für einen Wirtschaftsboykott ausgesprochen - darunter auch Deutschland.

Inzwischen haben ohnehin viele ausländische Unternehmen wegen der langen Krise ihre Investitionspläne in Simbabwe aufgegeben oder sich bereits zurückgezogen. Sie verweisen auf den Devisenmangel, die Rechtlosigkeit und den wertlosen Simbabwe-Dollar, dessen totaler Wertverfall viele Unternehmen zwingt, das eigene Geschäft zu subventionieren. Ein Beispiel ist die im niederbayerischen Hauzenberg ansässige Graphit Kropfmühl AG, die zu den wenigen deutschen Unternehmen in Simbabwe zählt. Seit mehr als 30 Jahren fördert das Unternehmen in einem Gemeinschaftsprojekt mit einer Gesellschaft des Bergbauministeriums Graphit aus der Lynx-Mine, fast 300 Kilometer nordwestlich von Harare. Trotz permanenter Stromausfälle liegt die Förderung bei 500 bis 600 Tonnen im Monat - die Hälfte dessen, was unter normalen Umständen möglich wäre. "Wir müssen das Geschäft subventionieren, aber langfristig ist das Bergwerk für uns eine gute Rohstoffquelle", sagt Vorstandschef Martin Ebeling.

Graphit Kropfmühl gehört zu knapp einem Dutzend deutscher Unternehmen, die noch in Simbabwe aktiv sind. Neue Investitionen gibt es kaum, auch wenn offiziell seit der Jahrtausendwende ein bilaterales Investitionsschutzabkommen besteht. Viele Anlagen sind inzwischen wegen geringer Auslastung geschlossen worden. Dabei waren deutsche Firmen vor dem politischen Amoklauf Mugabes, der im Februar 2000 begann, noch überproportional bei Ausbauplänen bedacht worden: etwa Siemens beim Ausbau des Mobilfunknetzes, ABB-Mannheim beim Bau des internationalen Flughafenterminals und Ferrostaal. Von den großen Konzernen hat nach Angaben der deutschen Botschaft in Simbabwe nur noch Siemens ein Büro.

Bereits sehr lange aktiv im simbabwischen Platingürtel ist der Platinkonzern Impala Platinum (Implats) aus Südafrika. Er hat dort große Reserven nahe an der Oberfläche. Weil das Regime in Harare aber zu Jahresbeginn ein Gesetz verabschiedet hat, wonach künftig 51% der Anteile einer neuen Firma in simbabwischen Händen liegen müssen, baut Implats die Förderung wesentlich langsamer aus als geplant.

Egal wie sich die westlichen Firmen entscheiden, ihre in Menschenrechtsfragen weniger zimperlichen Konkurrenten aus Russland und China stehen für die Zeit nach dem Wandel in den Startlöchern. Das chinesische Eisenerzunternehmen Sinosteel sicherte sich Ende 2007 die Mehrheit an Simbabwes größtem Ferrochromproduzenten Zimasco.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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