Kabarett: Die Distel vor ihren Namibia-Gastspielen in Swakopmund und Windhoek - Ein Gespräch
Das Berliner Kabarett Distel startet in der kommenden Woche seine Namibia-Tournee. Am Mittwoch und Donnerstag, 5. und 6. Juni, sind jeweils um 19.30 Uhr zwei Auftritte im Entertainment-Centre Swakopmund geplant. An Dienstag und Mittwoch, 11. und 12. Juni, wird das Kabarett im Warehouse in Windhoek zu sehen sein.
Finanziell gefördert werden die Veranstaltungen von Swakopmunder Hotel Entertainment Centre und durch die NaDS. Die Distel besucht Namibia zum ersten Mal. Die AZ befragte vor dem Tournee-Start den Künstlerischen Leiter der Distel Peter Ensikat.
AZ:Wie kam die Distel auf die Idee, Namibia zu bereisen?
Ensikat:Die Idee zu dieser Tournee stammt nicht von uns, sondern wurde zunächst von privater Seite aus Namibia an uns herangetragen - und zwar von H. Adler, einem Hotelier aus Swakopomund. Er war vor ca. 1 1/2 Jahren bei uns in Berlin in einer Vorstellung. Er war sehr begeistert und fragte uns, ob es vorstellbar wäre, dass wir einmal nach Namibia reisen. Vorstellbar war es für uns, denn wir waren auch schon in Los Angeles, London, Paris, Lyon und Dijon. Die Idee eines Gastspiels erreichte auch die Deutsch-Namibische Gesellschaft, die dann auch noch feststellte, dass Berlin und Windhoek Partnerstädte sind. So gab es dann vom Vorsitzenden der Deutsch-Namibischen-Gesellschaft Berlin/Brandenburg, Prof. Zippel, vom Goethezentrum Windhoek durch Dr. Stefan Mühr und von der Deutschen Botschaft in Windhoek weitere Unterstützung in der Organisation des Gastspiels.
AZ:Wird es ein auf Namibia zugeschnittenes Programm geben oder greift das Ensemble auf Material aus "Gartenfest", "Kaiser, König, Bertelsmann" und "Bombenstimmung" zurück?
Ensikat:Unser Programm wird keine Texte zu afrikanischen Problemen enthalten. Dazu fehlt uns Kompetenz und Kenntnis. "Die Distel in der Wüste" ist ein aus mehreren Distelprogrammen zusammengestellter satirischer Kommentar zu dem, was in der Bundesrepublik Deutschland seit der Wiedervereinigung passiert ist und passiert. Aufmerksame Zuhörer werden sicherlich auch Parallelen zu namibischen Problemen heraushören.
AZ: Zum Stellenwert Ihres Kabaretts in Deutschland: Hat die Distel davon profitiert, dass Berlin Regierungssitz geworden ist?
Ensikat:Wir profitieren vom Regierungssitz Berlin insofern, als daß wir viele neue Zuschauer unter den Politikern und Beamten gewinnen konnten. Es ist uns sehr recht, daß die, die wir auf der Bühne kritisieren, auch bei uns im Zuschauerraum sitzen.
AZ:Ein kleiner Rückblick in die Vergangenheit: Ließen sich Menschen in der DDR, in einem System, in dem freie Meinungsäußerung nicht gewährleistet war, einfacher für politisches Kabarett begeistern?
Ensikat:Natürlich ist es unter Zensurbedingungen leichter, Entschuldigungen für schlechte Programme zu finden, weil man alles auf Zensureingriffe schieben kann. Wir sind auch nicht mehr so wichtig, seit Kritik in allen Medien geübt werden kann, haben sozusagen unseren kritischen Alleinvertretungsanspruch verloren. Jetzt ist es manchmal weniger wichtig, was wir sagen, dafür wird es umso wichtiger, wie wir das sagen, was wir zu sagen haben. Der Zuschauerzuspruch zeigt uns allerdings, daß unsere Art von Kritik an deutschen Zuständen auch heute durchaus gefragt ist. Unser Haus mit immerhin 420 Plätzen ist mit einer durchschnittlichen Auslastung von 80% nach wie vor gut besucht. Jetzt entscheiden die Zuschauer, nicht mehr eine Partei oder Regierung, ob wir gebraucht werden oder nicht.
