Jenseits aller Schubladen: Mit Pfeil und Bogen fern der Popkultur
Nicht nur musikalisch legt Sängerin und Songwriterin Nana Magagula Wert auf Individualität. Im Warehouse Theatre präsentierte sie ihr Album "Five Loaves & Two Fish".
Windhoek - Unkonventionell wäre irgendwie untertrieben. Schmuckbehangen stöckelt sie auf hohen Hacken selbstbewusst auf die Bühne, in der Hand Pfeil und Bogen, zusammengehalten von Lamettaglitzer. Den Bogen vorm Gesicht beginnt sie zu singen, Stimme und Stück so eigenwillig wie ihr Auftritt. Nana Magagula ist Exzentrikerin aus Überzeugung, ihr kürzlich veröffentlichtes Debütalbum "Five Loaves & Two Fish" voll von Stücken, die sich an keine Airplay-Längenbegrenzung halten, sechs, sieben Minuten lang und nicht gleich zugänglich, kaum eins erschließt sich beim ersten Hören. "Ich fange an, indem ich ein Bild male von dem, was ich fühle, und dann ergänze ich es mit einem passenden Beat - so kreiere ich meine Musik", sagt Nana. Drei Jahre hat sie an ihrem ersten Album gearbeitet, nicht nur eigene Stücke geschrieben und die Lead Vocals eingesungen, sondern auch Keyboard gespielt und selbst produziert. "Ich hatte ein Problem damit, dass jemand anders meine Sachen produziert, weil ich fand, dass niemand genau erfassen könnte, was ich meine, und dann hat es genauso lange gedauert, die richtigen Leute davon zu überzeugen, mich ernst zu nehmen, sie dachten, ich höre mich zu verrückt an." Entstanden ist ein Album, das von traditionellen Klängen ihrer Heimat Swaziland ebenso beeinflusst ist wie von Soul, Jazz, R'n'B und Motown, so sonderbar wie einzigartig, in keine Schublade zu stecken und komplett jenseits der massenunterhaltungstauglichen Popkultur. "Als ich vor drei Jahren angefangen habe, an dem Projekt zu arbeiten, habe ich nicht über die kommerzielle Seite nachgedacht. Ich bin ein Risiko eingegangen, habe einfach über das geschrieben, von dem ich dachte, dass die Leute es annehmen würden, und es war eine angenehme Überraschung, dass sie das tatsächlich tun." Trotzdem könnte das erste auch das einzige Album bleiben, das sie je veröffentlicht, behauptet die Sängerin: "Ich hätte nie gedacht, dass das Album es so weit bringen würde, ich bin kein Kind der Industrie, und ich glaube nicht daran, dass ich mit all dem umgehen kann, das damit einhergeht, eine öffentliche Person zu sein." Ausgerechnet, man mag es glauben oder nicht, ausgerechnet Schüchternheit habe sie bislang vom Rampenlicht ferngehalten. Dass sie es nun soweit gebracht hat, von Kritikern bereits zu den viel versprechenden jungen Talenten der südafrikanischen Musikszene gezählt wird, verdanke sie ihrer Ehrlichkeit, sagt Nana: "Ich glaube, der Grund, warum einige Künstler es in der Musikindustrie nicht schaffen, ist, dass sie versuchen, etwas darzustellen, das sie nicht sind. Von mir haben die Leute schon immer gesagt, dass ich verrückt bin, und ich wusste es - so bin ich eben einfach." Mut zum Anderssein, in der Musik wie im Leben, von Kleidungsstil und Frisur bis zu Auftreten und Aussagen: Originalität, die sich ausgezahlt hat. Die ersten Erfahrungen mit dem Anderssein sammelte sie als Teenager. Schon mit sechs Jahren war sie fest entschlossen gewesen, Sängerin zu werden, schwärmte für die Popgrößen der Zeit und begann, Liedtexte zu verfassen, auch wenn ihr Vater sie lieber als Ärztin gesehen hätte. Mit 16 schenkte ihr jemand eine Ella-Fitzgerald-Kassette, und Nana verliebte sich - in ein Musikgenre, das für Gleichaltrige "Alte-Leute-Musik" war. Während ihre Freunde die beiden Madonnas hörten, die eine "Material Girl" aus Amerika, die andere Brenda Fassie, die im vergangenen Jahr verstorbene "Madonna der Townships", provokativ, umstritten und erfolgreich wie ihr US-Vorbild als "Bad Girl of South African Pop", entdeckte Nana Miriam