Jetzt aber wirklich? - Tsitsipas & Co. und die Generationen-Debatte
London (dpa) - Der silberne Henkelpokal des neuen Tennis-Champions blitzte und blinkte im künstlichen Licht. Ungläubig und sichtlich ergriffen hockte Stefanos Tsitsipas neben der Brad Drewett Trophy und fuhr sich immer wieder mit den Händen durch die wilde Mähne. In der Heimat bemühten die euphorischen Kommentatoren wenig überraschend die griechische Mythologie - und natürlich musste dann auch der 21-Jährige nach seiner sagenhaften Erfolgsgeschichte bei den ATP Finals der besten Acht des Jahres die Frage aller Fragen beantworten.
Ob Roger Federer (38) nach seinem Halbfinal-Aus gegen Tsitsipas, ob Rafael Nadal (33) oder Novak Djokovic (32) nach dem Scheitern in der Gruppenphase: Alle sind sie in London mit dem Lieblingsthema der Tennis-Szene konfrontiert worden. Ist jetzt endgültig, und diesmal aber wirklich, das Ende der großen Vier, die ja nach Andy Murrays Auszeit nur noch die großen Drei sind, gekommen?
Wie immer bei Ereignissen dieser sportlichen Dimension bemühten Freunde der Statistik allerlei Belege für den nun möglicherweise anstehenden Wachwechsel im Herren-Tennis. Laut Spieler-Organisation ATP waren die Finals in diesem Jahr das erste Turnier seit dem Masters-Event in Miami 2010, bei dem Federer, Djokovic und Nadal am Start waren und bei dem keiner von ihnen das Endspiel erreichte.
Wird es im kommenden Jahr also tatsächlich einen Grand-Slam-Champion geben, auf dessen Ausweis als Geburtsland nicht Spanien, Serbien oder die Schweiz steht? Der berühmteste aller Schweizer war ein bisschen gelangweilt, als er dazu Auskunft geben sollte. Denn auch in diesem Jahr teilten sich Djokovic (Australian Open und Wimbledon) und Nadal (French Open und US Open) die wichtigsten Preise. Auch in diesem Jahr stehen die Drei auf den ersten Plätzen der Weltrangliste.
„Das ist nichts Neues, das ist jedes Jahr die Frage, und ich glaube, ich beantworte sie immer gleich“, sagte Federer. „Vielleicht ist die Chance nun größer geworden, obwohl es so aussieht, dass Rafa, Novak und ich alle gesund sind. Anderseits werden wir nicht jünger, und die Jungen werden besser. Sie müssen jetzt diesen nächsten Schritt noch machen. Also ja, ich denke, sie könnten es schaffen.“
Auch diese Prognosen sind nicht neu. Der interessanteste Unterschied zu den vergangenen Debatten ist aber der, dass die Aufmüpfigen selber daran glauben - und dies auch deutlicher artikulieren als je zuvor. „Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass es nächstes Jahr einen neuen Grand-Slam-Sieger geben wird“, sagte Zverev. „Wir alle spielen gutes Tennis, Sascha, Stefanos, ich, einige andere. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir nächstes Jahr einen neuen jungen Grand-Slam-Champion sehen werden“, sagte der unterlegene Endspiel-Gegner Dominic Thiem.
Der 21 Jahre alte Tsitsipas gilt nun natürlich als erster Anwärter. Er ist der jüngste Champion bei den ATP Finals seit Lleyton Hewitt vor 18 Jahren und der jüngste Spieler seit Jim Courier 1991, der gleich bei seinem Debüt im Finale stand. Doch während sich die Kommentatoren in der Heimat überschlugen, blieb Tsitsipas bescheiden.
„Sporttime“ schrieb auf der kompletten Titelseite über „Stefan den Großen“. Für „To Fos“ war Tsitsipas „Der 13. Gott“ (des Olymp), und „Metrosport“ sah die „Saga Tsitsipas“ angebrochen. Zahlreiche Radiosender hatten am Sonntag ihr Programm unterbrochen und live über das Ende des 6:7 (6:8), 6:2, 7:6 (7:4)-Triumphs berichtet. „Er drehte das Spiel und sitzt auf dem Thron des Welttennis“, schrieb die Athener Zeitung „Elefteros Typos“. Für „Fileleftheros“ war er schlicht „Erster in London - Erster in unseren Herzen“.
