Keine Strahlungsgefahr am Swakop
Gefahr für Namibia: Durch Uran oder durch eine dilettantische Messkampagne? Das private französische Umweltinstitut CRIIRAD warnt uns vor der Gefahr, die von Namibias Uranminen ausgeht. Zur Erinnerung: In Frankreich gibt es seit Jahrzehnten Atombomben-Fabriken, 300 nukleare Sprengköpfe sind samt Raketen in Frankreich stationiert; Frankreich betreibt 58 Kernkraftwerke, die zweithöchste Anzahl nach den USA, 75% des Strombedarfs wird nuklear erzeugt, nicht ohne Störfälle, zum Glück bisher nicht katastrophal.
Frankreich betreibt die einzige große Wiederaufbereitungsanlage in Europa, in der aus abgebrannten Reaktor-Brennelementen der Bombenrohstoff Plutonium gewonnen wird - eine der strahlungsintensivsten Industrieanlagen der Welt. In diesen Fabriken, Kraftwerken und Großanlagen wird nämlich nicht das schwach strahlende, natürliche Element Uran be- und verarbeitet, wie in Namibias Uranminen, sondern die hochradioaktiven Produkte der Kernspaltung des Uran, die etwa eine Milliarde Mal stärker strahlen als Uran und deshalb schon in winzigsten Mengen zellzerstörend wirken, wenn sie mit Lebewesen in Berührung kommen. In Frankreich gibt es also sehr gute Gründe für die Bürger, sich gegen Kernkraftwerke und Bombenfabriken zu wehren, politisch hat das dort allerdings bisher kaum etwas bewirkt.
Aus der französischen Anti-Atom-Bewegung stammen auch die sogenannten Nuklearexperten, wie der freundlich-besorgte Herr Chareyron, der uns nun, unterstützt von den ebenfalls besorgten Damen von Earthlife Namibia, durch eindrucksvoll vorgetragene Ergebnisse seiner eigenhändigen Messungen (avanti dilettanti) endlich darüber aufklären will, dass es sich beim Uranbergbau um radioaktive Materialien handelt. Diese strahlen allerdings seit Entstehung der Erde, hier etwas mehr, dort etwas weniger und an manchen Stellen sind eben im Verlauf der letzten Milliarden Jahren in den heutigen Granitgebirgen etwas höhere Konzentrationen des Elements Uran entstanden, deren Abbau den Rohstoff für Kraftwerke und Bomben liefert, die zum Glück nicht in Namibia gebaut werden, sondern 10000 km von uns entfernt.
Dies alles - über die natürliche Hintergrundstrahlung, die an manchen Stellen wie an der Spitzkoppe oder Rössing so hoch ist wie im Schwarzwald, an anderen, z.B. Swakopmund, so gering wie in Köln oder Hamburg - wissen die Geologen und Strahlenschutzexperten hier im Lande seit Jahrzehnten. Bei der Entwicklung der Minen - Rössing, Trekkopje, Langer Heinrich - waren die Experten der UN-Atombehörde IAEA von Anfang an einbezogen und alles lief und läuft nach den international verbindlichen Richtlinien der IAEA-Strahlenschutzkommission. Auch hat Namibia entsprechend diesen Richtlinien eine eigene Strahlenschutz-Gesetzgebung in Gang gebracht, dank der Zusammenarbeit von Bergwerksgesellschaften und Bergbau-Ministerium im Uranium-Institut unter Dr. Wotan Swiegers hervorragender Leitung.
Na dann ist alles in Ordnung, könnten Sie sagen, und in der Tat, so ist es: unbesorgt können wir die Luft einatmen und am Swakop spazieren gehen, und sogar der besorgte Herr Chareyron zeigt bei seinen Vorträgen, dass Spargel und Tomaten von den Farmen im Swakoptal keinerlei erhöhte Strahlung aufweisen; unbesorgt dürfen wir sie mit Genuss verzehren.
Was nicht in Ordnung ist: dass durch willkürlich herausgegriffene, dilettantische Messungen, z.B. direkt an besonders uranhaltigen Felsbrocken oder in einer engen Schlucht unmittelbar unterhalb eines großen Uranvorkommens, der Eindruck erweckt werden soll, die Gesundheit der Menschen in der Erongo-Region sei in Gefahr. Noch weniger in Ordnung finde ich es aber, dass die Leiterin einer von der deutschen Regierung finanzierten Kultureinrichtung, nämlich des Goethe-Zentrums in Windhoek, die von Earthlife und von Herrn Chareyron betriebene einseitige Kampagne landesweit unter Berufung auf Meinungsfreiheit vorantreibt und keinen Versuch macht, etwa die Kenntnisse wissenschaftlich ausgewiesener und seit Jahrzehnten kritisch-professionell mit Nuklearproblemen befasster Experten dieser dilettantischen Polemik entgegenzustellen.
