Karibiber Christuskirche feierte einhundert Jahre

Die Pläne für die Kirche waren von dem Gouvernements-Baumeister Gottlieb Redecker entworfen worden, der auch für die Christuskirche und den Tintenpalast in Windhoek verantwortlich zeichnete. Als Bauleiter hatte Missionar August Elger die Planung, Organisation und Finanzierung geleitet und viele Holzarbeiten angefertigt. Missionar Bernhard Trey hatte das Ausmalen des Innenraums übernommen. Der Missionsbautechniker Jürgens konstruierte den Turmhelm. Der Farmer Paul Hoppe von der Farm Geinatzeb hatte als 24-Jähriger gemeinsam mit den einheimischen Mitarbeitern den Bau der Kirche durchgeführt.

Etwa 30 Hoppe- und Redecker-Nachkommen waren eigens aus allen Teilen Namibias zu dem Gottesdienst nach Karibib angereist. Ebenso waren eine Reihe Nachkommen der Mitarbeiter der Rheinischen Missionsgesellschaft der Einladung gefolgt. Von den Enkeln der Missionare Elger und Trey und von anderen, der Kirche verbundenen Personen, trafen Grüße zu diesem Festtag ein, die im Gottesdienst verlesen wurden. Die Christuskirche gehörte der Missionsgemeinde in Karibib und gehört heute der Evangelical-Lutheran Church in the Republic of Namibia (ELCRN). Sie wurde auch über viele Jahre von der deutschen evangelischen Gemeinde genutzt, bis zu 120 Schüler von der ehemaligen Privatschule Karibib besuchten dort den Kindergottesdienst. Eine dritte Glocke wurde eigens für den Kindergottesdienst eingerichtet, berichteten Helmut und Eva Boost, denen über viele Jahre die Instandhaltung dieser Kirche ein besonderes Anliegen war.

Bischof Erich Hertel von der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche (ELKIN (DELK) richtete Grußworte an die Anwesenden und deutete drei Stellen aus der Bibel, in denen die Zahl Hundert genannt wird. Die Festpredigt hielt Bischof Zephania Kameeta von der ELCRN. Er betonte, dass das Wort "Kirche" im biblischen Sinne weder ein Gebäude noch die Organisation bezeichnete, sondern dass die Menschen die Kirche seien. Das Kirchengebäude diene als Versammlungsraum der Gemeinde. Er würdigte die Leistungen der Missionare und der Vorfahren und rief die jetzigen Generationen auf, den christlichen Glauben nicht wie das Sammeln von Asche, sondern als das Weitergeben des Feuers zu pflegen. An der Abendmahlsfeier beteiligten sich viele der Anwesenden. Ein Posaunenchor, dem einige Jugendliche und junge Frauen angehörten, und ein Frauenchor bereicherten den Gottesdienst mit kräftiger und gut gespielter Musik. Bischof Kameeta berichtete zum Abschluss der Feier, dass der vor einem Jahr leider verstorbene Hans-Erik Staby (dessen Mutter eine Nichte des Gottlieb Redecker war) vor vier Jahren nach der Enthüllung einer Plakette in der Kirche als Erinnerung an Gottlieb Redecker, August Elger und Paul Hoppe zu ihm gesagt habe, dass diese Veranstaltung für ihn die erste überzeugende Versöhnungshandlung gewesen sei. Zum Abschluss der Hundertjahrfeier enthüllte Bischof Kameeta eine Gedenkplatte im Eingang der Kirche, die an diesen Tag erinnern sollte.

Für die Gemeinde Karibib, für die angereisten Nachkommen der Erbauer dieser Kirche und für die Kinder der Mitarbeiter der Rheinischen Missionsgesellschaft war der Tag wertvoll als Gedächtnisfeier und als Verpflichtung, die Taten Gottes und die Leistungen der Gründer nicht zu vergessen, sondern weiter zu sagen und darauf zu bauen, so wie man eine brennende Fackel weiterreicht. Dieter Esslinger