Jacques-Greg Belobo - der Pavarotti Afrikas
Er bereist innerhalb von fast zwei Monaten 19 afrikanische Staaten - der 14. davon ist Namibia. Gerade von Uganda eingeflogen, sitzt er im Franco Namibian Cultural Centre - FNCC - und hält problemlos eine Pressekonferenz. Gleich am nächsten Tag gibt er ein großes Konzert im Nationalen Theater Namibia. Es handelt sich um den Opernsänger Jacques-Greg Belobo. Der 39-Jährige ist auf seiner Afrika-Tournee mit dem Programm "I believe" - übersetzt "Ich glaube" - unterwegs und gastiert auf Einladung des FNCC und des Nationalen Theaters Namibia auch in Windhoek.
Belobo wird in den Medien und von Opernhäusern gerne als der "Pavarotti Afrikas" bezeichnet. Doch der Kameruner mit deutscher Staatsangehörigkeit hat mit diesen Zuschreibungen nichts am Hut. "Ich kann mich nicht mit Pavarotti vergleichen, den Pavarotti ist für mich wie ein Monument für klassische Sänger. Anfangs hat man als Sänger immer große Stars als Vorbild, wie zum Beispiel Pavarotti. Man imitiert sie, aber dann findet man seine eigene Stimme und findet die eigene Klangfarbe", erzählt der Opernsänger. Und diese ganz eigene Klangfarbe Belobos konnten die Zuschauer im Nationalen Theater hören:
Simon-Pierre Ndoyé begleitete Belobo auf dem Flügel. Er ist Autodidakt, denn in Kamerun gibt es weitestgehend keine Musikschulen, in denen man ein Instrument erlernen kann. Erst einen Monat vor Tourneebeginn erhielt der Pianist von Belobo die Noten der 25 Songs der "I believe"-Tour. Einen Tag vor Tour-Beginn haben sich die beiden Musiker in Berlin das erste Mal getroffen - um zu proben. Und es hat geklappt. Belobo ist sehr stolz auf den talentierten Kameruner Pianisten. Denn für ihn ist es keine Selbstverständlichkeit, dass ein junger Landsmann derart gekonnt klassische Musik interpretieren kann.
Belobo selbst hat sich seine internationale Gesangskarriere hart erkämpft: So ist der Sänger am 3.Oktober 1971 in der Hauptstadt Kameruns, Yaoundé, geboren. Keine Umgebung, in der man zwingend mit Opernmusik in Berührung kommt. "Ich kannte, als ich als Jugendlicher in Kamerun gelebt habe, diese Musik nicht. Ich habe sie erst entdeckt, als ich ein Konzert im Fernsehen sah mit Pavarotti. Mein erstes Opernkonzert erlebte ich somit im Fernsehen mit Pavarotti, der in einem Stadion in den USA sang - und ich verliebte mich sofort in diese Musik", schwärmt Belobo.
Dieser ungewöhnliche Weg eines afrikanischen Jungen aus Kamerun zur Opernmusik ist erstaunlich. Auch deshalb, weil Belobo weltweit als Bariton und Opernsänger Karriere gemacht hat. Viele Gesangswettbewerbe zum Beispiel in Abidjan ermöglichten Belobo Stipendien, um in Nizza Gesangsunterricht zu erhalten. Dort gewann er auch 1998 die Goldmedaille für Gesang. Seine Familie hatte nicht das Geld, ihn an die Musikhochschule in Paris zu schicken. Etliche Gesangswettbewerbe später hatte es der Sänger geschafft: er kam an die Musikhochschule in Paris und studierte am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse in Paris und erhielt 2001 sein Diplom.
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Er gewann zahlreiche internationale Wettbewerbe und zu den Preisen zählten Engagements an der Semperoper Dresden, an der Oper Straßburg, an der Kammeroper Wien und Konzerte in der Kölner Philharmonie. Nach eineinhalb Jahren als Mitglied des Jungen Ensembles der Bayerischen Staatsoper in München, wechselte Belobo2003 an die Semperoper Dresden.