Nur der Gepriesene selber sprach wie so oft leise und fast schon ein wenig philosophisch: „Für uns junge Spieler ist es eine Frage der Zeit. Wir müssen sie schlagen oder darauf warten, dass sie aufhören.“
Foto: dpa
Ob Roger Federer (38) nach seinem Halbfinal-Aus gegen Tsitsipas, ob Rafael Nadal (33) oder Novak Djokovic (32) nach dem Scheitern in der Gruppenphase: Alle sind sie in London mit dem Lieblingsthema der Tennis-Szene konfrontiert worden. Ist jetzt endgültig, und diesmal aber wirklich, das Ende der großen Vier, die ja nach Andy Murrays Auszeit nur noch die großen Drei sind, gekommen?
Wie immer bei Ereignissen dieser sportlichen Dimension bemühten Freunde der Statistik allerlei Belege für den nun möglicherweise anstehenden Wachwechsel im Herren-Tennis. Laut Spieler-Organisation ATP waren die Finals in diesem Jahr das erste Turnier seit dem Masters-Event in Miami 2010, bei dem Federer, Djokovic und Nadal am Start waren und bei dem keiner von ihnen das Endspiel erreichte.
Wird es im kommenden Jahr also tatsächlich einen Grand-Slam-Champion geben, auf dessen Ausweis als Geburtsland nicht Spanien, Serbien oder die Schweiz steht? Der berühmteste aller Schweizer war ein bisschen gelangweilt, als er dazu Auskunft geben sollte. Denn auch in diesem Jahr teilten sich Djokovic (Australian Open und Wimbledon) und Nadal (French Open und US Open) die wichtigsten Preise. Auch in diesem Jahr stehen die Drei auf den ersten Plätzen der Weltrangliste.
„Das ist nichts Neues, das ist jedes Jahr die Frage, und ich glaube, ich beantworte sie immer gleich“, sagte Federer. „Vielleicht ist die Chance nun größer geworden, obwohl es so aussieht, dass Rafa, Novak und ich alle gesund sind. Anderseits werden wir nicht jünger, und die Jungen werden besser. Sie müssen jetzt diesen nächsten Schritt noch machen. Also ja, ich denke, sie könnten es schaffen.“
Auch diese Prognosen sind nicht neu. Der interessanteste Unterschied zu den vergangenen Debatten ist aber der, dass die Aufmüpfigen selber daran glauben - und dies auch deutlicher artikulieren als je zuvor. „Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass es nächstes Jahr einen neuen Grand-Slam-Sieger geben wird“, sagte Zverev. „Wir alle spielen gutes Tennis, Sascha, Stefanos, ich, einige andere. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir nächstes Jahr einen neuen jungen Grand-Slam-Champion sehen werden“, sagte der unterlegene Endspiel-Gegner Dominic Thiem.
Der 21 Jahre alte Tsitsipas gilt nun natürlich als erster Anwärter. Er ist der jüngste Champion bei den ATP Finals seit Lleyton Hewitt vor 18 Jahren und der jüngste Spieler seit Jim Courier 1991, der gleich bei seinem Debüt im Finale stand. Doch während sich die Kommentatoren in der Heimat überschlugen, blieb Tsitsipas bescheiden.
„Sporttime“ schrieb auf der kompletten Titelseite über „Stefan den Großen“. Für „To Fos“ war Tsitsipas „Der 13. Gott“ (des Olymp), und „Metrosport“ sah die „Saga Tsitsipas“ angebrochen. Zahlreiche Radiosender hatten am Sonntag ihr Programm unterbrochen und live über das Ende des 6:7 (6:8), 6:2, 7:6 (7:4)-Triumphs berichtet. „Er drehte das Spiel und sitzt auf dem Thron des Welttennis“, schrieb die Athener Zeitung „Elefteros Typos“. Für „Fileleftheros“ war er schlicht „Erster in London - Erster in unseren Herzen“.
Nur der Gepriesene selber sprach wie so oft leise und fast schon ein wenig philosophisch: „Für uns junge Spieler ist es eine Frage der Zeit. Wir müssen sie schlagen oder darauf warten, dass sie aufhören.“
Foto: dpa
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen