Jeder Zweite ist arbeitslos
Windhoek - Jeder zweite Namibier im erwerbsfähigen Alter ist arbeitslos. Dies ist offenbar das Ergebnis eine Studie mit dem Titel "Namibia Labour Force Survey", die das Ministerium für Arbeit und Sozialfürsorge angefertigt hat. Demnach beträgt die Arbeitslosenquote 51,2 Prozent.
Diese Zahl wurden gestern Vormittag von den Ökonomen Graham Hopwood und Klaus Schade während einer Veranstaltung in Windhoek genannt. Bislang wurde die offizielle Arbeitslosenquote für Namibia auf Grundlage der Erhebung zur jüngsten Volkszählung (2004) stets mit 36 Prozent angegeben, weitere 20 Prozent gelten als "unterbeschäftigt".
Die Studie ist noch nicht öffentlich gemacht worden, dennoch habe Schade etwas über den Inhalt aus zuverlässigen Quellen erfahren, denen der Entwurf des Berichts zur Studie vorgelegen habe. Die Situation dürfte sich inzwischen kaum verbessert haben: Angesichts der Entlassungen im vergangenen Jahr in Folge der Weltwirtschaftskrise "können wir davon ausgehen, dass die Arbeitslosenquote jetzt bei 55 Prozent liegt", prognostiziert der unabhängige Wirtschaftsberater. "Das ist die größte Herausforderung", fügte er hinzu.
Das Arbeitsministerium bestätigte auf AZ-Nachfrage die Existenz dieser Studie. Wie Pandoleni Kaly, Vizedirektorin im Direktorat für Arbeitsmarktdienste, gestern sagte, habe die Erfassung der Daten im September 2008 begonnen. Dazu seien landesweit rund 8000 Haushalte mit ca. 40000 Menschen (2% der Bevölkerung) befragt worden. Nach Auswertung der Antworten sei die Studie Anfang 2010 ans Kabinett gegeben worden, erklärte Kaly, die sich aber nicht zur Arbeitslosenquote äußern wollte. "Dazu kann ich nichts sagen."
Just am Nachmittag hat sich Arbeitsminister Immanuel Ngatjizeko zu diesem Thema im Parlament geäußert, wo er eine ministerielle Erklärung abgab. Seinen Angaben zufolge werde solch eine Studie alle vier Jahre angefertigt und entspreche die Methodik "international akzeptierten Normen und Festlegungen". Der Minister nannte keine Arbeitslosenquote, erläuterte aber das Zustandekommen der Zahlen. So würden in den Haushalten alle Personen über 15 Jahre gefragt, ob sie "in den letzten sieben Tagen mindestens eine Stunde gearbeitet und dafür eine Bezahlung erhalten haben". Werde die Frage mit "ja" beantwortet, gelte die Person als beschäftigt, bei einem "nein" als arbeitslos. In der Definition von Arbeitslosigkeit werde überdies zwischen Menschen unterschieden, die sich aktiv um einem Job bemühen oder dies bereits aufgegeben haben, erklärte Ngatjizeko. Der Bericht werde derzeit im Kabinett diskutiert, führte er aus.
Angesichts dieser Entwicklung fordert Ökonom Schade: "Die Regierung muss handeln und vor allem das Geschäftsklima verbessern." So sollte die Registrierung von Unternehmen vereinfacht und beschleunigt werden. Auch das Arbeitsgesetz müsse durchleuchtet werden, vor allem in Sachen Urlaub und Kündigungsschutz - die Regelungen seien zu "arbeitnehmerfreundlich", so Schade. Und weiter: "Wir müssen die Korruption in den Griff bekommen, denn das erhöht die Kosten und schreckt ab. Dabei müssen wir auch an die Großen ran." Der Ökonom kritisiert auch eine gewisse Untätigkeit der Regierung. "Wir haben viele Pläne, aber die werden nicht oder nicht immer zeitig genug umgesetzt."
Wie der Ökonom weiter sagte, gebe es in Namibia rund 150000 Personen, die Einkommenssteuer zahlen. Die Zahl der Beschäftigten (im formellen Sektor) liege jedoch mehr als doppelt so hoch, etwa 350000. Die Differenz ergebe sich aus der Tatsache, dass tausende Arbeitnehmer keine Steuern zahlen, weil sie als Geringverdiener gelten. Im Zuge der Steuerreform im vergangenen Jahr ist der Steuerfreibetrag auf 40000 Namibia-Dollar Bruttoverdient im Jahr angehoben worden.