"In 'I believe' erzähle ich über meinen Weg, meine Erfahrungen, die ich in meinem Heimatland Kamerun gemacht habe, bis hin zu meinem Weg nach Paris, wo ich studiert habe. Dann kam ich nach Deutschland und bin schließlich in der weltweiten Opern-Szene angekommen. Und das Konzert handelt auch davon, wie ich wieder zurück nach Kamerun gegangen bin."
Mit dieser Tour will Belobo den Afrikanern Opernmusik näherbringen. "In Afrika sagen Jugendliche, sobald sie diese Musik hören, es ist weiße, europäische Musik. Aber ich will mit dieser Tour zeigen, dass es keine Beschränkungen gibt und jeder klassische Musik singen kann."
Der Weg zurück nach Kamerun. Ebenfalls eine Herzensangelegenheit für den Opernsänger: "In Afrika müssen wir ein bisschen mehr Platz für Kultur einräumen. Und Musikschulen oder Kunstschulen fehlen besonders in Zentral- und Westafrika. Mein Leitmotiv in dieser Tournee ist deshalb, dass das geändert wird." Belobo schickt jedoch nicht nur Appelle an die Welt, nein, er wird selbst aktiv. "Ich bin wieder nach Kamerun zurückgegangen, um eine Musikschule aufzubauen. Es wird eine internationale Musikschule werden, für ganz Afrika. Ich habe zuerst Workshops in afrikanischen Ländern gegeben, aber es kamen immer mehr junge Leute zu diesen Workshops. Und das Beste ist wohl, eine Institution zu gründen, die mehr Musikern eine Chance zum Lernen gibt."
Mithilfe der Musik erzählt Belobo gekonnt seine Geschichte. So viele Länder wie er bereist hat, so bunt ist die Auswahl der Lieder: "Es ist ein richtiger Mix aus allen klassischen Musik-Stilen. Wir haben im Repertoire Opern-Arien, französische Melodien und Lieder, deutsche Lieder sowie Spirituals, Traditionelle afrikanische Musik und Jazz."
Und in allen klassischen Musikstilen hat Belobo bereits geglänzt: Er war in Partien wie Sarastro in "Die Zauberflöte", zu hören - was er im Konzert dann auch anstimmt. Darüberhinaus tritt Jacques-Greg Belobo regelmäßig weltweit an Opernhäusern und Festivals auf. In den letzten Jahren war er unter anderem. in Wien, Nizza, Salzburg, Tokyo und Tel Aviv zu sehen und zu hören.
Zu den Orchestern, mit denen Belobo aufgetreten ist, gehören das MDR Sinfonieorchester, das Israel Philharmonic, die Wiener Symphoniker, die Münchner Philharmoniker und die Staatskapelle Dresden.
Interessanter weise hat Belobo auch einen musikalischen Ausflug in das Hip Hop Genre gewagt. "Ich mache gerne Musik, die Menschen einfach nur genießen zu hören - weniger worauf sie tanzen können. So habe ich auch mit einem Rapper zusammengearbeitet. Denn im Hip Hop gibt es auch Songs, die man einfach nur anhören kann", erklärt Belobo.
Seinen Traum-Musik-Partner hat Belobo jedoch schon an seiner Seite gehabt. "Ich habe mit dem großen Dirigenten Zubin Mehta zusmmen gearbeitet. Für mich ist ein Traum wahr geworden, denn als ich das erste Mal den Wunsch verspürte, Opernsänger zu werden, habe ich ein Konzert mit Zubin Mehta gesehen, indem er die Drei Tenöre dirigierte."
Der Kameruner Belobo hat viel erreicht. Seine Geschichte soll Jungmusikern als Beispiel dienen. "Der Titel meiner Tour "I believe" ist bewusst gewählt - mein Start war nicht einfach. Und ich musste nicht nur an Gott glauben, sondern auch an mich selber." Nun müsse er erneut an sich glauben, denn sein Musikschul-Projekt in Kamerun erfordere viel Geld, wie auch Unterstützung, wie er auf der NTN-Bühne erklärt. Aber sein großes Ziel sei es, vielen jungen Menschen in Afrika Chancen zu bieten und ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Mit diesen Worten zieht er weiter auf seiner "I believe"-Tournee: nächste Station: Gabun.
