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Jubiläum: 100 Jahre Turnhalle Windhoek

Nach der Gründung des modernen Windhoek im Jahre 1890 entwickelte sich rasch ein lebhaftes Sozialleben unter der deutschen kolonialen Stadtbevölkerung. Abgesehen von einem aktiven evangelischen und katholischen Kirchenleben entstanden zahlreiche Hotels, Kegel-, Gesangs- und Sportvereine, um den Einwohnern zur Unterhaltung und Körperertüchtigung zu dienen. Bereits 1899, als der erste Turnverein in Windhoek gegründet wurde, wurden Turn- und Gymnastikübungen auf dem Gelände, auf dem später die Turnhalle erbaut wurde, durchgeführt. Im Jahre 1905 bestand die Turnhalle lediglich aus einem 5x6 Meter großen Wellblechschuppen, in dem die Turngeräte aufbewahrt wurden.

Binnen kürzester Zeit entstand im Osten und Nordosten der Turnhalle sowie am östlichen Ende der Bahnhofstraße um einen kleinen Hügel herum, von dem aus die Bahnhofstraße überblickt werden konnte und der eine nette Ansicht über Windhoek bot, der erste Luxusvorort mit hübschen kleinen und nicht so kleinen Wohnungen, auch "Villenhügel" genannt. Er lag im Gehabstand vom Bahnhof und in direkter Nähe zweier Hotels, dem Rheinischen Hof und dem Thüringer Hof, von denen heute nur das letztere, beliebt als Hotel- und Konferenzzentrum, noch existiert. Dem Villenvorort wurde die aktive Freizeitgestaltung durch eine geräumige Turnhalle in einem hübschen Zweckbau direkt vor der Tür geboten.

Die Turnhalle wurde von Dezember 1908 bis 1909 gebaut, ein massiver, 22x14 Meter großer Turnsaal mit einem hohen Dach und dekorativen Giebel zur Straßenseite hin. Der Grundstein der Turnhalle wurde am 6. März 1909 gelegt, am 25. Juni 1909 wurde Richtfest gefeiert. Der Architekt war Otto Busch; die Bauarbeiten wurden von den Ahrens-Brüdern aus Klein-Windhoek ausgeführt, während die Zimmermannsarbeiten von einem Herrn Vosse ausgeführt wurden. Zum ersten Mal im neuen Schutzgebiet wurde der gewölbte Dachstuhl aus Holz zusammengezimmert (dieses Bauteil wurde in jüngster Zeit durch das Feuer zerstört). Die Zeitungen betrachteten damals die Turnhalle als das schönste Gebäude des Nordteils der Stadt.
Das schöne Gebäude erwies sich allerdings bereits nach kurzer Zeit als zu klein. Während einer zweiten Bauphase im Jahre 1912 wurde daher eine doppelstöckige Erweiterung an der Westseite der Turnhalle hinzugefügt. Zwei Meisterarchitekten ihrer Zeit, Otto Busch und Willy Sander, reichten Pläne für den Erweiterungsbau ein, schließlich wurden Buschs Vorschläge angenommen. Im Erdgeschoss befanden sich die Umkleideräume, das obere Geschoss bot ein Klubzimmer und Unterkunftsräume für besuchende Turner. Über dem neuen Eingang (vielleicht um dem populären Geschmack für ein wenig Prunk entgegen zu kommen) schloss der Architekt Otto Busch einen Balkon mit drei, durch Pfosten gestützte Rundbögen mit ein. Als sichtbare Anzeige des neuen Bauabschnitts wurde die Inschrift A.D. 1913 (Anno Domini - "Im Jahr des Herrn" 1913) oben am Giebel angebracht, um an die Erweiterung des Gebäudes zu erinnern.In der deutschen Kolonialzeit wurden in und vor der Turnhalle zahlreiche Vorführungen (Schauturnen, Entspannungsgymnastik und Schulturnen) veranstaltet. Die Turnhalle spielte auch seit 1913 eine wichtige Rolle in der Geschichte - im Frieden und im Ersten Weltkrieg in SWA. Vom 16. August 1914 bis Januar 1915 wurden die Sportaktivitäten vorläufig eingestellt, weil die Schutztruppe in der Turnhalle ihre Vorräte gespeichert hatte. Im Laufe des Ersten Weltkriegs diente sie als Unterkunft für die südafrikanischen Unionstruppen. Nachdem ein Rechtsstreit in den 20er Jahren hinsichtlich ihres Eigentümers (die Südafrikaner hatten sie als Staatseigentum betrachtet) zugunsten des Turnvereins entschieden worden war, wurde sie diesem wieder übergeben, da sie in Wirklichkeit dessen Privateigentum war. Vermutlich Ende der 20 Jahre oder in den frühen 30er Jahren wurde noch der östliche Abschnitt hinzugefügt, der für Theateraufführungen und Kinovorführungen genutzt wurde.