Diese Zahl wurden gestern Vormittag von den Ökonomen Graham Hopwood und Klaus Schade während einer Veranstaltung in Windhoek genannt. Bislang wurde die offizielle Arbeitslosenquote für Namibia auf Grundlage der Erhebung zur jüngsten Volkszählung (2004) stets mit 36 Prozent angegeben, weitere 20 Prozent gelten als "unterbeschäftigt".
Die Studie ist noch nicht öffentlich gemacht worden, dennoch habe Schade etwas über den Inhalt aus zuverlässigen Quellen erfahren, denen der Entwurf des Berichts zur Studie vorgelegen habe. Die Situation dürfte sich inzwischen kaum verbessert haben: Angesichts der Entlassungen im vergangenen Jahr in Folge der Weltwirtschaftskrise "können wir davon ausgehen, dass die Arbeitslosenquote jetzt bei 55 Prozent liegt", prognostiziert der unabhängige Wirtschaftsberater. "Das ist die größte Herausforderung", fügte er hinzu.
Das Arbeitsministerium bestätigte auf AZ-Nachfrage die Existenz dieser Studie. Wie Pandoleni Kaly, Vizedirektorin im Direktorat für Arbeitsmarktdienste, gestern sagte, habe die Erfassung der Daten im September 2008 begonnen. Dazu seien landesweit rund 8000 Haushalte mit ca. 40000 Menschen (2% der Bevölkerung) befragt worden. Nach Auswertung der Antworten sei die Studie Anfang 2010 ans Kabinett gegeben worden, erklärte Kaly, die sich aber nicht zur Arbeitslosenquote äußern wollte. "Dazu kann ich nichts sagen."
Just am Nachmittag hat sich Arbeitsminister Immanuel Ngatjizeko zu diesem Thema im Parlament geäußert, wo er eine ministerielle Erklärung abgab. Seinen Angaben zufolge werde solch eine Studie alle vier Jahre angefertigt und entspreche die Methodik "international akzeptierten Normen und Festlegungen". Der Minister nannte keine Arbeitslosenquote, erläuterte aber das Zustandekommen der Zahlen. So würden in den Haushalten alle Personen über 15 Jahre gefragt, ob sie "in den letzten sieben Tagen mindestens eine Stunde gearbeitet und dafür eine Bezahlung erhalten haben". Werde die Frage mit "ja" beantwortet, gelte die Person als beschäftigt, bei einem "nein" als arbeitslos. In der Definition von Arbeitslosigkeit werde überdies zwischen Menschen unterschieden, die sich aktiv um einem Job bemühen oder dies bereits aufgegeben haben, erklärte Ngatjizeko. Der Bericht werde derzeit im Kabinett diskutiert, führte er aus.
Angesichts dieser Entwicklung fordert Ökonom Schade: "Die Regierung muss handeln und vor allem das Geschäftsklima verbessern." So sollte die Registrierung von Unternehmen vereinfacht und beschleunigt werden. Auch das Arbeitsgesetz müsse durchleuchtet werden, vor allem in Sachen Urlaub und Kündigungsschutz - die Regelungen seien zu "arbeitnehmerfreundlich", so Schade. Und weiter: "Wir müssen die Korruption in den Griff bekommen, denn das erhöht die Kosten und schreckt ab. Dabei müssen wir auch an die Großen ran." Der Ökonom kritisiert auch eine gewisse Untätigkeit der Regierung. "Wir haben viele Pläne, aber die werden nicht oder nicht immer zeitig genug umgesetzt."
Wie der Ökonom weiter sagte, gebe es in Namibia rund 150000 Personen, die Einkommenssteuer zahlen. Die Zahl der Beschäftigten (im formellen Sektor) liege jedoch mehr als doppelt so hoch, etwa 350000. Die Differenz ergebe sich aus der Tatsache, dass tausende Arbeitnehmer keine Steuern zahlen, weil sie als Geringverdiener gelten. Im Zuge der Steuerreform im vergangenen Jahr ist der Steuerfreibetrag auf 40000 Namibia-Dollar Bruttoverdient im Jahr angehoben worden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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