Junger Wein mit viel Geschichte
Es begann mit einem Braai, zu dem jeder seinen eigenen Wein mitbringen sollte. Zwei Gäste, Alex Milner und Stefan Gerber, nahmen die Aufforderung sehr wörtlich und mischten sich flugs ihren "eigenen" Wein. Das Ergebnis fand soviel Anklang, dass es von da ab kein Halten mehr gab. Die einstigen Weinbau- und Önologie-Studenten, inzwischen 30 Jahre alt, haben seit 2008 bereits ihren 4. Jahrgang abgefüllt. Sie arbeiten auf Natte Valleij, einem ehemaligen alten Weingut in der Nähe von Stellenbosch.
Fast wären wir auf der R44 Richtung Stellenbosch an der Einfahrt vorbeigerauscht. Kaum sieht man das Schild "Natte Valleij, Boer & Brit Wines" muss man auch schon abbiegen. Und gleich darauf befindet man sich auf einem der langen Zufahrtswege, die so typisch für die eleganten alten Weingüter sind. Hier blüht noch Agapanthus unter dicht belaubten knorrigen Eichen, sofort ist man eingehüllt in friedvolle ländliche Atmosphäre, als wäre sonst niemand auf dieser gepflegten wunderschönen Welt.
Weinstöcke gibt es auf Natte Valleij indes, schon seit über 50 Jahren nicht mehr. Die Eltern von Alex Milner haben das schmucke Anwesen aus dem frühen 18. Jahrhundert in einen Gästebetrieb verwandelt. Die beiden unkonventionellen jungen Weinmacher gehen die Produktion ganz anders an: ringsherum wird mehr als genug Wein angebaut - und gekeltert. Sie kaufen Trauben und Wein in der näheren und ferneren Umgebung und werden damit kreativ. Der Verschnitt sei die eigentliche Kunst, meinen sie und mischen mit großem Erfolg, was sonst keiner zu mischen wagt. Tinta Amarela, Syrah, Mourvedre, Grenache und Carignan, alles in einer Flasche. "Das hat uns den Beinamen 'Gangsters of Blend' eingebracht", grinst Stefan. "Uns gefällt es, das Unkonventionelle zum Konventionellen zu machen".
Genau das ist es, was dieses Weinmacher-Duo auf Anhieb sympathisch macht. Man hat den Eindruck, dass sie sich nicht in abgehobenen Sphären bewegen und mit Bierernst ans Werk gehen. Sie wollen Wein jedem zugänglich machen. Humor, Leichtigkeit und frische Einfälle sind ihr Markenzeichen, und dabei geht es übrigens auch ums Bier.
"Die Konkurrenz im Weingeschäft ist enorm. Unseren Nachbarn möchten wir nicht das Wasser abgraben, aber wir können mit Bier konkurrieren", erläutern die innovativ denkenden Önologen. Frei nach der Devise "Wein statt Bier, das rat' ich dir". Die beiden Bob's your Uncle Weine von Boer&Brit haben viel Aufsehen auf dem internationalen Weinmarkt erregt. Wein in braunen 500mâ?? "Bierflaschen" mit Kronkorkenverschluss: praktisch, unglaublich und so gut, dass auch eingeschworene Biertrinker schwach werden. Zur Wahl stehen ein unprätentiöser Roter mit einem Bukett von reifen Beeren und Gewürzen, oder der genial gemischte Weiße mit Tönen von frischer Aprikose, tropischen Früchten, Zitrus, Birnen und einem Hauch von Mineralien. "Kronkorken brauchen weniger Metall als Schraubverschlüsse, und die Flaschen sind komplett wiederverwertbar", freuen sich die einfallsreichen Weinmacher. "Also trägt man sogar zur Rettung von Aardvark, Panda und Eisbär bei, während man ein anständiges Glas Wein trinkt."
Alex Milner und Stefan Gerber, die Boer Ü& Brit Weinmacher, wünschen sich, dass ihre Weine zum Gespräch anregen, vielleicht auch zur Diskussion. Doch vor allem sollen sie in vollen Zügen genossen werden, mit viel gutem Essen und ebenso vielen guten Freunden. Boer&Brit Weine werden in kleinen Mengen gekeltert, eher für den baldigen Verbrauch, aber sie eignen sich auch zur sorgfältigen Lagerung.