Zum Ende der 40er Jahre/Anfang der 50er Jahre verkaufte der Turnverein das wertvolle Grundstück mit seinem historischen Gebäude für 19000 £ an die SWA-Administration. Für diese Summe erwarb es dann wiederum das Grundstück an der Ecke der Peter-Müller-Straße/Ecke Talstraße (heute Fidel-Castro-Straße/Ecke Mandume Ndemufayo Avenue) - also das alte SKW-Grundstück, heute "Fruit & Vegetable".
Am 1. September 1975 gelangte die Turnhalle über Nacht ins internationale Rampenlicht, als bekannt wurde, dass Repräsentanten von elf ethnischen Gruppen im alten Südwestafrika begonnen hatten, sich dort zu versammeln, um die Unabhängigkeit und konstitutionellen Entwicklungen der Zukunft zu besprechen. Dieser Kongress war die sogenannte Turnhallen-Konferenz. Zu diesem Zeitpunkt nahm an dieser Konferenz die damalige Befreiungsbewegung und heutige Regierungspartei SWAPO nicht teil; sie behauptete, dass sie der einzige legitime Repräsentant der Bevölkerung Namibias sei. Dennoch bahnte dieser wichtige Kongress den Weg in Richtung Unabhängigkeit, weil er die dringend benötigten und lange überfälligen Alternativen zu den verkrusteten weißen politischen Strukturen zu jenem Zeitpunkt bot. Der Name einer der überlebenden Parteien, die Demokratische Turnhallenallianz (DTA), entspringt der Konferenz bzw. diesem Gebäude. Es fand auch seinen rechtmäßigen Platz auf einer Briefmarke, die 1985 in Umlauf kam.

Seit der Unabhängigkeit Namibias wurde die Turnhalle für internationale Konferenzen und als Sitz für den Nationalrat verwendet, bis dieser sein eigenes Gebäude unweit des Parlamentsgebäudes (Tintenpalast) erhielt. Die Turnhalle wurde danach ausgebaut, um als Sitzungort des SADC-Gerichtshofes zu dienen. Unter dem kundigen Auge der Architektin Monica Ochse erhielt dieses historische Gebäude in den Jahren 2004/05 eine lange überfällige Erneuerung, die vor allem an architektonischen Details wie dem Eckstein aus dem Jahr 1909 und der historischen Inschrift auf dem westlichen Giebel aus dem Jahr 1913 sehr wirkungsvoll verwirklicht wurden.
In den frühen Morgenstunden des 18. Januar 2007 sorgte ein Großbrand für markante Schäden an der Turnhalle. Das Feuer hat hauptsächlich den ältesten mittleren Abschnitt beschädigt. Die durch das Feuer verursachten Schäden waren zum Glück nicht so ernst wie es anfangs schien. Die Wände waren durch die durch das Feuer verursachten hohen Temperaturen nicht geborsten. Nur der Dachabschnitt des mittleren Bauteils, also der ursprüngliche Teil von 1910, und die Innenerinrichtung, d.h. der Konferenzsaal, brannten aus. Das Feuer fügte dennoch einen weiteren Meilenstein in der Geschichte dieses wirklich bemerkenswerten Teils des nationalen Bauerbes hinzu. Die abgebrannte Turnhalle wurde zum Jahreswechsel 2007/08 neu aufgebaut und renoviert.

Im Jahr 2008 wurde dort vor dem SADC-Tribunal der sensationelle Campbell-Prozess geführt, bei dem rund 70 weiße Farmer aus Simbabwe gegen die Enteignungen ihrer Farmen klagten - und Recht bekamen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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