Keine Angst vor Schnee: Namibias Stockschützen auf dem Weg zur WM
Die dicken Jacken haben sie noch im Schrank. Von der Weltmeisterschaft 2008 in Südtirol. Jetzt, in wenigen Tagen, werden Namibias Eisstockschützen sie wieder brauchen - die WM im oberbayerischen Waldkraiburg steht an. "Ist ja im Moment sehr kalt da", weiß Detlef Pfeifer, Präsident der Eisstocksport- Gemeinschaft Namibia (IAN). Doch zu einer WM gehört ein bisschen mehr als die passende Kleidung. Reiseroute, Ausrüstung, Übernachtung - all das will geplant sein.
"Zudem wären wir noch froh über Mitspieler", sagt Pfeifer. Der 54-Jährige, geboren in Rüsselsheim, kam selbst erst in Namibia mit dem Sport in Verbindung. "Ich hatte in der AZ von einem Turnier gelesen." Seit 2006 ist er dem Eisstockschießen verfallen und hat maßgeblich zur Entwicklung der Sportart in seiner neuen afrikanischen Heimat beigetragen.
Die Anfänge waren - gelinde gesagt - rutschig. Klaus Schubert, Chris Schubert, Dave Brown und Gerhard Mohrmann nahmen als erstes Eisstockschützen-Nationalteam für Namibia an einer WM teil. 2004 war das, im österreichischen Graz. "Da wurden die Eisstöcke noch mehr geworfen als geschoben", weiß Pfeifer. Immerhin konnte Dank einer Spende aus der Steiermark zuvor in Namibia zumindest das Sportgerät getestet werden. Die technischen Finessen wurden dann erst während des Wettbewerbs verfeinert. "Das russische Team hat damals tatkräftig unterstützt", so Pfeifer. Mit Erfolg: Namibia wurde Vorletzter, lies die kälteerprobteren Ukrainer hinter sich.
2005 gewannen Namibias Stockschützen den Afrika-Cup gegen den Kontinental-Rivalen Kenia, seit 2006 wurden Landesmeisterschaften durchgeführt. "Wir haben uns kontinuierlich verbessert", sagt Pfeifer, der die Bibliothek des Goethe-Instituts in Windhoek leitet. 2007 wurde der Afrika-Titel verteidigt, 2008 ging es zur eingangs erwähnten WM nach Italien - und der 7. Platz (von elf Teilnehmern) sprang heraus. Nur ein Jahr später kämpften Namibias Stockschützen erneut gegen Kenia um den Kontinental-Titel. "Die Bedingungen war fast irregulär", erinnert sich Pfeifer. "Wir mussten auf einem holperigen Parkplatz antreten." Gewonnen haben sie trotzdem.
Eine Vereinsheimat fand der Eisstocksport bereits zu Beginn im Deutschen Turn und Sportverein (DTS) in Windhoek. Dort stand auch eine Bahn, auf der die Stockschützen trainierten. 2010 dann das Aus: Ein neuer Hallenboden machte das Stockschießen unmöglich. Seitdem ist der IAN dem Windhoeker Bowling Verein angeschlossen. Eine Trainingsbahn gibt es nicht, geübt wird auf der Außenterrasse des Goethe-Zentrums. Keine vorgeschriebene 30 Meter lange Fläche, und mit einigen Tücken. "Zur Mitte hin muss der Stock zur Wand gehen, dann kommt er hinten wieder gerade", weiß der geübte Pfeifer. "Das ist der Neigung geschuldet. Schließlich muss der Regen ablaufen können." Und eigentlich würde jeder Nationalverband bei solchen Trainingsbedingungen das Handtuch werfen. Pfeifer nicht. "Ich stehe in gutem Kontakt zum DTS - vielleicht haben wir bald wieder eine Trainings-Heimat."
Zuvor allerdings will er eine erfolgreiche WM in Deutschland spielen - wenn denn alles klappt. Morgen ist Meldeschluss für die Mannschaft, die Teilnahme einige Sportler ist noch nicht ganz gesichert. Denn der Trip ist teuer, Sponsoren noch gesucht. Unbedingt dabei sein will Jessie Mweshipopya. Der Ovambo vom Stamme der Kwanyama ist Medaillengewinner beim Afrika-Cup hatte eine gute Idee zur Finanzierung seines WM-Traumes: Er bietet Namibia-Reisenden an, ihnen für 100 Euro sein traditionelles Heimatdorf im Norden des Landes zu zeigen - Übernachtung bei Mweshipopya inklusive.
Bei den Damen ist das Team noch nicht komplett : "Wir nehmen auch kurzfristig eine neue Spielerin auf", sagt Pfeifer. Interessenten können sich unter der Rufnummer 081- 4324727 an ihn wenden und die Internetseite www.detlef.iway.na/ean besuchen. Fehlenden Sachverstand können die Nachrücker schließlich innerhalb kurzer Zeit erlernen. "Eisstockschießen ist kein technisch-schwerer Sport", sagt der 54-Jährige. "Wer eine Kegelaffinität hat, bekommt schnell ein Gefühl dafür." Alles andere werde sich fügen. Immerhin: "Wir haben gute Freunde in Deutschland, die uns unterstützen." Und die notfalls auch mit dicken Jacken aushelfen könnten.