Katharina Freundorfer
Belobo wird in den Medien und von Opernhäusern gerne als der "Pavarotti Afrikas" bezeichnet. Doch der Kameruner mit deutscher Staatsangehörigkeit hat mit diesen Zuschreibungen nichts am Hut. "Ich kann mich nicht mit Pavarotti vergleichen, den Pavarotti ist für mich wie ein Monument für klassische Sänger. Anfangs hat man als Sänger immer große Stars als Vorbild, wie zum Beispiel Pavarotti. Man imitiert sie, aber dann findet man seine eigene Stimme und findet die eigene Klangfarbe", erzählt der Opernsänger. Und diese ganz eigene Klangfarbe Belobos konnten die Zuschauer im Nationalen Theater hören:
Simon-Pierre Ndoyé begleitete Belobo auf dem Flügel. Er ist Autodidakt, denn in Kamerun gibt es weitestgehend keine Musikschulen, in denen man ein Instrument erlernen kann. Erst einen Monat vor Tourneebeginn erhielt der Pianist von Belobo die Noten der 25 Songs der "I believe"-Tour. Einen Tag vor Tour-Beginn haben sich die beiden Musiker in Berlin das erste Mal getroffen - um zu proben. Und es hat geklappt. Belobo ist sehr stolz auf den talentierten Kameruner Pianisten. Denn für ihn ist es keine Selbstverständlichkeit, dass ein junger Landsmann derart gekonnt klassische Musik interpretieren kann.
Belobo selbst hat sich seine internationale Gesangskarriere hart erkämpft: So ist der Sänger am 3.Oktober 1971 in der Hauptstadt Kameruns, Yaoundé, geboren. Keine Umgebung, in der man zwingend mit Opernmusik in Berührung kommt. "Ich kannte, als ich als Jugendlicher in Kamerun gelebt habe, diese Musik nicht. Ich habe sie erst entdeckt, als ich ein Konzert im Fernsehen sah mit Pavarotti. Mein erstes Opernkonzert erlebte ich somit im Fernsehen mit Pavarotti, der in einem Stadion in den USA sang - und ich verliebte mich sofort in diese Musik", schwärmt Belobo.
Dieser ungewöhnliche Weg eines afrikanischen Jungen aus Kamerun zur Opernmusik ist erstaunlich. Auch deshalb, weil Belobo weltweit als Bariton und Opernsänger Karriere gemacht hat. Viele Gesangswettbewerbe zum Beispiel in Abidjan ermöglichten Belobo Stipendien, um in Nizza Gesangsunterricht zu erhalten. Dort gewann er auch 1998 die Goldmedaille für Gesang. Seine Familie hatte nicht das Geld, ihn an die Musikhochschule in Paris zu schicken. Etliche Gesangswettbewerbe später hatte es der Sänger geschafft: er kam an die Musikhochschule in Paris und studierte am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse in Paris und erhielt 2001 sein Diplom.
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Er gewann zahlreiche internationale Wettbewerbe und zu den Preisen zählten Engagements an der Semperoper Dresden, an der Oper Straßburg, an der Kammeroper Wien und Konzerte in der Kölner Philharmonie. Nach eineinhalb Jahren als Mitglied des Jungen Ensembles der Bayerischen Staatsoper in München, wechselte Belobo2003 an die Semperoper Dresden.
"In 'I believe' erzähle ich über meinen Weg, meine Erfahrungen, die ich in meinem Heimatland Kamerun gemacht habe, bis hin zu meinem Weg nach Paris, wo ich studiert habe. Dann kam ich nach Deutschland und bin schließlich in der weltweiten Opern-Szene angekommen. Und das Konzert handelt auch davon, wie ich wieder zurück nach Kamerun gegangen bin."
