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Jubiläum gefeiert: Brauerei hält am Bier-Reinheitsgebot fest

Stefan Fischer
Lange Tradition, historische Stätte: Die Feier fand im Warehouse Theatre statt, just dem Gebäude, das einst zum Brauereikomplex in der Talstraße im Zentrum Windhoeks gehörte. Dort, wo damals schon ausschließlich Malz, Hopfen, Hefe und Wasser zum Brauen von Bier verwendet wurden, um das Deutsche Reinheitsgebot zu erfüllen, das am 23. April 1516 von den bayerischen Herzögen Wilhelm IV. und Ludwig X. erlassen wurde.

Die Biergeschichte Namibias ist freilich nicht so alt wie das Reinheitsgebot, aber nicht minder spannend. Aufgearbeitet wurde sie von dem Niederländer Tycho van der Hoog, der die Recherche vor Ort für seine Masterarbeit nutzte. Der Student der Wirtschaftsgeschichte recherchierte monatelang in Namibia und stieß auf so manche interessante Fakten und Informationen. Sie alle zeigte er in einer Ausstellung sowie in einer Präsentation den rund 150 Gästen, darunter auch diplomatische Prominenz: die EU-Botschafterin Jana Hybaskova und der deutsche Botschafter Christian Schlaga. Sie alle konnten dabei beispielsweise lernen, dass die Bierbrautradition hierzulande auf das Jahr 1779 zurückgeht, als San-Frauen das Gebräu herstellten. Mit den europäischen Siedlern kam 1884 das europäische Bier in den Südwesten Afrikas, wo 1900 die erste kommerzielle Brauerei (in Swakopmund) eröffnet worden war.

„Bier ist nicht langweilig; es gibt Einblicke in die Geschichte und die Gesellschaft“, meint der Student Van der Hoog. Und so berichtete unter anderem über den „Bierkrieg“ vor 100 Jahren, über das Bierdreieck (Windhoek-Omaruru-Swakopmund), über den Durchbruch der heutigen NBL durch den Verkaufsstart in den Norden in den 1970er Jahren und über die Neuorientierung nach der Unabhängigkeit - zu einem Unternehmen, das heute sein Bier in 18 Länder exportiert.

Im Juli will der 23-Jährige seinen Hochschulabschluss machen, eine ungeplante Würdigung seiner Arbeit hat er jetzt schon erfahren: NBL-Vertriebsleiter Hans Herrmann und NBL-Chefbraumeister Christian Müller ernannten ihn wegen seiner ausgiebigen und aufopferungsvollen Recherche zum „Ehren-Brauer“ - eine Auszeichnung, die das erste Mal vergeben wurde.

NBL-Geschäftsführer Wessie van der Westhuizen machte deutlich: Die Verbraucher können darauf vertrauen, dass NBL-Bier nach Deutschem Reinheitsgebot gebraut wird. Damit nicht genug: Wann immer dieses Symbol auf dem Etikett erscheint, können Verbarucher auch auf einen sauberen Brauprozess vertrauen. Der NBL-Chef dankte allen Partnern, „die Teil der NBL-Erfolgsgeschichte sind“. Jetzt sei man zu neuen Ufern unterwegs, was unter anderem an der „Explosion des Craft-Biermarktes in Südafrika“ liege; „wir sind mittendrin“, so van der Westhuizen.

Für Sven Thieme, Vorstandsvorsitzender der Ohlthaver&List-Gruppe (O&L), der die Brauerei angehört, war der Festabend „eine Reflektion dessen, woher wir kommen, und wohin wir gehen“. Er zeigte sich stolz auf die Geschichte von NBL, ein Unternehmen, das zur O&L-Gruppe mit heute über 6000 Beschäftigten gehört. Es seien für NBL teils schwierige Zeiten in den letzten fast 100 Jahren gewesen; „aber eine Sache hat sich niemals geändert: unsere Leidenschaft, Bier nach Deutschem Reinheitsgebot zu brauen“, sagte er. Noch heute würden die Brauer in Deutschland ausgebildet, man bleibe der Tradition verpflichtet. Thieme abschließend: „Lasst uns die Zukunft angehen, um das Vermächtnis zu feiern.“

Natürlich durfte ein Fassanstich nicht fehlen, den NBL-Chefbraumeister Christian Müller und die Oktoberfest-Bierkönigin 2015, Sybille Moldzio, ausführten. Dann sprudelte das Urbock 2016, das erst am Vormittag aus dem Tank kam. Es soll dieses Jahr beim internationalen Qualitätswettbewerb eine Goldmedaille bringen, hofft Müller. Für die Gäste war es ein weiterer unter vielen kulinarischen Höhepunkten eines Abends mit Geschichte, Glanz und Geschmack - rundum gelungen!

Stefan Fischer

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-28

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