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Japan hofft auf „Kirschblüten“
Japan hofft auf „Kirschblüten“

Japan hofft auf „Kirschblüten“

Gastgeber Japan will sich bei der Rugby-WM teuer verkaufen
Stefan Noechel
Von Lars Nicolaysen, dpa

Seit dem sensationellen 34:32-Sieg der „Brave Blossoms“ gegen das Rugby-Powerhouse Südafrika bei der WM 2015 erfährt der Rugby in Japan größere Aufmerksamkeit als je zuvor. Bis heute gilt es als eine der größten Sensationen der internationalen Rugby-Geschichte

Gastgeber Japan, kürzlich zum Pacific Nations Cup Champion gekürt, hat sich vorgenommen, nach dem historischen Sieg gegen den zweimaligen Weltmeister Südafrika erstmals in die Knockout-Phase vorzustoßen. Mit Titel-Verteidiger Neuseeland auf der Jagd nach dem dritten Weltcup-Sieg in Folge spielen die 20 Teams insgesamt 48 Spiele an 12 Spielstätten, die sich über ganz Japan erstrecken - von Sapporo im hohen Norden bis Kumamoto im Südwesten des Inselreichs.

Als traditionelle „Rugbystadt“ gilt Kamaishi, der einzige Austragungsort, wo ein neues Stadion extra zur Rugby-WM gebaut wurde. Die im Nordosten gelegene Stadt an der Pazifikküste Japans war 2011 von der verheerenden Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe schwer verwüstet worden. Rund 1 000 Menschen starben allein hier in den Fluten. Rugby soll nach den Worten von Bürgermeister Takenori Noda zum Wiederaufbau beitragen; so wie die Olympischen Spiele im kommenden Jahr der ganzen Welt den Fortschritt beim Wiederaufbau zur Schau stellen sollen.

Rugby hat in Kamaishi eine lange Tradition. Der Club des ortsansässigen Stahlriesen Nippon Steel war zwischen 1979 und 1985 sieben Mal nationaler Champion geworden. Seit 2001 setzt der Nachfolgeclub Kamaishi Seawaves die Tradition fort. „Einer für alle, alle für einen“, zitiert Noda den Rugby-Geist seines Landes. Das könne auch auf den Wiederaufbau seines Ortes angewandt werden.

Ohne die Erholung der Stadt, gebe es keine Erholung der Bürger. Ohne die Erholung der Bürger, gebe es keine Erholung der Stadt. Und so setzte sich der Bürgermeister gegen Kritik wegen der hohen Kosten für den Bau eines Rugby-Stadions für die WM ein. Es entstand da, wo der Tsunami 2011 zwei Schulen zerstört hatte.

Schätzungen zufolge wird die WM mehr als 400 000 Besucher nach Japan locken. Die Spiele in der Japan-Gruppe waren beinahe sofort ausverkauft. Auf umgerechnet rund vier Milliarden Dollar wird der wirtschaftliche Effekt der WM geschätzt. Weltweit gesehen gilt die Rugby-WM nach Olympia und der Fußball-WM als drittgrößtes Sportevent. Seit 1987 wird das Turnier alle vier Jahre ausgerichtet.

2015 legte Japan unter dem heutigen England-Chef Eddie Jones seine bisher stärkste Endrunden-Performance hin und holte in vier Spielen drei Siege. Zwar schieden die „Kirschblüten“ damals auf Platz Drei hinter Südafrika und Schottland früh aus. Doch mit ihrem historischen 34:32-Sieg in letzter Minute über Südafrika hatten die „Brave Blossoms“ dermaßen überzeugt, dass sie als Helden in ihre Heimat zurückkehrten - und dort einen Rugby-Boom auslösten.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-16

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