Ist die Vogeljagd in Namibia wirklich notwendig?
Als die Schulglocke die Ferien einläutete und der lange Weg auf die Farm endlich hinter uns lag, begann für mich schon als Kind die Zeit des Jagens. Mit meiner Luftbüchse schwer bewaffnet lernte ich die Vögel kennen, die mir heute wohl wesentlich näher sind als damals. Ich erinnere mich, gut beladen mit Flughühnern, die wir fälschlicherweise als Wachteln bezeichneten, Tauben, Graulärmvögeln und Spatzen über den Hof zu spazieren, als mein Vater meinte: "Merk dir, du hast jetzt vielleicht einigen Küken die Eltern genommen und einigen anderen den Partner". Meine Mutter dann im typischen Südwesterdeutsch: "Ach je, die armen Vögel...". Natürlich wusste ich da noch nicht, wie arm diese Vögel wirklich waren - wie gut, dass meine Eltern mir damals so ins Gewissen geredet haben. Schon längst sind auf unserer Farm für die Vogelwelt wesentlich bessere Zeiten angebrochen und sämtliche Vögel dürfen völlig unbekümmert weiterleben - als ob dies in unserem trockenen Land nicht schon schwierig genug ist.
Es ist jedoch nicht überall so, im Gegenteil, auf relativ vielen Jagdfarmen wird die Vogeljagd gratis als Freizeitbeschäftigung für Jäger angeboten, kurzum, die Vögel haben dort überhaupt keinen Wert. Mir wird bei dem Ausdruck "Flugwild frei" schon ganz komisch - ist der Ausdruck ein Widerspruch in sich?
Erschreckend sind Begegnungen mit Jagdführern, die eine Vogeljagd zwar befürworten, aber den Unterschied zwischen einem Hartlaub- und Rebhuhnfrankolin oder einer Wachtel und Harlekinwachtel weder am Aussehen noch am Ruf erkennen können (schon gar nicht, wenn diese los fliegen) - wobei doch bei beiden Fällen nur die letzteren zur Jagd freigegeben sind.
In der Publikation "Hunt in Namibia" (2003) beschreibt vor einiger Zeit ein Herr E. Donall Thomas Jr. seine aufregende Flughuhnjagd. Mir wurde bei diesem Artikel klar, wie gewissenlos wir doch unser Flugwild in Namibia den Trophäenjägern zur Verfügung stellen. Da sitzt Herr Donall an einer Wasserstelle und schießt nach Sonnenuntergang auf durstige Nachtflughühner. Am Vormittag erfreute er sich bereits an den "pünktlichen" Nama- und Fleckenflughühnern.
Ist es nicht bedenklich, wenn wir unsere Jäger auf "pünktlich" eintreffendes Wild ansitzen oder einfach mal so eine Kapturteltaube abknallen lassen?
Kurzes Zitat von Herrn Donall: "Breast feathers laden with water droplets to carry back to their roosts, the assembly finally rises en masse and departs...". Er gab sogar zu, dass die Flughühner mit gesättigten Bauchfedern das Wasser wieder verließen. Hier liegt die Verantwortung beim Jagdführer, seine Kunden in diesem Fall darüber aufzuklären, dass diese Flughühner Küken hatten oder am Brüten waren. Abgesehen davon stand ich immer unter dem Eindruck (siehe Lainoturdus Nr. 35, 2002), dass es verboten sei, auf wasserspeichernde (belly-soaking) Flughühner zu schießen und wenn ja, dann mindestens 100 Meter von der Wasserstelle entfernt.
Das Umweltministerium hat sich größte Mühe gegeben, die offenen Jagdzeiten so vogelschonend wie möglich festzulegen. Leider hat die Forschung jedoch erwiesen, dass unsere Vögel ihre Familienplanung nicht unserem Kalender, sondern den Umständen, der Umgebung und dem Wetter anpassen. Man hat sich im Ministerium also nach einem gewissen Mittelwert richten müssen, da sonst kein Monat im Jahr zur Vogeljagd geeignet wäre. Der Jäger wird also oftmals ahnungslos auf verschiedenes Flugwild losgelassen, welches er unter diesen gegebenen Tatsachen niemals bejagen würde.
Kurzes Beispiel: Nama Flughühner zeigen in der nördlichen Namib im Mai die meisten Nester, im Süden Namibias findet die Hauptbrutzeit jedoch im Oktober statt - mitten in der erlaubten Jagdzeit, welche ab dem 1. September bis 30. November für diese Art freigegeben ist.
Mich erstaunt auch die erlaubte Jagd auf Problemvögel. Bin ich zu naiv oder fällt mir hier in Namibia keine Vogelart ein, die wirklich "ein Problem" ist? Vögel zu bejagen erfordert übrigens auch eine Jagderlaubnis von der Naturschutzbehörde, liegt diese immer vor?