Markus Hauke
"Zudem wären wir noch froh über Mitspieler", sagt Pfeifer. Der 54-Jährige, geboren in Rüsselsheim, kam selbst erst in Namibia mit dem Sport in Verbindung. "Ich hatte in der AZ von einem Turnier gelesen." Seit 2006 ist er dem Eisstockschießen verfallen und hat maßgeblich zur Entwicklung der Sportart in seiner neuen afrikanischen Heimat beigetragen.
Die Anfänge waren - gelinde gesagt - rutschig. Klaus Schubert, Chris Schubert, Dave Brown und Gerhard Mohrmann nahmen als erstes Eisstockschützen-Nationalteam für Namibia an einer WM teil. 2004 war das, im österreichischen Graz. "Da wurden die Eisstöcke noch mehr geworfen als geschoben", weiß Pfeifer. Immerhin konnte Dank einer Spende aus der Steiermark zuvor in Namibia zumindest das Sportgerät getestet werden. Die technischen Finessen wurden dann erst während des Wettbewerbs verfeinert. "Das russische Team hat damals tatkräftig unterstützt", so Pfeifer. Mit Erfolg: Namibia wurde Vorletzter, lies die kälteerprobteren Ukrainer hinter sich.
2005 gewannen Namibias Stockschützen den Afrika-Cup gegen den Kontinental-Rivalen Kenia, seit 2006 wurden Landesmeisterschaften durchgeführt. "Wir haben uns kontinuierlich verbessert", sagt Pfeifer, der die Bibliothek des Goethe-Instituts in Windhoek leitet. 2007 wurde der Afrika-Titel verteidigt, 2008 ging es zur eingangs erwähnten WM nach Italien - und der 7. Platz (von elf Teilnehmern) sprang heraus. Nur ein Jahr später kämpften Namibias Stockschützen erneut gegen Kenia um den Kontinental-Titel. "Die Bedingungen war fast irregulär", erinnert sich Pfeifer. "Wir mussten auf einem holperigen Parkplatz antreten." Gewonnen haben sie trotzdem.
Eine Vereinsheimat fand der Eisstocksport bereits zu Beginn im Deutschen Turn und Sportverein (DTS) in Windhoek. Dort stand auch eine Bahn, auf der die Stockschützen trainierten. 2010 dann das Aus: Ein neuer Hallenboden machte das Stockschießen unmöglich. Seitdem ist der IAN dem Windhoeker Bowling Verein angeschlossen. Eine Trainingsbahn gibt es nicht, geübt wird auf der Außenterrasse des Goethe-Zentrums. Keine vorgeschriebene 30 Meter lange Fläche, und mit einigen Tücken. "Zur Mitte hin muss der Stock zur Wand gehen, dann kommt er hinten wieder gerade", weiß der geübte Pfeifer. "Das ist der Neigung geschuldet. Schließlich muss der Regen ablaufen können." Und eigentlich würde jeder Nationalverband bei solchen Trainingsbedingungen das Handtuch werfen. Pfeifer nicht. "Ich stehe in gutem Kontakt zum DTS - vielleicht haben wir bald wieder eine Trainings-Heimat."
Zuvor allerdings will er eine erfolgreiche WM in Deutschland spielen - wenn denn alles klappt. Morgen ist Meldeschluss für die Mannschaft, die Teilnahme einige Sportler ist noch nicht ganz gesichert. Denn der Trip ist teuer, Sponsoren noch gesucht. Unbedingt dabei sein will Jessie Mweshipopya. Der Ovambo vom Stamme der Kwanyama ist Medaillengewinner beim Afrika-Cup hatte eine gute Idee zur Finanzierung seines WM-Traumes: Er bietet Namibia-Reisenden an, ihnen für 100 Euro sein traditionelles Heimatdorf im Norden des Landes zu zeigen - Übernachtung bei Mweshipopya inklusive.
Bei den Damen ist das Team noch nicht komplett : "Wir nehmen auch kurzfristig eine neue Spielerin auf", sagt Pfeifer. Interessenten können sich unter der Rufnummer 081- 4324727 an ihn wenden und die Internetseite www.detlef.iway.na/ean besuchen. Fehlenden Sachverstand können die Nachrücker schließlich innerhalb kurzer Zeit erlernen. "Eisstockschießen ist kein technisch-schwerer Sport", sagt der 54-Jährige. "Wer eine Kegelaffinität hat, bekommt schnell ein Gefühl dafür." Alles andere werde sich fügen. Immerhin: "Wir haben gute Freunde in Deutschland, die uns unterstützen." Und die notfalls auch mit dicken Jacken aushelfen könnten.
Markus Hauke
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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