Kalahari-Charlie und Desert-Freddie auf den Spuren von Stauch
Ein junger Mann aus einem unbedeutenden Dorfe am Rande des Thüringer Waldes wandert 1907 in die deutsche Kolonie Südwestafrika aus. Man ernennt den an Asthma Leidenden zum Bahnwärter an einer abgelegenen Eisenbahnstrecke mitten in der Wüste. Er soll die Strecke von Sand freihalten. Sein Name ist August Stauch, und ein Jahr später entdeckt er den ersten Diamanten in Deutsch-Südwestafrika. - Das ist Stoff für einen richtig großen Kinofilm, findet ein deutsches Filmteam.
"Da kommt ein Mann auf Empfehlung seines Arztes nach Deutsch-Südwest, ist interessiert an Mineralien, und da bringt ihm ein Schwarzer so ein kleines Steinchen. Dieses Glück eines Mannes in der damaligen Zeit ist einfach unglaublich", sinniert Charlie. Die Beine in Safari-Shorts, das Gesicht von der Sonne verbrannt, sitzt "Kalahari-Charlie" im Foyer des Kalahari Sands Hotels in Windhoek und staunt über die Entdeckung der Diamanten, über die Umstände unter denen Männer wie August Stauch in der deutschen Kolonie ihr Glück versuchten, über dessen kuriosen Anspruch, Einsteins Relativitätstheorie zu widerlegen. Neben ihm sitzen der "Desert-Freddie" und der "Sandpad-Rolie".
Hinter den wüsten Namen verbergen sich drei der prominentesten Persönlichkeiten der deutschen Film- und Fernsehbranche. Kalahari-Charlie: das ist der Spitzname von Richard Schöps, Produzent von "Rosenstraße" (2003), "Gloomy Sunday - Ein Lied von Liebe und Tod" (1999) und Dutzenden Tatort-Episoden. Desert-Freddie heißt eigentlich Fred Breinersdorfer und hat unter anderem das Drehbuch für "Sophie Scholl - Die letzten Tage" geschrieben. Der Film, auch von Breinersdorfer produziert, ist bei der Berlinale im Februar gerade mit zwei silbernen Bären ausgezeichnet worden. Rolf Schübel, der sich von den beiden Kollegen jetzt "Sandpad-Rolie" nennen lassen muss - "weil er uns so gekonnt festgefahren hat im Wüstensand" -, erwartet nach seiner Rückkehr von der Namibia-Reise den Grimme-Preis für seinen TV-Film "Zeit der Wünsche" (2005). "Das ist sozusagen der Spitzenpreis des deutschen Fernsehens", erklärt sein Kollege.
Das Trio plant, einen Spielfilm in Namibia zu drehen. Geschichten über das Leben von August Stauch waren der Zünder für diese Idee. Als Produzent Rolf Schöps 1983 im Rahmen einer ZDF-Dokumentation das erste Mal in Namibia war, lernte er Olga Levinson kennen. Sie hatte von ihrem Buch "Diamonds in the Desert" erzählt. "Mir ging der Stoff seither immer im Kopf herum", sagt Schöps. "Als dann Caroline Link anfing ihren Film 'Nirgendwo in Afrika` zu produzieren, wurde ich wieder an diese Geschichte erinnert. Kein Mensch hat bisher etwas darüber gemacht, dabei ist das doch eigentlich wunderbarer Stoff für einen Kinofilm."
Das Profiteam will eine fiktive Geschichte erzählen, die sich ein bisschen an August Stauch orientiert. Die Entdeckung der Diamanten 1908 und der damit verbundene wirtschaftliche Aufschwung des Landes als Kolonie sollen wichtiger Bestandteil der Handlung werden. "Und dann gibt es natürlich noch eine große Liebesgeschichte", fügt Drehbuchautor Fred Breinersdorfer hinzu.
Das Trio war vor seinem Abflug am Dienstag für zwei Wochen in Namibia unterwegs, um "die Geschichte mit historischem Leben zu füllen". Man wolle die Handlung nicht in einer Phantasiehistorie spielen lassen, erklärt Regisseur Rolf Schübel. "Es war für uns sehr wichtig, hier zu sein, zu gucken und Dinge zu verarbeiten. Da kommt man einfach auf bessere Ideen, als wenn man im fernen Deutschland sitzt."