Makeba, Nina Simone, Dorothy Masuku und andere Diven. Jetzt, mit Ende Zwanzig, ist sie bereits mit Nina Simone verglichen worden, der Durchbruch, glaubt sie, zu ihrem großen Ziel, in eine Reihe mit Busi Mhlongo und Miriam Makeba gestellt zu werden. All das, ohne ihre musikalischen Ursprünge zu vergessen: Die Traditionen und Kultur ihrer Heimat haben ihren persönlichen Stil ebenso geformt wie ihre großen Vorbilder. Im Alltag ihrer Kindheit und Jugend in Swaziland spielten musikalische Rituale eine große Rolle: "Ich lernte, dass jedes Ritual einem anderen Zweck dient und dass sich die Musik entsprechend verändert", erzählt die Sängerin, die ihre späten Teenagerjahre in Europa mit Herumreisen verbrachte und sich schließlich in in Yeoville, Johannesburg, niederließ. "Der Schilftanz "Umhlanga" zum Beispiel wird von jungen Mädchen als Feier ihrer Reinheit aufgeführt, "Lutsango" ist ein Lied für die älteren Frauen, die als Mütter der Nation über Sozialmoral singen." Bis heute beziehe sie sich beim Schreiben ihrer Stücke immer darauf, wo alles angefangen hat, sagt sie, auch "Five Loaves & Two Fish" enthalte viele Elemente aus der traditionellen SiSwati-Musik. Die Texte, mal Swazi, mal Englisch, handeln von ihrer Kindheit und zerbrochenen Beziehungen, von Parties, vom Alltäglichen, autobiographisch gefärbt. In "Hold You Now" hat sie die Trennung von ihrem Freund verarbeitet, der sie verließ, um zurück in die Staaten zu gehen. Sehr persönlich, aber nicht zu intim, findet Nana: "Ich bin echt, warum sollte ich über etwas singen, das mir und meinem Leben fremd ist?" Vom jazzigen "U Send me Out" über "Asambe", das "Wein und Tanz unter einem afrikanischen Mond" feiert bis zum mystisch-traditionellen "Koboyi", eine symbolreiche Erzählung um einen Specht und ein kleines Kind sei ihr Debüt ein "Medley von allem", sagt die Sängerin: "Jedes Stück berührt eine andere Saite in dir. Ich glaube, dieses Album ist etwas für jeden."
Windhoek - Unkonventionell wäre irgendwie untertrieben. Schmuckbehangen stöckelt sie auf hohen Hacken selbstbewusst auf die Bühne, in der Hand Pfeil und Bogen, zusammengehalten von Lamettaglitzer. Den Bogen vorm Gesicht beginnt sie zu singen, Stimme und Stück so eigenwillig wie ihr Auftritt. Nana Magagula ist Exzentrikerin aus Überzeugung, ihr kürzlich veröffentlichtes Debütalbum "Five Loaves & Two Fish" voll von Stücken, die sich an keine Airplay-Längenbegrenzung halten, sechs, sieben Minuten lang und nicht gleich zugänglich, kaum eins erschließt sich beim ersten Hören. "Ich fange an, indem ich ein Bild male von dem, was ich fühle, und dann ergänze ich es mit einem passenden Beat - so kreiere ich meine Musik", sagt Nana. Drei Jahre hat sie an ihrem ersten Album gearbeitet, nicht nur eigene Stücke geschrieben und die Lead Vocals eingesungen, sondern auch Keyboard gespielt und selbst produziert. "Ich hatte ein Problem damit, dass jemand anders meine Sachen produziert, weil ich fand, dass niemand genau erfassen könnte, was ich meine, und dann hat es genauso lange gedauert, die richtigen Leute davon zu überzeugen, mich ernst zu nehmen, sie dachten, ich höre mich zu verrückt an." Entstanden ist ein Album, das von traditionellen Klängen ihrer Heimat Swaziland ebenso beeinflusst ist wie von Soul, Jazz, R'n'B und Motown, so sonderbar wie einzigartig, in keine Schublade zu stecken und komplett jenseits der massenunterhaltungstauglichen Popkultur. "Als ich vor drei Jahren angefangen habe, an dem Projekt zu arbeiten, habe ich nicht über die kommerzielle Seite nachgedacht. Ich bin ein Risiko eingegangen, habe einfach über das geschrieben, von dem ich dachte, dass die Leute es annehmen würden, und es war eine angenehme Überraschung, dass sie das tatsächlich tun." Trotzdem könnte das erste auch das einzige Album