Mit dieser Tour will Belobo den Afrikanern Opernmusik näherbringen. "In Afrika sagen Jugendliche, sobald sie diese Musik hören, es ist weiße, europäische Musik. Aber ich will mit dieser Tour zeigen, dass es keine Beschränkungen gibt und jeder klassische Musik singen kann."
Der Weg zurück nach Kamerun. Ebenfalls eine Herzensangelegenheit für den Opernsänger: "In Afrika müssen wir ein bisschen mehr Platz für Kultur einräumen. Und Musikschulen oder Kunstschulen fehlen besonders in Zentral- und Westafrika. Mein Leitmotiv in dieser Tournee ist deshalb, dass das geändert wird." Belobo schickt jedoch nicht nur Appelle an die Welt, nein, er wird selbst aktiv. "Ich bin wieder nach Kamerun zurückgegangen, um eine Musikschule aufzubauen. Es wird eine internationale Musikschule werden, für ganz Afrika. Ich habe zuerst Workshops in afrikanischen Ländern gegeben, aber es kamen immer mehr junge Leute zu diesen Workshops. Und das Beste ist wohl, eine Institution zu gründen, die mehr Musikern eine Chance zum Lernen gibt."
Mithilfe der Musik erzählt Belobo gekonnt seine Geschichte. So viele Länder wie er bereist hat, so bunt ist die Auswahl der Lieder: "Es ist ein richtiger Mix aus allen klassischen Musik-Stilen. Wir haben im Repertoire Opern-Arien, französische Melodien und Lieder, deutsche Lieder sowie Spirituals, Traditionelle afrikanische Musik und Jazz."
Und in allen klassischen Musikstilen hat Belobo bereits geglänzt: Er war in Partien wie Sarastro in "Die Zauberflöte", zu hören - was er im Konzert dann auch anstimmt. Darüberhinaus tritt Jacques-Greg Belobo regelmäßig weltweit an Opernhäusern und Festivals auf. In den letzten Jahren war er unter anderem. in Wien, Nizza, Salzburg, Tokyo und Tel Aviv zu sehen und zu hören.
Zu den Orchestern, mit denen Belobo aufgetreten ist, gehören das MDR Sinfonieorchester, das Israel Philharmonic, die Wiener Symphoniker, die Münchner Philharmoniker und die Staatskapelle Dresden.
Interessanter weise hat Belobo auch einen musikalischen Ausflug in das Hip Hop Genre gewagt. "Ich mache gerne Musik, die Menschen einfach nur genießen zu hören - weniger worauf sie tanzen können. So habe ich auch mit einem Rapper zusammengearbeitet. Denn im Hip Hop gibt es auch Songs, die man einfach nur anhören kann", erklärt Belobo.
Seinen Traum-Musik-Partner hat Belobo jedoch schon an seiner Seite gehabt. "Ich habe mit dem großen Dirigenten Zubin Mehta zusmmen gearbeitet. Für mich ist ein Traum wahr geworden, denn als ich das erste Mal den Wunsch verspürte, Opernsänger zu werden, habe ich ein Konzert mit Zubin Mehta gesehen, indem er die Drei Tenöre dirigierte."
Der Kameruner Belobo hat viel erreicht. Seine Geschichte soll Jungmusikern als Beispiel dienen. "Der Titel meiner Tour "I believe" ist bewusst gewählt - mein Start war nicht einfach. Und ich musste nicht nur an Gott glauben, sondern auch an mich selber." Nun müsse er erneut an sich glauben, denn sein Musikschul-Projekt in Kamerun erfordere viel Geld, wie auch Unterstützung, wie er auf der NTN-Bühne erklärt. Aber sein großes Ziel sei es, vielen jungen Menschen in Afrika Chancen zu bieten und ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Mit diesen Worten zieht er weiter auf seiner "I believe"-Tournee: nächste Station: Gabun.
Katharina Freundorfer
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Allgemeine Zeitung
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