Das junge Unternehmen wurde erst im Juli 2010 gegründet und hat bereits in etlichen europäischen Ländern und sogar in Südostasien Fuß gefasst.
"Klar, Marketing ist sehr wichtig und man muss interessant sein, damit man überhaupt wahrgenommen wird. Unser Wein hat eine Geschichte", sagt Stefan Gerber. "Sie hat zwar nichts mit Wein zu tun", fügt Alex Milner hinzu, "aber sie ist ansprechend, selbst wenn man sonst keinen Bezug zu Südafrika hat." Ganz genau, die Geschichte war es, die mich neugierig gemacht hat.
Boer & Brit heißt das Unternehmen nämlich aus gutem Grund. Als sich die Geschäftspartner anfreundeten, damals noch Studenten an der Universität Stellenbosch, amüsierten sich die Kommilitonen über das gute Einvernehmen zwischen Bure und Brite, denn das ist selbst 110 Jahre nach dem zweiten Burenkrieg noch immer keine Selbstverständlichkeit. Es dauerte nicht lange, bis Stefan Gerber und Alex Milner feststellten, dass sich ihre Ur-Urgroßväter im Burenkrieg bekämpft hatten.
Der Ur-Urgroßvater von Stefan Gerber ist kein anderer als der berühmte Oom Paul Kruger, Präsident der Burenrepublik Transvaal. Der gegnerische Ur-Urgroßvater war ein namhafter Feldmarschall, John French, der sich zuvor als General insbesondere mit dem kühnen Kavallerieangriff einen Namen machte, durch den er im Februar 1900 die viermonatige Belagerung von Kimberley beendete. Auch der Diamanten-Baron Cecil Rhodes und der spätere Gründer der Pfadfinderbewegung, Robert Baden-Powell, waren in Kimberley gefangen gehalten worden.
"Der Krieg ist vorbei - das feiern wir!", lachen die Ur-Urenkel und kreieren dazu Weine, die so intensiv und echt sind wie die Schlachten, in denen sich ihre Vorfahren vor langer Zeit bekämpft haben.
General John Denton Pinkstone French, dem späteren Feldmarschall und ersten Grafen von Ypres, sind die beiden Rotweine des Boer&Brit Sortiments gewidmet: The Fieldmarshal und The General. Allein schon die Etiketten sind sehenswert, und auf der Rückseite findet man denkwürdige Informationen wie diese: Der Burenkrieg war noch nicht lange zugange, als irgendwo an einem Farmhaus zu lesen stand: "Wir werden diesen Krieg gewinnen, denn Kruger hat 90000 Burghers, das heißt, 90000 Generäle. Die Engländer haben zwar 200000 Soldaten, aber nur einen richtigen General - General French. "
Der Weißwein Gezina, ein Sauvignon Blanc mit einer erfrischenden grünen Note und tropischen Elementen, ist zu Ehren der über 80 Jahre alten Großmutter von Stefan Gerber benannt, ihrerseits die Urenkelin von Präsident Kruger und wie dessen Frau auf die Namen Gezina Susanna Fredrika Wilhelmina getauft. Ouma Gezina ist personifizierter Burenadel, erfährt man. Ihr nobler Charakter sei wie der ihr gewidmete Sauvignon Blanc: komplex, voller Nuancen und mundig, meint der stolze Enkel. Er verrät auch, dass der Großmutter eines der beiden einzigen Windpumpen-Museen der Welt gehört, in Loeriesfontein, einer kleinen Ortschaft im Verwaltungsbezirk Namakwa der Provinz Northern Cape.
Neben dem Boer & Brit Sortiment gibt es die beiden reinsortigen Weine Trans-Karoo Pinotage und Trans-Karoo Chenin Blanc, von denen nur jeweils 1500 Flaschen abgefüllt wurden.
Auch bei dieser Namensgebung stand die Geschichte Pate. Der Trans-Karoo Express war der Passagierschnellzug, der täglich die 1600 km lange Strecke zwischen Kapstadt und Johannesburg fuhr und zwar in beide Richtungen. Die beiden Züge passierten einander irgendwo auf halber Strecke mitten in der Nacht. Der Trans-Karoo wurde erst vor wenigen Jahren vom Shosholoza Meyl abgelöst, der weiterhin die gleiche Strecke fährt.
