Kein Zuckerschlecken, dennoch nie ans Aufgeben gedacht
Eigentlich wollte Lilo Probst zum Jubiläumsthema nichts sagen. Schließlich sei es das Streben ihres Mannes Willi gewesen und demnach auch seine Aufgabe, über vergangene Zeiten zu berichten. Doch plötzlich wurde die Jubilarin gesprächig. Ihren Aufstieg - vom Kindermädchen zur Schwarzwälder-Kirschtorten-Spezialistin - sollte anlässlich des 50-jährigen Ehrentages keinem vorenthalten bleiben.
Als Lilo Marenbach im Mai 1956 in Walvis Bay von Bord des Dampfers Cameroon der Woermann-Linie ging, waren Vater Willi Probst und sein Sohn Willi schon seit einiger Zeit und in harter Arbeit dabei, das Geld für das Dünenareal - das heutige Probst-Grundstück - zu beschaffen. Der trostlose Anblick der Hafenstadt, eingehüllt in grauen Nebel, sei für die junge Frau ein Schock gewesen. "Ich wollte gar nicht vom Schiff", sagt sie. Die Familie Erich Woermann habe sie als neues Kindermädchen in Windhoek erwartet und so musste die junge Auswanderin gleich mit dem Zug weiter ins Inland reisen. "In Windhoek wurde zu der Zeit der Georges-Cup im Fußball ausgetragen und ich war im Zug mehr oder weniger das einzige weibliche Wesen", erzählt sie. Das muss doch eine Gaudi gewesen sein? "Ach was", winkt Lilo Probst ab, "mit den Deutsch-Südwestern war nichts anzufangen, sie kloppten nur Skat und ich hatte den Mund zu halten". Als sie dann aber von einer Gruppe afrikaanssprechender Sportler ins Speiseabteil eingeladen wurde, sei es den "Skatkloppern" wohl doch nicht so ganz Recht gewesen. Ein Kommentar rutschte ihnen über die Lippen, den sie bis heute noch gut in Erinnerung hat: "Die ist kaum im Land und schon mit den 'Japies' (Afrikaanern) zusammen." Im Zug hatte das Kindermädchen den Entschluss gefasst, in Windhoek nur schnell das Geld für die Rückreise zu erarbeiten.
"Meine Lilo habe ich im Jugendbund in Windhoek kennen gelernt", fügt Willi Probst ein. Kurz darauf habe er gewagt, das junge Mädchen zu sich nach Walvis Bay einzuladen. "Als sie dann ankam, hat es gleich geschnackelt", bemerkt er. "Bleib bei der Wahrheit", kontert seine Frau lachend, "du brauchtest doch bloß eine billige Arbeitskraft".
Ein Zuckerschlecken sei das Leben neben ihrem Mann wahrlich nicht gewesen. Mit ihm schon, denn das beweisen 50 gemeinsamen Ehejahre, ein respektvolles Füreinander, ein familiäres, liebevolles Miteinander. Die wirklich süße Seite des Lebens habe sie lediglich ab und zu kosten dürfen, wenn sie mit dem Finger in die Teigschüssel tauchte. "Ich war 19 und eigentlich ein Kindermädchen", sagt Lilo Probst, "vom Backen einer Schwarzwälder Kirschtorte hatte ich keine Ahnung". Doch für ihren Willi habe sie es gelernt. Der Anfang sei besonders hart gewesen. "Mein erspartes Geld für die Rückreise wurde in den ersten Herd investiert", berichtet sie. "Unser erstes Möbelstück war unsere Tochter Astrid", scherzt er. Als Baby wanderte Astrid im Wäschekorb zwischen Schlafzimmer und Backstube hin und her. Das muss sie geprägt haben, denn heute leitet sie mit ihrem Mann Fred Deetlefs das Familienunternehmen. Ob es Zeiten gegeben habe, wo an ein Aufgeben gedacht wurde? "Nie", so die einstimmige Antwort, "es hat uns immer Spaß gemacht". Selbst als vor ein paar Jahren die Probst-Küche brannte und so gegen 11 Uhr Spätzle, Schnitzel und Brotteig unter dem Feuerwehrschaum verschwunden waren, habe man weitermachen wollen. "Pünktlich um halb eins standen unsere Stammkunden vor der Tür und wollten ihr Mittagessen", erinnert sich Tochter Astrid Deetlefs. Da habe Lilo Probst kurzerhand den Schaum beiseite geschoben, den Herd geschrubbt und ihren Kunden ein Tellermenü gezaubert. "Es gab sogar Gäste, die beim Bezahlen ganz verdattert reagierten, als sie hörten, dass es kurz zuvor in unserer Küche gebrannt hatte", berichtet Deetlefs.
Ein Leben mit immer frischen Brötchen und leckerem Kuchen, das müsste doch die Kirsche auf der Sahnetorte sein? "Nix da", lacht Deetlefs, "wenn wir Kinder uns eine Tüte Brötchen oder Kuchenteile für das Wochenende zurückgelegt hatten, kam ganz bestimmt die Mutti daher und hat auf Nachfrage eines Kunden unsere Leckerei noch verkauft". Kundschaft gehe eben auch heute noch vor.