Finanziell gefördert werden die Veranstaltungen von Swakopmunder Hotel Entertainment Centre und durch die NaDS. Die Distel besucht Namibia zum ersten Mal. Die AZ befragte vor dem Tournee-Start den Künstlerischen Leiter der Distel Peter Ensikat.
AZ:Wie kam die Distel auf die Idee, Namibia zu bereisen?
Ensikat:Die Idee zu dieser Tournee stammt nicht von uns, sondern wurde zunächst von privater Seite aus Namibia an uns herangetragen - und zwar von H. Adler, einem Hotelier aus Swakopomund. Er war vor ca. 1 1/2 Jahren bei uns in Berlin in einer Vorstellung. Er war sehr begeistert und fragte uns, ob es vorstellbar wäre, dass wir einmal nach Namibia reisen. Vorstellbar war es für uns, denn wir waren auch schon in Los Angeles, London, Paris, Lyon und Dijon. Die Idee eines Gastspiels erreichte auch die Deutsch-Namibische Gesellschaft, die dann auch noch feststellte, dass Berlin und Windhoek Partnerstädte sind. So gab es dann vom Vorsitzenden der Deutsch-Namibischen-Gesellschaft Berlin/Brandenburg, Prof. Zippel, vom Goethezentrum Windhoek durch Dr. Stefan Mühr und von der Deutschen Botschaft in Windhoek weitere Unterstützung in der Organisation des Gastspiels.
AZ:Wird es ein auf Namibia zugeschnittenes Programm geben oder greift das Ensemble auf Material aus "Gartenfest", "Kaiser, König, Bertelsmann" und "Bombenstimmung" zurück?
Ensikat:Unser Programm wird keine Texte zu afrikanischen Problemen enthalten. Dazu fehlt uns Kompetenz und Kenntnis. "Die Distel in der Wüste" ist ein aus mehreren Distelprogrammen zusammengestellter satirischer Kommentar zu dem, was in der Bundesrepublik Deutschland seit der Wiedervereinigung passiert ist und passiert. Aufmerksame Zuhörer werden sicherlich auch Parallelen zu namibischen Problemen heraushören.
AZ: Zum Stellenwert Ihres Kabaretts in Deutschland: Hat die Distel davon profitiert, dass Berlin Regierungssitz geworden ist?
Ensikat:Wir profitieren vom Regierungssitz Berlin insofern, als daß wir viele neue Zuschauer unter den Politikern und Beamten gewinnen konnten. Es ist uns sehr recht, daß die, die wir auf der Bühne kritisieren, auch bei uns im Zuschauerraum sitzen.
AZ:Ein kleiner Rückblick in die Vergangenheit: Ließen sich Menschen in der DDR, in einem System, in dem freie Meinungsäußerung nicht gewährleistet war, einfacher für politisches Kabarett begeistern?
Ensikat:Natürlich ist es unter Zensurbedingungen leichter, Entschuldigungen für schlechte Programme zu finden, weil man alles auf Zensureingriffe schieben kann. Wir sind auch nicht mehr so wichtig, seit Kritik in allen Medien geübt werden kann, haben sozusagen unseren kritischen Alleinvertretungsanspruch verloren. Jetzt ist es manchmal weniger wichtig, was wir sagen, dafür wird es umso wichtiger, wie wir das sagen, was wir zu sagen haben. Der Zuschauerzuspruch zeigt uns allerdings, daß unsere Art von Kritik an deutschen Zuständen auch heute durchaus gefragt ist. Unser Haus mit immerhin 420 Plätzen ist mit einer durchschnittlichen Auslastung von 80% nach wie vor gut besucht. Jetzt entscheiden die Zuschauer, nicht mehr eine Partei oder Regierung, ob wir gebraucht werden oder nicht.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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