Und dann sind da noch die Suikerbossie Weine, einschließlich MCC (Méthode Cap Classique, der "südafrikanische Champagner") aus Chardonnay mit einem Hauch von Pinotage.
Suikerbossie heißt ein altes afrikaanses Volkslied über alles bezwingende Liebe, und vor allem heißt so auch eine der vielen Proteenarten, die das einzigartige Cape Floral Kingdom bilden.
Fast wären wir auf der R44 Richtung Stellenbosch an der Einfahrt vorbeigerauscht. Kaum sieht man das Schild "Natte Valleij, Boer & Brit Wines" muss man auch schon abbiegen. Und gleich darauf befindet man sich auf einem der langen Zufahrtswege, die so typisch für die eleganten alten Weingüter sind. Hier blüht noch Agapanthus unter dicht belaubten knorrigen Eichen, sofort ist man eingehüllt in friedvolle ländliche Atmosphäre, als wäre sonst niemand auf dieser gepflegten wunderschönen Welt.
Weinstöcke gibt es auf Natte Valleij indes, schon seit über 50 Jahren nicht mehr. Die Eltern von Alex Milner haben das schmucke Anwesen aus dem frühen 18. Jahrhundert in einen Gästebetrieb verwandelt. Die beiden unkonventionellen jungen Weinmacher gehen die Produktion ganz anders an: ringsherum wird mehr als genug Wein angebaut - und gekeltert. Sie kaufen Trauben und Wein in der näheren und ferneren Umgebung und werden damit kreativ. Der Verschnitt sei die eigentliche Kunst, meinen sie und mischen mit großem Erfolg, was sonst keiner zu mischen wagt. Tinta Amarela, Syrah, Mourvedre, Grenache und Carignan, alles in einer Flasche. "Das hat uns den Beinamen 'Gangsters of Blend' eingebracht", grinst Stefan. "Uns gefällt es, das Unkonventionelle zum Konventionellen zu machen".
Genau das ist es, was dieses Weinmacher-Duo auf Anhieb sympathisch macht. Man hat den Eindruck, dass sie sich nicht in abgehobenen Sphären bewegen und mit Bierernst ans Werk gehen. Sie wollen Wein jedem zugänglich machen. Humor, Leichtigkeit und frische Einfälle sind ihr Markenzeichen, und dabei geht es übrigens auch ums Bier.
"Die Konkurrenz im Weingeschäft ist enorm. Unseren Nachbarn möchten wir nicht das Wasser abgraben, aber wir können mit Bier konkurrieren", erläutern die innovativ denkenden Önologen. Frei nach der Devise "Wein statt Bier, das rat' ich dir". Die beiden Bob's your Uncle Weine von Boer&Brit haben viel Aufsehen auf dem internationalen Weinmarkt erregt. Wein in braunen 500mâ?? "Bierflaschen" mit Kronkorkenverschluss: praktisch, unglaublich und so gut, dass auch eingeschworene Biertrinker schwach werden. Zur Wahl stehen ein unprätentiöser Roter mit einem Bukett von reifen Beeren und Gewürzen, oder der genial gemischte Weiße mit Tönen von frischer Aprikose, tropischen Früchten, Zitrus, Birnen und einem Hauch von Mineralien. "Kronkorken brauchen weniger Metall als Schraubverschlüsse, und die Flaschen sind komplett wiederverwertbar", freuen sich die einfallsreichen Weinmacher. "Also trägt man sogar zur Rettung von Aardvark, Panda und Eisbär bei, während man ein anständiges Glas Wein trinkt."
Alex Milner und Stefan Gerber, die Boer Ü& Brit Weinmacher, wünschen sich, dass ihre Weine zum Gespräch anregen, vielleicht auch zur Diskussion. Doch vor allem sollen sie in vollen Zügen genossen werden, mit viel gutem Essen und ebenso vielen guten Freunden. Boer&Brit Weine werden in kleinen Mengen gekeltert, eher für den baldigen Verbrauch, aber sie eignen sich auch zur sorgfältigen Lagerung.
Das junge Unternehmen wurde erst im Juli 2010 gegründet und hat bereits in etlichen europäischen Ländern und sogar in Südostasien Fuß gefasst.
