Kapuuo hat Kampagne gegen Theater-Apartheid unterstützt
Das Apartheids-Spektakel im Nationaltheater in Ovenduka is mos schon ziemlich breitgetreten worden. Aber ´n Nachtrag is trotzdem fällig, weil wir just eine markante und für das Apartheidsthema des Abends relevante Begebenheit der Bühnenstätte ausgelassen ham.
Vor 43 Jahren, also im vergangenen Jahrtausend und 24 Jahre vor der Millenniumwende, als die Apartheidsschilder noch zum öffentlichen Stadtbild gehörten, kam es vor einer Darbietung im Theater im Foyer und auf den Treppen davor an der damaligen Leutweinstraße, heute Boppa-Mugabe-Äwwenjuh, ebenfalls zu einem Rassenspektakel, das die damalige SWA Administrasie in Verlegenheit brachte.
Du musst Dich in die Zeit zurückversetzen, um die Kulisse zu verstehen. 1976 kam es vereinzelt zu den ersten Farmermorden, ausgeübt von sogenannten Befreiungskräften, die zivile Angriffsziele im Auge hatten und sich dessen heut noch rühmen. Parkbänke im Zoo-Park waren für Ovirumbu reserviert. Und es gab hier und da noch getrennte Behördeneingänge und Schalter für Landsleut mit kwaiem Tähn und für Bleichgesichter. In manchen Hotels fand im Biergarten allerdings schon entspannt-lässige, farbig gemischte feucht-fröhliche Geselligkeit statt, zuweilen mit Zoff.
Die öffentliche Diskussion drehte sich erregt um die Frage, wann die Administrasie endlich das Windhoek-Theater für Menschen aller Schattierungen öffnen werde und wann denn die ersten Leut der braunen und schwarzen Tönung die heißen Quellen von Groß Barmen besuchen dürften.
Dass die SWA Volksorganisation zum selbigen Zeitpunkt in Tansania und Sambia ´n wüste interne Krise hatte und die Oberführer der Bewegung eine radikale „Säuberung“ und Einkerkerung von angeblichen Spionen und solchen Mitgliedern vornahm, die als nich linientreu galten, davon war die Südwester, bzw. die namibische Öffentlichkeit völlig unbeleckt. Hier stand das Thema der sogenannten Kleinen Apartheid an.
In der Hauptstadt tagte indessen seit mindestens einem Jahr die Turnhallenkonferenz, wo Schwarz, Weiß und Braun zum ersten Mal in der Geschichte auf Augenhöhe über die Zukunft des Landes der Bravourösen verhandelten. Augenhöhe? Na ja, am Konferenztisch schon, aber draußen und über dem Köppen der Weißen wachte nach wie vor Pretoria. Aber das is mos ´ne wüst lange andere Story.
Zurück zum Theater. An jenem Abend der Darbietung - wir wissen jetzt grad nich, ob´s ´n Bühnenstück oder ´n Konzert war - kamen reguläre weiße Besucher, die Eintritt zahlten, und irreguläre Protestler, die teils mit brennenden Kerzen im Foyer und vor dem Haupteingang standen, um still ihre Abkehr von der Rassenpolitik von Pretoria und vom Tintenpalast auszudrücken, dass das Programm im Theaterbau keine schwarzen und braunen und eben nur weiße Menschen im Publikum ertragen könne. Die Protestler waren zu der Zeit der Umstände halber alles Bleichgesichter. Aber es waren keine Picketing-Streikposten, die den zahlenden Gästen etwa den Zutritt verwehrt hätten - in der (Un)Art, wie viele streikende Gewerkschafter es tun. Zum Beispiel beim großen Streik vor der Tsumeb-Mine in den 90ger Jahren oder bei stinkendem Streik vor der Meatco-Fabrikanlage in Ovenduka, als die Streikposten die radikale Belagerung der Betriebe forcierten und den Arbeitswilligen, die mit ihrem Job weitermachen wollten, unter Androhung von Gewalt und regelrecht gewaltsam den Zutritt zum Werksgelände verwehrten. Das alles für mehrere Tage, bis bei Meatco die halb verarbeiteten Tierkörper am Haken faul, vrott und stinkend entsorgt werden mussten.
Für die Theatergänger an dem Abend war es peinlich, durch das Spalier der Protestler in den Saal zu gelangen. Aber draußen auf der Leutweinstraße fuhr im vornehmen Wagen Ombara Clemens Kapuuo langsam vor, stieg aus und begrüßte die Demonstranten, die ihn mit Applaus empfingen. Sie applaudierten einem Mann, dem das Theater wegen seiner Hautfarbe verboten war …
Etwa um die gleiche Zeit machte Kapuuo noch einmal Schlagzeilen. Er war einer der ersten schwarzen Patienten, die im Katholischen Krankenhaus und nich im sogenannten staatlichen Bantuhospital behandelt wurden, in diesem Fall zu einer Darmoperation … Nur zwei Jahre später, im März 1978 waren es Scharfschützen, die ihn in Katutura auf offener Straße vorsätzlich ermordeten. Bis heute ist nicht glaubhaft geklärt, ob das Attentat von südafrikanischer Seite zu verantworten ist oder von der SWA Volksorganisation verübt wurde.
Weil Kapuuos solidarische Vorfahrt vor dem Theater Mitte der siebziger Jahre am Abend des Apartheids-Spektakels im selbigen Theater im Januar 2019 unerwähnt blieb, mussten wir das heut wenigstens nachreichen, auch für diejenigen, die der Illusion nachhängen, die Struggle-Geschichte hätte sich nur zwischen Lubango und Lusaka zugetragen.