Ihren Lebensabend verbringen Lilo und Willi Probst auf ihrer Farm, dennoch wird ab und zu nach dem Rechten geschaut und am Herd "mitgemischt". Sie haben schließlich das Bäckerhandwerk noch nach alter Tradition gelernt und es gelte, dieses Wissen an ihr Personal weiterzugeben, so Willi Probst. Astrid Deetlefs überlässt das Backen lieber denen, die durch die Probst-Schule gegangen sind. "Ich würde dabei bestimmt das Backpulver vergessen", gibt sie zu.
Als Lilo Marenbach im Mai 1956 in Walvis Bay von Bord des Dampfers Cameroon der Woermann-Linie ging, waren Vater Willi Probst und sein Sohn Willi schon seit einiger Zeit und in harter Arbeit dabei, das Geld für das Dünenareal - das heutige Probst-Grundstück - zu beschaffen. Der trostlose Anblick der Hafenstadt, eingehüllt in grauen Nebel, sei für die junge Frau ein Schock gewesen. "Ich wollte gar nicht vom Schiff", sagt sie. Die Familie Erich Woermann habe sie als neues Kindermädchen in Windhoek erwartet und so musste die junge Auswanderin gleich mit dem Zug weiter ins Inland reisen. "In Windhoek wurde zu der Zeit der Georges-Cup im Fußball ausgetragen und ich war im Zug mehr oder weniger das einzige weibliche Wesen", erzählt sie. Das muss doch eine Gaudi gewesen sein? "Ach was", winkt Lilo Probst ab, "mit den Deutsch-Südwestern war nichts anzufangen, sie kloppten nur Skat und ich hatte den Mund zu halten". Als sie dann aber von einer Gruppe afrikaanssprechender Sportler ins Speiseabteil eingeladen wurde, sei es den "Skatkloppern" wohl doch nicht so ganz Recht gewesen. Ein Kommentar rutschte ihnen über die Lippen, den sie bis heute noch gut in Erinnerung hat: "Die ist kaum im Land und schon mit den 'Japies' (Afrikaanern) zusammen." Im Zug hatte das Kindermädchen den Entschluss gefasst, in Windhoek nur schnell das Geld für die Rückreise zu erarbeiten.
"Meine Lilo habe ich im Jugendbund in Windhoek kennen gelernt", fügt Willi Probst ein. Kurz darauf habe er gewagt, das junge Mädchen zu sich nach Walvis Bay einzuladen. "Als sie dann ankam, hat es gleich geschnackelt", bemerkt er. "Bleib bei der Wahrheit", kontert seine Frau lachend, "du brauchtest doch bloß eine billige Arbeitskraft".
Ein Zuckerschlecken sei das Leben neben ihrem Mann wahrlich nicht gewesen. Mit ihm schon, denn das beweisen 50 gemeinsamen Ehejahre, ein respektvolles Füreinander, ein familiäres, liebevolles Miteinander. Die wirklich süße Seite des Lebens habe sie lediglich ab und zu kosten dürfen, wenn sie mit dem Finger in die Teigschüssel tauchte. "Ich war 19 und eigentlich ein Kindermädchen", sagt Lilo Probst, "vom Backen einer Schwarzwälder Kirschtorte hatte ich keine Ahnung". Doch für ihren Willi habe sie es gelernt. Der Anfang sei besonders hart gewesen. "Mein erspartes Geld für die Rückreise wurde in den ersten Herd investiert", berichtet sie. "Unser erstes Möbelstück war unsere Tochter Astrid", scherzt er. Als Baby wanderte Astrid im Wäschekorb zwischen Schlafzimmer und Backstube hin und her. Das muss sie geprägt haben, denn heute leitet sie mit ihrem Mann Fred Deetlefs das Familienunternehmen. Ob es Zeiten gegeben habe, wo an ein Aufgeben gedacht wurde? "Nie", so die einstimmige Antwort, "es hat uns immer Spaß gemacht". Selbst als vor ein paar Jahren die Probst-Küche brannte und so gegen 11 Uhr Spätzle, Schnitzel und Brotteig unter dem Feuerwehrschaum verschwunden waren, habe man weitermachen wollen. "Pünktlich um halb eins standen unsere Stammkunden vor der Tür und wollten ihr Mittagessen", erinnert sich Tochter Astrid Deetlefs. Da habe Lilo Probst kurzerhand den Schaum beiseite geschoben, den Herd geschrubbt und ihren Kunden ein Tellermenü gezaubert. "Es gab sogar Gäste, die beim Bezahlen ganz verdattert reagierten, als sie hörten, dass es kurz zuvor in unserer Küche gebrannt hatte", berichtet Deetlefs.
Ein Leben mit immer frischen Brötchen und leckerem Kuchen, das müsste doch die Kirsche auf der Sahnetorte sein? "Nix da", lacht Deetlefs, "wenn wir Kinder uns eine Tüte Brötchen oder Kuchenteile für das Wochenende zurückgelegt hatten, kam ganz bestimmt die Mutti daher und hat auf Nachfrage eines Kunden unsere Leckerei noch verkauft". Kundschaft gehe eben auch heute noch vor.
Ihren Lebensabend verbringen Lilo und Willi Probst auf ihrer Farm, dennoch wird ab und zu nach dem Rechten geschaut und am Herd "mitgemischt". Sie haben schließlich das Bäckerhandwerk noch nach alter Tradition gelernt und es gelte, dieses Wissen an ihr Personal weiterzugeben, so Willi Probst. Astrid Deetlefs überlässt das Backen lieber denen, die durch die Probst-Schule gegangen sind. "Ich würde dabei bestimmt das Backpulver vergessen", gibt sie zu.
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Allgemeine Zeitung
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