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Jong, hier is was nich lekker ...

Oder so haben wir gedacht, als es im geleerten Biertin sommer so zu rasseln anfing. Aber das is 'ne etwas längere Story. Also von vorn.
Jetzt im Winter, wenn die Kälte abends aus den Ecken kriecht und Du Dein Messer schärfst, um Biltong und Rauchfleisch zu schneiden, musst Du mos auch 'was Vernünftiges trinken. Daher bestellen wir Urbock in der Pressekaschemme in unserer Nähe. Schon nach zwei Flaschen haben die keins mehr. Gehen wir also in das angeblich Drei-Sterne Kalahari-Sands-Hotel im Gustav-Voigts-Zentrum, dort wo die Tradition von Ovenduka wrachtach am dicksten gestapelt ist. Die haben überhaupt kein dunkles Winterbier. "Wir müssen erst das Management fragen", sagt ein Schichtbaas. "Und das muss dann erst entscheiden, ob sich sowas verkauft." Aber die Spiegelregale stehen indessen voller fremden Gesöffs aus hauptsächlich anglophilen Ländern, nur das Winterbier, das hier in Oshilongo shakakambe vor Ort im Lande der Braven gebraut wird, haben die nicht, als wären wir in der tiefsten Mongolei.
Also gehen wir zurück in die erste Kaschemme. Die haben ja gesagt, die hätten da noch ein Dunkles, aber eben kein Bockbier mehr. Also lassen wir uns ein Guinness vorsetzen. Und da lernt der Laie in der Kalten Zeit muhts noch 'was dazu. Der Barmann gießt das Dunkle ins Glas und stellt das Tin - die Jerries sagen Dose, weil die da noch mehr darunter verstehen - mit dem Rest auf die Theke, so dass der Zecher später nachfüllen kann. Das Dunkle schäumt cremig - - und nicht "gobglasig" - wie uns der Fachmann der neusten Brauerei (im Entstehen begriffen) von Ovenduka mitteilt. Bald muss der Rest aus dem Tin noch ins Glas. Und da - voi lá! - der Überraschungseffekt. Da scheppert noch was drin. Wir reißen unter Blutgefahr das Loch im Tin größer auf und check moi! Da kullert ein Tischtennisball raus. "Nich pännicken", feixt der Barmann. "Die Iren haben bei diesem Gebräu immer so'n Ballietjie drin." Aber wozu, das weiß der nich. Also wenden wir uns an die Braumeister von Pokkiesdraai im Norden und Prosperita im Süden der City. Wir haben jetzt mos zwei Brauereien und die Namibia Breweries müssten den Plural aus ihrem Namen streichen, weil das seit dem Tod der Hansa Brauerei in Tswaoxhaobmund nämlich Vortäuschung ist. Aber lassen wir uns hier nicht saidträcken.
Die Braumeister sagen, das Ballietjie hat ein oder mehrere Löcher. - Das stimmt nochall, das haben wir gecheckt. - Wenn Du das Tin - nicht die Dose! - öffnest, drückt Stickstoff oder Kohlenstoff aus dem Balletjie die leicht versiegelten Löcher auf und lässt das Bier schäumen. Ob das noch mit dem Reinheitsgebot vereinbar ist, wollen wir wissen. Da sagen die germanophonen Braumeister: nein, weil der Inhalt des Tischtennisballs - ob nun Stick- oder Kohlenstoff - nicht aus den erlaubten Bestandteilen des Biers stammt sondern ein Zusatz ist. Soll aber nicht schädlich sein, weil 71% der Atmosphäre aus Stickstoff besteht und Kohlenstoff auch sonst in der Bar beim Fassbier als Treibgas verwendet wird. Beim näheren Hinsehen, lesen wir auf dem Tin, dass da was Fremdes im Bier treibt, das die Iren widget nennen. Im Portugiesischen sagen die dann doch noch mehr: da ist die Rede von gás propulso nitrogenio. Warum die das nicht auf Otjindoitjie sagen, möchte ich 'mal wissen. Und Du sollst das Tin vorm Öffnen nicht schütteln. Die sagen nicht wieso. Wahrscheinlich baut sich aus dem Zusatz im Ballietjie Überdruck auf.
Wir ha'm was dazu gelernt. Wohl bekomm's. Wir bleiben aber lieber beim Bockbier ohne Ballietjies.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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