Rund 2000 Digitalfotos haben die drei Männer von ihrer Reise mitgebracht. Von verlassenen Schürfstellen im Sperrgebiet, von alten Baracken, in denen die Minenarbeiter gewohnt haben. Vom Bogenfelsen, von Lüderitzbuchter Häusern, von der Wüstenlandschaft. Dutzende Bilder von historischen Fotografien aus dem Museum Lüderitzbucht und Swakopmund. "Schauen Sie mal hier: die Eisenbahn. Ganz einfache Modelle, die wurden mit Eseln gezogen", freut sich Schübel. "Oder das hier", zeigt Schöps und zappt durch seine Digitalkamera: "In diesen Körben wurden die Passagiere von den Schiffen an Land gebracht."
Die mitgebrachten Fotos sollen dem Drehbuchautor helfen, seine Geschichte zu konkretisieren, dem Regisseur Ideen für die Umsetzung geben. Besonders wichtig sind sie natürlich für die Ausstatter. "Wir werden viele Requisiten bauen lassen müssen", weiß das Team. Fest steht jedenfalls schon, dass Lüderitzbucht der Hauptdrehort sein wird. "Swakopmund ist zu restauriert, da kann man schön Urlaub machen", so Schübel. "Lüderitz dagegen hat noch immer den Charme des Aufbruchs, des Unfertigen."
Eine extrem wichtige Erfahrung sei gewesen, in Lüderitzbucht Nebel oder Sandsturm mitzuerleben. "Ein Drehtag kostet etwa 100.000 Euro und dann steht man plötzlich da und hat Nebel", sagt Schöps. "Sowas muss man natürlich mit einkalkulieren."
Mindestens zwei Jahre wird es noch dauern, schätzt der Produzent, bevor mit der eigentlichen Produktion begonnen werden kann. Zuerst einmal muss das Drehbuch komplett fertiggestellt und eine Kalkulation gemacht werden. Dann müssen die Finanzen aufgetrieben werden. Doch Schöps und seine Kollegen sind zuversichtlich. Die Geschichte hat Kinopotential. "Alle in Deutschland, denen wir das pitschen, finden das sehr spannend. Es gibt einfach nicht sehr viele Abenteuergeschichten, die mit Deutschland zu tun haben - und ich meine das nicht nationalistisch", sagt Rolf Schübel.
Von der FFA hat das Team bereits eine Drehbuchförderung erhalten, und von der Hamburg Filmförderung Entwicklungsgelder, die die Recherchereise nach Namibia möglich machten. Nun gilt es natürlich mit dem fertigen Drehbuch hausieren zu gehen, Partner und Vertriebsfirmen zu finden. Möglichkeiten, die Gelder wieder zurückzuwirtschaften, sehen die Drei genügend. "Parallel dazu macht man einen Dokumentarfilm, The Making of, einen Soundtrack und wenn möglich auch noch das Buch zum Film", so Breinersdorfer. "Und warum nicht auch die Briefmarke zum Film?", grinst er.
Auch mit Partnern vor Ort hat das Trio bereits gesprochen. Chris de Villiers aus Swakopmund soll Location-Scouting machen, Produktionspartner sind Two Oceans Productions aus Südafrika. Nun hofft das Trio nur, dass auch die namibischen Behörden mitspielen. Schließlich könnte diese Produktion enorm positive Auswirkungen auf die internationale Vermarktung Namibias haben. "Wenn so ein Film erst mal läuft, dann läuft er richtig gut, weltweit", sind Produzent und Regisseur überzeugt. "Wir hoffen sehr, dass wir da mit der Kooperation von namibischer Seite rechnen können."
Noch ist das Projekt in der Entwicklungsphase und die Filmemacher glauben, dass auch die namibische Öffentlichkeit sich einbringen kann. Es sei besonders wertvoll gewesen, mit vielen Landsleuten zu sprechen, die Geschichten aus der damaligen Zeit erzählen können. Drehbuchautor Breinersdorfer hat zudem Stunden mit dem Sichten von alten Gerichtsakten verbracht. "Was ich vergeblich gesucht habe, sind Diamantenprozesse. Dafür gab es eine Menge anderer lustiger Anekdoten", erzählt er. Ein Rittmeister von Treskow, der immer dadurch aufgefallen ist, dass er in volltrunkenem Zustand durch das Missionsgebäude geritten ist, oder ein Leutnant von Quietzow, der ständig zu Strafen von 25 bis 35 Reichsmark verurteilt wurde, weil er sich in der Öffentlichkeit mit "Hottentottenweibern" geküsst hat, könnten vielleicht Eingang in das Drehbuch finden.
