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Keine Grenze für Idee und Intellekt

Wie der Volksempfänger - Jong Oukie, das war mos ein Radio, das als Verlängerung staatlicher Autorität zur patriotischen Ausrichtung der Teutonen gedacht war - so kündigen sich seit dem Reiter von Südwest, seit Entstehung des Heldenackers mit dem wüst unbekannten Soldaten und nun mit dem Unabhängigkeitsmuseum immer neue Möglichkeiten patriotischer Erbauung an. Also, das Volk muss sich mos iesie mit dem gigantomanischen Monument identifizieren können und zwar auch dann, wenn Du nich eingeschüchtert direkt davor stehst und mit steifem Genick und mit Schlitzaugen im Geiste die erlaucht-luftigen Linien erklimmst.

Staubfänger für Gardinenstange

Check moi, das Brandenburger Tor und den Jesus von Rio de Janeiro kannste in jedem seriösen Andenkenladen und an jedem bleddy Kiosk in der Umgebung en miniature kaufen, aus Bronze, Porzellan und Dir auf die Gardinenstange stellen, wo das Ding dann lekker Staub versammelt. Es sei denn, Du erstehst eine fressbare Figur, die de Dir einverleibst, so dass das Ding also keinen Staub mehr fangen muss. Was Brasilianer - die übrigens lekkeren Kaffee anbauen und unsere namibischen Marinejungs ausbilden - und Berliner können, mit denen wir die einzigartige Städtepartnerschaft betreiben, das können wir mos auch, wie pfiffig-patriotische Erfinder das jetzt übers Facebook verbreiten.
Das Unabhängigkeitsmuseum hat noch seine Schwierigkeiten, populär unter die Leute zu kommen. Als Gipsfigur, aus Marzipan oder Silber gibt's das Ding noch nich. Deshalb sollte der Erfinder/die Erfinderin der national-patriotischen Kaffeemaschine, die bald ihren Einzug in jede sonnige namibische Küche halten wird, bei der nächsten Weihnachts- und Betriebsparty kurz vor Sonnunter, wenn der Rauch vom Braai-Feuer durch die Dornen kräuselt, mit dem namibischen Verdienstkreuz ausgezeichnet werden. Zumindest sollte der 'ne Pulle Amarula kriegen, woraus er auch seinen Flachmann wieder anfüllen kann. Wenn's 'ne heldenhafte Erfinderin is, müsst Ihr zur Geschlechterkorrektheit den vorigen Satz halt ins Feminine umschreiben.

Was der Bau aussagt

Die Oukies sökkeln noch wüst, wie se das neue Monument auf dem Capitol Hill von Ovenduka einstufen oder wie se's benennen können. Wir müssen die Betrachtung der mentalen Einordnung des Baus in eine Ära vor und eine nach der Kaffeemaschine einordnen. Vor der Kaffeemaschine, die einiges leichter macht, hat's den Kerls und Tunten zunächst die Sprache verschlagen. Die Worte haben gefehlt, das Bauwerk zu benennen.

Dann regte sich toch so biekie Phantasie, die wegen des auffällig großen Kolbens als zentrales Stilelement im Bau, versehen mit Kolbenring, die zaghafte Benennung Einzylinder-Maschine hervorbrachte. Irgendwie haben die Leute von Ovenduka dann doch mehr Mut gefasst, sich emanzipiert über ihre neue städtische Umwelt zu äußern.

Übrigens werden sie dabei von ihren Berliner Stadtpartnern inspiriert, die mos die berüchtigte Schnauze haben und für viele ihrer Bauten (oder Kriegsreste) Begriffe geprägt haben, mit denen die Leute einfach mehr anfangen können. Die Schwangere Auster etwa, was zuerst Kongresshalle hieß und jetzt wohl Haus der Kulturen genannt wird (die is mal völlig kollabiert, aber darrem nich, als Nama, Deutsche und Ovaherero vor Kurzem ihre Schädeldebatte abgehalten haben). Und dann gibt's noch den Hohlen Zahn, die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche, irgendwo am Ku'damm, wobei wir feststellen, dass die Ovaherero aus vielerlei Gründen mit Hohlem Zahn auch weitaus mehr anfangen können als mit dem kaiserlichen Namen, den wir in Namibia fast überall - aber noch nich ganz - säuberlich entfernt haben. Die Ruine aus dem Bombenkrieg gegen die Berliner hat der Architekt beim Wiederaufbau einfach in den modernistischen Neubau integriert, daher der angeschlagene - hohle - Turmbau als Wahrzeichen.
Für den Monumentalbau auf dem Windhoeker Capitol Hill haben wir also unter den Bewerbern volkseigener Bezeichnungen einen gediegenen Anwärter: National-patriotische Kaffeemaschine, wo sich der Südwester Reiter, die Geister der Alten Feste, die Comräds des Struggle und die Ahnen des kolonialen Gefangenenlagers allesamt einen koffeinhaltigen Trunk kredenzen können und sollen.

Und dann die Ausdehnung des Monument-Patents als praktisches Nutzgerät für den täglichen Gebrauch in der modernen namibischen Küche. Jong Oukie, stell Dir vor, wenn Du morgens aus der national-patriotischen Kaffeemaschine Dein erstes Aroma-reiches Koppie Koffie eingießt. Hurtig und beseelt zu großen Taten für die Nation Namibia verlässt Du sodann Haus, Hütte, Kambaschu oder Pontok, um Epochales zu verrichten.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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