Vor 43 Jahren, also im vergangenen Jahrtausend und 24 Jahre vor der Millenniumwende, als die Apartheidsschilder noch zum öffentlichen Stadtbild gehörten, kam es vor einer Darbietung im Theater im Foyer und auf den Treppen davor an der damaligen Leutweinstraße, heute Boppa-Mugabe-Äwwenjuh, ebenfalls zu einem Rassenspektakel, das die damalige SWA Administrasie in Verlegenheit brachte.
Du musst Dich in die Zeit zurückversetzen, um die Kulisse zu verstehen. 1976 kam es vereinzelt zu den ersten Farmermorden, ausgeübt von sogenannten Befreiungskräften, die zivile Angriffsziele im Auge hatten und sich dessen heut noch rühmen. Parkbänke im Zoo-Park waren für Ovirumbu reserviert. Und es gab hier und da noch getrennte Behördeneingänge und Schalter für Landsleut mit kwaiem Tähn und für Bleichgesichter. In manchen Hotels fand im Biergarten allerdings schon entspannt-lässige, farbig gemischte feucht-fröhliche Geselligkeit statt, zuweilen mit Zoff.
Die öffentliche Diskussion drehte sich erregt um die Frage, wann die Administrasie endlich das Windhoek-Theater für Menschen aller Schattierungen öffnen werde und wann denn die ersten Leut der braunen und schwarzen Tönung die heißen Quellen von Groß Barmen besuchen dürften.
Dass die SWA Volksorganisation zum selbigen Zeitpunkt in Tansania und Sambia ´n wüste interne Krise hatte und die Oberführer der Bewegung eine radikale „Säuberung“ und Einkerkerung von angeblichen Spionen und solchen Mitgliedern vornahm, die als nich linientreu galten, davon war die Südwester, bzw. die namibische Öffentlichkeit völlig unbeleckt. Hier stand das Thema der sogenannten Kleinen Apartheid an.
In der Hauptstadt tagte indessen seit mindestens einem Jahr die Turnhallenkonferenz, wo Schwarz, Weiß und Braun zum ersten Mal in der Geschichte auf Augenhöhe über die Zukunft des Landes der Bravourösen verhandelten. Augenhöhe? Na ja, am Konferenztisch schon, aber draußen und über dem Köppen der Weißen wachte nach wie vor Pretoria. Aber das is mos ´ne wüst lange andere Story.
Zurück zum Theater. An jenem Abend der Darbietung - wir wissen jetzt grad nich, ob´s ´n Bühnenstück oder ´n Konzert war - kamen reguläre weiße Besucher, die Eintritt zahlten, und irreguläre Protestler, die teils mit brennenden Kerzen im Foyer und vor dem Haupteingang standen, um still ihre Abkehr von der Rassenpolitik von Pretoria und vom Tintenpalast auszudrücken, dass das Programm im Theaterbau keine schwarzen und braunen und eben nur weiße Menschen im Publikum ertragen könne. Die Protestler waren zu der Zeit der Umstände halber alles Bleichgesichter. Aber es waren keine Picketing-Streikposten, die den zahlenden Gästen etwa den Zutritt verwehrt hätten - in der (Un)Art, wie viele streikende Gewerkschafter es tun. Zum Beispiel beim großen Streik vor der Tsumeb-Mine in den 90ger Jahren oder bei stinkendem Streik vor der Meatco-Fabrikanlage in Ovenduka, als die Streikposten die radikale Belagerung der Betriebe forcierten und den Arbeitswilligen, die mit ihrem Job weitermachen wollten, unter Androhung von Gewalt und regelrecht gewaltsam den Zutritt zum Werksgelände verwehrten. Das alles für mehrere Tage, bis bei Meatco die halb verarbeiteten Tierkörper am Haken faul, vrott und stinkend entsorgt werden mussten.
Für die Theatergänger an dem Abend war es peinlich, durch das Spalier der Protestler in den Saal zu gelangen. Aber draußen auf der Leutweinstraße fuhr im vornehmen Wagen Ombara Clemens Kapuuo langsam vor, stieg aus und begrüßte die Demonstranten, die ihn mit Applaus empfingen. Sie applaudierten einem Mann, dem das Theater wegen seiner Hautfarbe verboten war …
Etwa um die gleiche Zeit machte Kapuuo noch einmal Schlagzeilen. Er war einer der ersten schwarzen Patienten, die im Katholischen Krankenhaus und nich im sogenannten staatlichen Bantuhospital behandelt wurden, in diesem Fall zu einer Darmoperation … Nur zwei Jahre später, im März 1978 waren es Scharfschützen, die ihn in Katutura auf offener Straße vorsätzlich ermordeten. Bis heute ist nicht glaubhaft geklärt, ob das Attentat von südafrikanischer Seite zu verantworten ist oder von der SWA Volksorganisation verübt wurde.
Weil Kapuuos solidarische Vorfahrt vor dem Theater Mitte der siebziger Jahre am Abend des Apartheids-Spektakels im selbigen Theater im Januar 2019 unerwähnt blieb, mussten wir das heut wenigstens nachreichen, auch für diejenigen, die der Illusion nachhängen, die Struggle-Geschichte hätte sich nur zwischen Lubango und Lusaka zugetragen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen