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"Jambanja" treibt Farmer an Straßenrand

40 Jahre hat Kobus Joubert auf Scotsdale im Distrikt Chegutu gelebt. Jetzt sitzt er mit allem, was auf Fahrzeuge und Anhänger gepasst hat, an der Straße und wartet. Im Juni dieses Jahres hatte das Unheil seinen Lauf genommen: Gilbert Moyo, berüchtigter Schläger und Farmbesetzer, war zum ersten Mal Ende Juni mit ein paar Getreuen nach Scotsdale gekommen und hatte Joubert zum Verschwinden aufgefordert. Dies konnte noch verhindert werden, weil am nächsten Morgen tatsächlich die Polizei in Form einer resoluten Dame aufgetaucht war und Moyos Gruppe mit deutlichen Worten verjagt hatte: Sie seien eine Schande für alle Kriegsveteranen, zu denen sie selber auch gehöre. Zudem sei sie die einzige Person, die einen Räumungsbescheid unterzeichnen könne, dies aber erst nach einem entsprechenden Gerichtsbescheid. Tatsächlich machte sich Moyo von dannen, allerdings mit einem Fahrzeug der Jouberts, das nicht zurückgegeben wurde, sowie 240 Litern Diesel.

Bevor Joubert Anfang Juli in Urlaub gefahren war, hatte er ein persönliches Treffen mit Landminister Didymus Mutasa arrangiert, bei dem ihm dieser die vollständige Rückgabe seines Besitzes auf Scotsdale sowie eines anderen Grundstücks, dass ihm bereits entrissen worden war, zugesichert hatte. Kaum war Joubert jedoch abgereist, gab es wieder Ärger auf der Farm. Eine Veteranengruppe fiel ein und zeigte ein offizielles Schreiben vor, in dem Stein, der selbst bereits vor 25, Jahren enteignet worden war und in der Abwesenheit Jouberts die Farm bewachen sollte, aufgefordert wird, innerhalb von 24 Stunden das Grundstück zu verlassen. Das Schreiben war genau vier Tage nach Jouberts Treffen mit Mutasa unterzeichnet worden. Die Farm sei einem gewissen Felix Mhlanga Pambukani zugeteilt worden, offenbar angeworben von Gilbert Moyo und angeblich ein Angestellter der Staatskanzlei sowie Verwandter von Webster Shamu, dem Minister für Richtlinienumsetzung. Erst später kommt ans Licht: Pambukani arbeitet nicht in der Staatskanzlei und ist offenbar ein Hochstapler.

Weil Stein nicht weisungsberechtigt war, wurde Ende Juli vereinbart, dass man auf Jouberts Rückkehr warte und erst dann eine Entscheidung treffen werde. Was dann folgte, ist das typische Bild, die so genannte Jambanja: Die Farm wurde besetzt, Stein und die mittelweile zurückgekehrten Jouberts bedroht, unter Druck gesetzt, angefeindet und angegriffen. Kobus Joubert suchte Hilfe bei Anwälten - und erfuhr dort, warum Minister Mutasa offensichtlich seine Meinung geändert hatte: Pambukani, der Scotsdale allem Anschein nach bekommen soll, hatte Joubert beim Minister angeschwärzt und behauptet, er veranstalte eine Siegesfeier der oppositionellen MDC auf seiner Farm.

Mitte August war es dann soweit: Jegliches Verhandeln, Schlichten, Überreden war umsonst. Jouberts wurden gewaltsam aus dem Haus geworfen und übernachteten auf der Wiese davor, Pambukani rückte einen Tag mit der Polizei, die dieses Mal offenbar auf dessen Seite stand, sowie einem Räumungsbescheid an. Zwar ist es eigentlich gesetzlich gar nicht möglich, dass ein Antragssteller per Gerichtsbeschuss eine Räumung erwirken kann trotzdem unterstütze auch die Polizei die Forderung. Joubert müsse gar nicht erst versuchen, einerseits gerichtlich gegen den Beschluss vorzugehen, er habe sich wasserdicht abgesichert, betonte Pambukani. Abfahrt oder Haft, hieß die Wahl, die die Jouberts hatten.

Sie entschieden sich für Abfahrt, verluden schnell das Nötigste in Bakkies, auf Anhänger und Traktoren und wurden dann gewaltsam samt ihren Angestellten von der Farm geworfen. Seit dem 16. August campieren sie am Highway. Ein anderes Haus oder eine Unterkunft haben sie nicht.

Die Tragödie hat aber auch ein Gutes: Die kleine Campersiedlung erregt riesiges öffentliches Interesse von Menschen, die vorbeifahren. Viele Schwarze seien dabei, berichtet Joubert, die sich bestürzt darüber gezeigt hätten, dass die Regierung weiße Farmer auf diese Art und weise von ihrem Grund und Boden vertrieben. Andere, darunter nach Jouberts Angaben auch Umweltminister Francis Nhema, ermutigen sie dort zu bleiben und nicht aufzugeben.

Die Polizei wird langsam nervös, weil Joubert so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie wollen ihn vertreiben, ein Farmer, dessen Grundstück an der Straße endet, sagte ihm daraufhin Zuflucht zu. Vier Tage nach ihrer eigenen Vertreibung kam auch Hendrik Stein dazu. Auch ihm war ein Räumungsbescheid für sein Häuschen auf Scotsdale überstellt worden.

Ärger zwischen weißen Farmern und Mugabe-treuen Schergen, zumeist Kriegsveteranen, sind in Chegutu nicht neu. Prominentestes Beispiel sind Mike Campbell und Ben Freeth, die gleich mehrmals angegriffen wurden und derzeit am Windhoeker SADC-Tribunal gemeinsam mit 77 weiteren weißen Farmern ihre Enteignung anfechten. Auch Joubert ist mittlerweile vor das Magistratsgericht Chegutu gezogen. Deon Theron, der Vize-Präsident des kommerziellen Farmerverbands CFU, erklärte im AZ-Gespräch, dass die Verhandlung - wie in solchen Fällen üblich - lediglich vertagt wurde. Die Jouberts campen auch heute Morgen weiterhin am Straßenrand.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-29

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