bleiben, das sie je veröffentlicht, behauptet die Sängerin: "Ich hätte nie gedacht, dass das Album es so weit bringen würde, ich bin kein Kind der Industrie, und ich glaube nicht daran, dass ich mit all dem umgehen kann, das damit einhergeht, eine öffentliche Person zu sein." Ausgerechnet, man mag es glauben oder nicht, ausgerechnet Schüchternheit habe sie bislang vom Rampenlicht ferngehalten. Dass sie es nun soweit gebracht hat, von Kritikern bereits zu den viel versprechenden jungen Talenten der südafrikanischen Musikszene gezählt wird, verdanke sie ihrer Ehrlichkeit, sagt Nana: "Ich glaube, der Grund, warum einige Künstler es in der Musikindustrie nicht schaffen, ist, dass sie versuchen, etwas darzustellen, das sie nicht sind. Von mir haben die Leute schon immer gesagt, dass ich verrückt bin, und ich wusste es - so bin ich eben einfach." Mut zum Anderssein, in der Musik wie im Leben, von Kleidungsstil und Frisur bis zu Auftreten und Aussagen: Originalität, die sich ausgezahlt hat. Die ersten Erfahrungen mit dem Anderssein sammelte sie als Teenager. Schon mit sechs Jahren war sie fest entschlossen gewesen, Sängerin zu werden, schwärmte für die Popgrößen der Zeit und begann, Liedtexte zu verfassen, auch wenn ihr Vater sie lieber als Ärztin gesehen hätte. Mit 16 schenkte ihr jemand eine Ella-Fitzgerald-Kassette, und Nana verliebte sich - in ein Musikgenre, das für Gleichaltrige "Alte-Leute-Musik" war. Während ihre Freunde die beiden Madonnas hörten, die eine "Material Girl" aus Amerika, die andere Brenda Fassie, die im vergangenen Jahr verstorbene "Madonna der Townships", provokativ, umstritten und erfolgreich wie ihr US-Vorbild als "Bad Girl of South African Pop", entdeckte Nana Miriam Makeba, Nina Simone, Dorothy Masuku und andere Diven. Jetzt, mit Ende Zwanzig, ist sie bereits mit Nina Simone verglichen worden, der Durchbruch, glaubt sie, zu ihrem großen Ziel, in eine Reihe mit Busi Mhlongo und Miriam Makeba gestellt zu werden. All das, ohne ihre musikalischen Ursprünge zu vergessen: Die Traditionen und Kultur ihrer Heimat haben ihren persönlichen Stil ebenso geformt wie ihre großen Vorbilder. Im Alltag ihrer Kindheit und Jugend in Swaziland spielten musikalische Rituale eine große Rolle: "Ich lernte, dass jedes Ritual einem anderen Zweck dient und dass sich die Musik entsprechend verändert", erzählt die Sängerin, die ihre späten Teenagerjahre in Europa mit Herumreisen verbrachte und sich schließlich in in Yeoville, Johannesburg, niederließ. "Der Schilftanz "Umhlanga" zum Beispiel wird von jungen Mädchen als Feier ihrer Reinheit aufgeführt, "Lutsango" ist ein Lied für die älteren Frauen, die als Mütter der Nation über Sozialmoral singen." Bis heute beziehe sie sich beim Schreiben ihrer Stücke immer darauf, wo alles angefangen hat, sagt sie, auch "Five Loaves & Two Fish" enthalte viele Elemente aus der traditionellen SiSwati-Musik. Die Texte, mal Swazi, mal Englisch, handeln von ihrer Kindheit und zerbrochenen Beziehungen, von Parties, vom Alltäglichen, autobiographisch gefärbt. In "Hold You Now" hat sie die Trennung von ihrem Freund verarbeitet, der sie verließ, um zurück in die Staaten zu gehen. Sehr persönlich, aber nicht zu intim, findet Nana: "Ich bin echt, warum sollte ich über etwas singen, das mir und meinem Leben fremd ist?" Vom jazzigen "U Send me Out" über "Asambe", das "Wein und Tanz unter einem afrikanischen Mond" feiert bis zum mystisch-traditionellen "Koboyi", eine symbolreiche Erzählung um einen Specht und ein kleines Kind sei ihr Debüt ein "Medley von allem", sagt die Sängerin: "Jedes Stück berührt eine andere Saite in dir. Ich glaube, dieses Album ist etwas für jeden."
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Allgemeine Zeitung
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