Namibia ist ein trockenes Land mit unregelmäßigem Niederschlag. Unsere Vögel haben es bei weitem nicht so gut, wie es oft scheint und trockene Jahre verzeichnen eine spürbare Dezimierung in der Vogelwelt. Falls man also Vögel bejagen will, sollte man sich wirklich genau erkundigen und vielleicht ernsthaft darüber nachdenken, ob es wirklich notwendig ist. Am fairsten der Vogelwelt und gesamten Natur gegenüber wäre, von der Vogeljagd ganz abzusehen und sich auf die kontrollierbare und nachhaltige Großwildjagd zu konzentrieren.
A. Voigts von Schütz
www.farm-nomtsas.de
Es ist jedoch nicht überall so, im Gegenteil, auf relativ vielen Jagdfarmen wird die Vogeljagd gratis als Freizeitbeschäftigung für Jäger angeboten, kurzum, die Vögel haben dort überhaupt keinen Wert. Mir wird bei dem Ausdruck "Flugwild frei" schon ganz komisch - ist der Ausdruck ein Widerspruch in sich?
Erschreckend sind Begegnungen mit Jagdführern, die eine Vogeljagd zwar befürworten, aber den Unterschied zwischen einem Hartlaub- und Rebhuhnfrankolin oder einer Wachtel und Harlekinwachtel weder am Aussehen noch am Ruf erkennen können (schon gar nicht, wenn diese los fliegen) - wobei doch bei beiden Fällen nur die letzteren zur Jagd freigegeben sind.
In der Publikation "Hunt in Namibia" (2003) beschreibt vor einiger Zeit ein Herr E. Donall Thomas Jr. seine aufregende Flughuhnjagd. Mir wurde bei diesem Artikel klar, wie gewissenlos wir doch unser Flugwild in Namibia den Trophäenjägern zur Verfügung stellen. Da sitzt Herr Donall an einer Wasserstelle und schießt nach Sonnenuntergang auf durstige Nachtflughühner. Am Vormittag erfreute er sich bereits an den "pünktlichen" Nama- und Fleckenflughühnern.
Ist es nicht bedenklich, wenn wir unsere Jäger auf "pünktlich" eintreffendes Wild ansitzen oder einfach mal so eine Kapturteltaube abknallen lassen?
Kurzes Zitat von Herrn Donall: "Breast feathers laden with water droplets to carry back to their roosts, the assembly finally rises en masse and departs...". Er gab sogar zu, dass die Flughühner mit gesättigten Bauchfedern das Wasser wieder verließen. Hier liegt die Verantwortung beim Jagdführer, seine Kunden in diesem Fall darüber aufzuklären, dass diese Flughühner Küken hatten oder am Brüten waren. Abgesehen davon stand ich immer unter dem Eindruck (siehe Lainoturdus Nr. 35, 2002), dass es verboten sei, auf wasserspeichernde (belly-soaking) Flughühner zu schießen und wenn ja, dann mindestens 100 Meter von der Wasserstelle entfernt.
Das Umweltministerium hat sich größte Mühe gegeben, die offenen Jagdzeiten so vogelschonend wie möglich festzulegen. Leider hat die Forschung jedoch erwiesen, dass unsere Vögel ihre Familienplanung nicht unserem Kalender, sondern den Umständen, der Umgebung und dem Wetter anpassen. Man hat sich im Ministerium also nach einem gewissen Mittelwert richten müssen, da sonst kein Monat im Jahr zur Vogeljagd geeignet wäre. Der Jäger wird also oftmals ahnungslos auf verschiedenes Flugwild losgelassen, welches er unter diesen gegebenen Tatsachen niemals bejagen würde.
Kurzes Beispiel: Nama Flughühner zeigen in der nördlichen Namib im Mai die meisten Nester, im Süden Namibias findet die Hauptbrutzeit jedoch im Oktober statt - mitten in der erlaubten Jagdzeit, welche ab dem 1. September bis 30. November für diese Art freigegeben ist.
Mich erstaunt auch die erlaubte Jagd auf Problemvögel. Bin ich zu naiv oder fällt mir hier in Namibia keine Vogelart ein, die wirklich "ein Problem" ist? Vögel zu bejagen erfordert übrigens auch eine Jagderlaubnis von der Naturschutzbehörde, liegt diese immer vor?
Namibia ist ein trockenes Land mit unregelmäßigem Niederschlag. Unsere Vögel haben es bei weitem nicht so gut, wie es oft scheint und trockene Jahre verzeichnen eine spürbare Dezimierung in der Vogelwelt. Falls man also Vögel bejagen will, sollte man sich wirklich genau erkundigen und vielleicht ernsthaft darüber nachdenken, ob es wirklich notwendig ist. Am fairsten der Vogelwelt und gesamten Natur gegenüber wäre, von der Vogeljagd ganz abzusehen und sich auf die kontrollierbare und nachhaltige Großwildjagd zu konzentrieren.
A. Voigts von Schütz
www.farm-nomtsas.de
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Allgemeine Zeitung
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