"Klar, Marketing ist sehr wichtig und man muss interessant sein, damit man überhaupt wahrgenommen wird. Unser Wein hat eine Geschichte", sagt Stefan Gerber. "Sie hat zwar nichts mit Wein zu tun", fügt Alex Milner hinzu, "aber sie ist ansprechend, selbst wenn man sonst keinen Bezug zu Südafrika hat." Ganz genau, die Geschichte war es, die mich neugierig gemacht hat.
Boer & Brit heißt das Unternehmen nämlich aus gutem Grund. Als sich die Geschäftspartner anfreundeten, damals noch Studenten an der Universität Stellenbosch, amüsierten sich die Kommilitonen über das gute Einvernehmen zwischen Bure und Brite, denn das ist selbst 110 Jahre nach dem zweiten Burenkrieg noch immer keine Selbstverständlichkeit. Es dauerte nicht lange, bis Stefan Gerber und Alex Milner feststellten, dass sich ihre Ur-Urgroßväter im Burenkrieg bekämpft hatten.
Der Ur-Urgroßvater von Stefan Gerber ist kein anderer als der berühmte Oom Paul Kruger, Präsident der Burenrepublik Transvaal. Der gegnerische Ur-Urgroßvater war ein namhafter Feldmarschall, John French, der sich zuvor als General insbesondere mit dem kühnen Kavallerieangriff einen Namen machte, durch den er im Februar 1900 die viermonatige Belagerung von Kimberley beendete. Auch der Diamanten-Baron Cecil Rhodes und der spätere Gründer der Pfadfinderbewegung, Robert Baden-Powell, waren in Kimberley gefangen gehalten worden.
"Der Krieg ist vorbei - das feiern wir!", lachen die Ur-Urenkel und kreieren dazu Weine, die so intensiv und echt sind wie die Schlachten, in denen sich ihre Vorfahren vor langer Zeit bekämpft haben.
General John Denton Pinkstone French, dem späteren Feldmarschall und ersten Grafen von Ypres, sind die beiden Rotweine des Boer&Brit Sortiments gewidmet: The Fieldmarshal und The General. Allein schon die Etiketten sind sehenswert, und auf der Rückseite findet man denkwürdige Informationen wie diese: Der Burenkrieg war noch nicht lange zugange, als irgendwo an einem Farmhaus zu lesen stand: "Wir werden diesen Krieg gewinnen, denn Kruger hat 90000 Burghers, das heißt, 90000 Generäle. Die Engländer haben zwar 200000 Soldaten, aber nur einen richtigen General - General French. "
Der Weißwein Gezina, ein Sauvignon Blanc mit einer erfrischenden grünen Note und tropischen Elementen, ist zu Ehren der über 80 Jahre alten Großmutter von Stefan Gerber benannt, ihrerseits die Urenkelin von Präsident Kruger und wie dessen Frau auf die Namen Gezina Susanna Fredrika Wilhelmina getauft. Ouma Gezina ist personifizierter Burenadel, erfährt man. Ihr nobler Charakter sei wie der ihr gewidmete Sauvignon Blanc: komplex, voller Nuancen und mundig, meint der stolze Enkel. Er verrät auch, dass der Großmutter eines der beiden einzigen Windpumpen-Museen der Welt gehört, in Loeriesfontein, einer kleinen Ortschaft im Verwaltungsbezirk Namakwa der Provinz Northern Cape.
Neben dem Boer & Brit Sortiment gibt es die beiden reinsortigen Weine Trans-Karoo Pinotage und Trans-Karoo Chenin Blanc, von denen nur jeweils 1500 Flaschen abgefüllt wurden.
Auch bei dieser Namensgebung stand die Geschichte Pate. Der Trans-Karoo Express war der Passagierschnellzug, der täglich die 1600 km lange Strecke zwischen Kapstadt und Johannesburg fuhr und zwar in beide Richtungen. Die beiden Züge passierten einander irgendwo auf halber Strecke mitten in der Nacht. Der Trans-Karoo wurde erst vor wenigen Jahren vom Shosholoza Meyl abgelöst, der weiterhin die gleiche Strecke fährt.
Und dann sind da noch die Suikerbossie Weine, einschließlich MCC (Méthode Cap Classique, der "südafrikanische Champagner") aus Chardonnay mit einem Hauch von Pinotage.
Suikerbossie heißt ein altes afrikaanses Volkslied über alles bezwingende Liebe, und vor allem heißt so auch eine der vielen Proteenarten, die das einzigartige Cape Floral Kingdom bilden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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