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Kavango-Weidestreit ist ebenso Ovambo-Disput

Der Weidedisput zwischen Ovandonga- und Ovakwanyama-Viehbesitzern einerseits und der traditionellen Kwangali-Behörde andererseits ist gleichzeitig ein Interessenstreit zwischen den zwei stärksten Ovambo-Stämmen. Obwohl die Regierung sich seit Ende Oktober 2005 offen gegen die illegale Weidenutzung in West-Kavango äußert und Präsident Hifikepunye Pohamba noch kürzlich bei der 8. Jahreskonferenz traditioneller Führer am 21. November zur Beilegung des Konflikts gemahnt hat, befindet sich die Mehrzahl der Ovambo-Viehhirten mit rund 60000 Rindern nach wie vor im umstrittenen Großraum von Mpungu-Vley, westlich von Nkurenkuru.

Die Viehhirten haben vom Minister für Innere Sicherheit und Polizei, Peter Tshirumbu Tsheehama, bereits den Räumungsbefehl erhalten. Unter Hinweis auf die große Hitze zu dieser Jahreszeit haben sie jedoch um Aufschub des Abzugs gebeten. Ferner möchten sie von den ethnischen Behörden der Ovandonga und Ovakwanyama Weidegebiete in den Stammesräumen zugesprochen erhalten, bevor sie West-Kavango verlassen.

Aber die Rivalität und Konkurrenz zwischen Ovandonga und Ovakwanyama hat nicht nur durch einen direkten Territorialkonflikt in ihren aneinander angrenzenden Stammesgebieten im vergangenen Jahr neuen Zündstoff erhalten, sondern birgt weiteres Konfliktpotential, da Ndonga- und Kwanyama-Viehbesitzer schon im West-Kavango miteinander wetteifern, von wo die Kwangali-Behörde sie allesamt entfernt sehen möchte, es sei denn sie gehören zu einer Gruppe Ovambo, die schon seit Jahrzehnten ein zuerkanntes Weiderecht nutzen. Ein Sprecher der Kavango-Behörde bestätigte gestern der AZ gegenüber, dass sich die Hirten mit Vieh noch allesamt auf Kavango-Boden befinden und den Aufrufen von der Regierung keine Folge geleistet haben.

Um die komplexe Lage vor Ort zu ergründen hat die Nationale Gesellschaft für Menschenrechte, NGfM, unter Phil ya Nangoloh letzthin von Windhoek eine Delegation nach West-Kavango geführt. Um alle Seiten auszuleuchten, hat die Delegation in Rundu (Kavango) und Eenhana (Ohangwena) noch Mitglieder aufgenommen. Die neunköpfige Delegation bereiste das umstrittene Gebiet vom 25. bis 29. November 2005. Abgesehen vom Weidedisput an sich, bei dem die Regierung direkt versöhnend eingreifen sollte, wie die NGfM fordert, strahlt der Konflikt auch auf die Ndonga- und Kwanyama-Fraktionen innerhalb der SWAPO aus und könnte dort die Verhältnisse komplizieren, befürchtet die NGfM. Die zwei ethnischen Gruppen bilden "die stärksten traditionellen Ovambo-Behörden des Nordens", so der Menschenrechtler Nangoloh. Die Regierung sollte vor allem zwischen ihnen vermittelnd eingreifen. "Es ist ein Marathon-Problem illegaler Rinderfarmerei ? und birgt den Zündstoff für einen heimtückischen Stammeskonflikt, der sich auf den östlichen Teil des ehemaligen Ovambolandes ausdehnen kann." Nur dorthin können die Hirten mit ihrem Vieh zurückkehren, wenn sie West-Kavango verlassen. Nangolohs Delegation hat mit jeweils den "armen illegalen Ovambo-Rinderfarmern im westlichen Kavango, mit wohlhabenden Ovambo-Geschäftsleuten im Osten des ehemaligen Ovambolandes sowie mit der Ndonga-Stammesbehörde und etlichen traditionellen Führern der Kwanyama-Behörde gesprochen.

Nangoloh hat bei der Recherche festgestellt, dass reiche Ovambo-Farmer der Ovandonga direkt nach der Unabhängigkeit unter ihrer Stammesbehörde große kommunale Ländereien eingezäunt haben. Dadurch waren die ärmeren Viehbesitzer - die meisten von ihnen Ovakwanyama - nun gezwungen auszuweichen. Sie drangen daraufhin illegal ins westliche Kavango ein, wo sie den Weideraum armer Kwangali-Farmer besetzten.

Kwangali-Chef Daniel Sitentu Mpasi hat sich laut Nangoloh seit 1992 über illegale Ovambo-Kommunalfarmer beschwert - bei den Ndonga- und Kwanyama-Behörden sowie bei der Zentralregierung, ohne Erfolg. Im Oktober dieses Jahres hat er eine Frist zum Abzug gesetzt und seine Leute haben einige Brunnen und Tränken der Ovambo-Hirten zerstört. Da hat die Zentralregierung ebenfalls den Befehl zum Abzug gegeben, bisher ohne Erfolg.

Die Lösungsvorschläge der NGfM wird die AZ nachreichen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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