Zwar hätten der Regisseur und sein Autor jetzt so viel Material gesammelt, "dass es richtig schwierig sein wird, das wieder zu reduzieren", sagt Schöps. "Aber wir freuen uns trotzdem über jeden, der uns interessante historische Details oder Geschichten erzählen kann."
"Da kommt ein Mann auf Empfehlung seines Arztes nach Deutsch-Südwest, ist interessiert an Mineralien, und da bringt ihm ein Schwarzer so ein kleines Steinchen. Dieses Glück eines Mannes in der damaligen Zeit ist einfach unglaublich", sinniert Charlie. Die Beine in Safari-Shorts, das Gesicht von der Sonne verbrannt, sitzt "Kalahari-Charlie" im Foyer des Kalahari Sands Hotels in Windhoek und staunt über die Entdeckung der Diamanten, über die Umstände unter denen Männer wie August Stauch in der deutschen Kolonie ihr Glück versuchten, über dessen kuriosen Anspruch, Einsteins Relativitätstheorie zu widerlegen. Neben ihm sitzen der "Desert-Freddie" und der "Sandpad-Rolie".
Hinter den wüsten Namen verbergen sich drei der prominentesten Persönlichkeiten der deutschen Film- und Fernsehbranche. Kalahari-Charlie: das ist der Spitzname von Richard Schöps, Produzent von "Rosenstraße" (2003), "Gloomy Sunday - Ein Lied von Liebe und Tod" (1999) und Dutzenden Tatort-Episoden. Desert-Freddie heißt eigentlich Fred Breinersdorfer und hat unter anderem das Drehbuch für "Sophie Scholl - Die letzten Tage" geschrieben. Der Film, auch von Breinersdorfer produziert, ist bei der Berlinale im Februar gerade mit zwei silbernen Bären ausgezeichnet worden. Rolf Schübel, der sich von den beiden Kollegen jetzt "Sandpad-Rolie" nennen lassen muss - "weil er uns so gekonnt festgefahren hat im Wüstensand" -, erwartet nach seiner Rückkehr von der Namibia-Reise den Grimme-Preis für seinen TV-Film "Zeit der Wünsche" (2005). "Das ist sozusagen der Spitzenpreis des deutschen Fernsehens", erklärt sein Kollege.
Das Trio plant, einen Spielfilm in Namibia zu drehen. Geschichten über das Leben von August Stauch waren der Zünder für diese Idee. Als Produzent Rolf Schöps 1983 im Rahmen einer ZDF-Dokumentation das erste Mal in Namibia war, lernte er Olga Levinson kennen. Sie hatte von ihrem Buch "Diamonds in the Desert" erzählt. "Mir ging der Stoff seither immer im Kopf herum", sagt Schöps. "Als dann Caroline Link anfing ihren Film 'Nirgendwo in Afrika` zu produzieren, wurde ich wieder an diese Geschichte erinnert. Kein Mensch hat bisher etwas darüber gemacht, dabei ist das doch eigentlich wunderbarer Stoff für einen Kinofilm."
Das Profiteam will eine fiktive Geschichte erzählen, die sich ein bisschen an August Stauch orientiert. Die Entdeckung der Diamanten 1908 und der damit verbundene wirtschaftliche Aufschwung des Landes als Kolonie sollen wichtiger Bestandteil der Handlung werden. "Und dann gibt es natürlich noch eine große Liebesgeschichte", fügt Drehbuchautor Fred Breinersdorfer hinzu.
Das Trio war vor seinem Abflug am Dienstag für zwei Wochen in Namibia unterwegs, um "die Geschichte mit historischem Leben zu füllen". Man wolle die Handlung nicht in einer Phantasiehistorie spielen lassen, erklärt Regisseur Rolf Schübel. "Es war für uns sehr wichtig, hier zu sein, zu gucken und Dinge zu verarbeiten. Da kommt man einfach auf bessere Ideen, als wenn man im fernen Deutschland sitzt."
Rund 2000 Digitalfotos haben die drei Männer von ihrer Reise mitgebracht. Von verlassenen Schürfstellen im Sperrgebiet, von alten Baracken, in denen die Minenarbeiter gewohnt haben. Vom Bogenfelsen, von Lüderitzbuchter Häusern, von der Wüstenlandschaft. Dutzende Bilder von historischen Fotografien aus dem Museum Lüderitzbucht und Swakopmund. "Schauen Sie mal hier: die Eisenbahn. Ganz einfache Modelle, die wurden mit Eseln gezogen", freut sich Schübel. "Oder das hier", zeigt Schöps und zappt durch seine Digitalkamera: "In diesen Körben wurden die Passagiere von den Schiffen an Land gebracht."
Die mitgebrachten Fotos sollen dem Drehbuchautor helfen, seine Geschichte zu konkretisieren, dem Regisseur Ideen für die Umsetzung geben. Besonders wichtig sind sie natürlich für die Ausstatter. "Wir werden viele Requisiten bauen lassen müssen", weiß das Team. Fest steht jedenfalls schon, dass Lüderitzbucht der Hauptdrehort sein wird. "Swakopmund ist zu restauriert, da kann man schön Urlaub machen", so Schübel. "Lüderitz dagegen hat noch immer den Charme des Aufbruchs, des Unfertigen."
Eine extrem wichtige Erfahrung sei gewesen, in Lüderitzbucht Nebel oder Sandsturm mitzuerleben. "Ein Drehtag kostet etwa 100.000 Euro und dann steht man plötzlich da und hat Nebel", sagt Schöps. "Sowas muss man natürlich mit einkalkulieren."
Mindestens zwei Jahre wird es noch dauern, schätzt der Produzent, bevor mit der eigentlichen Produktion begonnen werden kann. Zuerst einmal muss das Drehbuch komplett fertiggestellt und eine Kalkulation gemacht werden. Dann müssen die Finanzen aufgetrieben werden. Doch Schöps und seine Kollegen sind zuversichtlich. Die Geschichte hat Kinopotential. "Alle in Deutschland, denen wir das pitschen, finden das sehr spannend. Es gibt einfach nicht sehr viele Abenteuergeschichten, die mit Deutschland zu tun haben - und ich meine das nicht nationalistisch", sagt Rolf Schübel.
Von der FFA hat das Team bereits eine Drehbuchförderung erhalten, und von der Hamburg Filmförderung Entwicklungsgelder, die die Recherchereise nach Namibia möglich machten. Nun gilt es natürlich mit dem fertigen Drehbuch hausieren zu gehen, Partner und Vertriebsfirmen zu finden. Möglichkeiten, die Gelder wieder zurückzuwirtschaften, sehen die Drei genügend. "Parallel dazu macht man einen Dokumentarfilm, The Making of, einen Soundtrack und wenn möglich auch noch das Buch zum Film", so Breinersdorfer. "Und warum nicht auch die Briefmarke zum Film?", grinst er.
Auch mit Partnern vor Ort hat das Trio bereits gesprochen. Chris de Villiers aus Swakopmund soll Location-Scouting machen, Produktionspartner sind Two Oceans Productions aus Südafrika. Nun hofft das Trio nur, dass auch die namibischen Behörden mitspielen. Schließlich könnte diese Produktion enorm positive Auswirkungen auf die internationale Vermarktung Namibias haben. "Wenn so ein Film erst mal läuft, dann läuft er richtig gut, weltweit", sind Produzent und Regisseur überzeugt. "Wir hoffen sehr, dass wir da mit der Kooperation von namibischer Seite rechnen können."
Noch ist das Projekt in der Entwicklungsphase und die Filmemacher glauben, dass auch die namibische Öffentlichkeit sich einbringen kann. Es sei besonders wertvoll gewesen, mit vielen Landsleuten zu sprechen, die Geschichten aus der damaligen Zeit erzählen können. Drehbuchautor Breinersdorfer hat zudem Stunden mit dem Sichten von alten Gerichtsakten verbracht. "Was ich vergeblich gesucht habe, sind Diamantenprozesse. Dafür gab es eine Menge anderer lustiger Anekdoten", erzählt er. Ein Rittmeister von Treskow, der immer dadurch aufgefallen ist, dass er in volltrunkenem Zustand durch das Missionsgebäude geritten ist, oder ein Leutnant von Quietzow, der ständig zu Strafen von 25 bis 35 Reichsmark verurteilt wurde, weil er sich in der Öffentlichkeit mit "Hottentottenweibern" geküsst hat, könnten vielleicht Eingang in das Drehbuch finden.
Zwar hätten der Regisseur und sein Autor jetzt so viel Material gesammelt, "dass es richtig schwierig sein wird, das wieder zu reduzieren", sagt Schöps. "Aber wir freuen uns trotzdem über jeden, der uns interessante historische Details oder Geschichten erzählen kann."
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Allgemeine Zeitung
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