Es gibt viele gute Gründe, die Energieerzeugung in Kernreaktoren abzulehnen: deren Katastrophen-Risiko (Tschernobyl, Fukushima), deren weltweit ungelöstes Problem mit tausenden Tonnen höchst radioaktiver "Abfälle", deren unaufhebbare Nähe zur Atombomben-Herstellung (woher haben denn die neuen Atomwaffenstaaten Indien, Pakistan, Nordkorea ihr Bombenmaterial? Natürlich aus "friedlichen" Atomkraftwerken!). Der nach international geltenden Vorschriften sorgfältig betriebene Abbau von natürlichen Uranvorkommen ist vermutlich noch weniger belastend für die Menschen im weiten Umkreis als Abbau und Verhüttung von Kupfer mit der Arsen- und Bleiverseuchung des Bodens und sicher weit weniger umweltzerstörend als der Phosphat-Abbau am Meeresgrund, der nun entgegen allen Warnungen vor Namibias Küste beginnen soll. Der kontrollierte Uranabbau ist jedenfalls der geringste der Gründe gegen die weitere Nutzung der Kernenergie.
Prof. Dr. Gustav Obermair, Swakopmund
Anm. der Red.: Der Autor ist Physiker und nach eigenen Angaben seit 40 Jahren wissenschaftlich und politisch für den Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie sowie für die Nutzung von erneuerbaren Energien tätig.
Frankreich betreibt die einzige große Wiederaufbereitungsanlage in Europa, in der aus abgebrannten Reaktor-Brennelementen der Bombenrohstoff Plutonium gewonnen wird - eine der strahlungsintensivsten Industrieanlagen der Welt. In diesen Fabriken, Kraftwerken und Großanlagen wird nämlich nicht das schwach strahlende, natürliche Element Uran be- und verarbeitet, wie in Namibias Uranminen, sondern die hochradioaktiven Produkte der Kernspaltung des Uran, die etwa eine Milliarde Mal stärker strahlen als Uran und deshalb schon in winzigsten Mengen zellzerstörend wirken, wenn sie mit Lebewesen in Berührung kommen. In Frankreich gibt es also sehr gute Gründe für die Bürger, sich gegen Kernkraftwerke und Bombenfabriken zu wehren, politisch hat das dort allerdings bisher kaum etwas bewirkt.
Aus der französischen Anti-Atom-Bewegung stammen auch die sogenannten Nuklearexperten, wie der freundlich-besorgte Herr Chareyron, der uns nun, unterstützt von den ebenfalls besorgten Damen von Earthlife Namibia, durch eindrucksvoll vorgetragene Ergebnisse seiner eigenhändigen Messungen (avanti dilettanti) endlich darüber aufklären will, dass es sich beim Uranbergbau um radioaktive Materialien handelt. Diese strahlen allerdings seit Entstehung der Erde, hier etwas mehr, dort etwas weniger und an manchen Stellen sind eben im Verlauf der letzten Milliarden Jahren in den heutigen Granitgebirgen etwas höhere Konzentrationen des Elements Uran entstanden, deren Abbau den Rohstoff für Kraftwerke und Bomben liefert, die zum Glück nicht in Namibia gebaut werden, sondern 10000 km von uns entfernt.
Dies alles - über die natürliche Hintergrundstrahlung, die an manchen Stellen wie an der Spitzkoppe oder Rössing so hoch ist wie im Schwarzwald, an anderen, z.B. Swakopmund, so gering wie in Köln oder Hamburg - wissen die Geologen und Strahlenschutzexperten hier im Lande seit Jahrzehnten. Bei der Entwicklung der Minen - Rössing, Trekkopje, Langer Heinrich - waren die Experten der UN-Atombehörde IAEA von Anfang an einbezogen und alles lief und läuft nach den international verbindlichen Richtlinien der IAEA-Strahlenschutzkommission. Auch hat Namibia entsprechend diesen Richtlinien eine eigene Strahlenschutz-Gesetzgebung in Gang gebracht, dank der Zusammenarbeit von Bergwerksgesellschaften und Bergbau-Ministerium im Uranium-Institut unter Dr. Wotan Swiegers hervorragender Leitung.
Na dann ist alles in Ordnung, könnten Sie sagen, und in der Tat, so ist es: unbesorgt können wir die Luft einatmen und am Swakop spazieren gehen, und sogar der besorgte Herr Chareyron zeigt bei seinen Vorträgen, dass Spargel und Tomaten von den Farmen im Swakoptal keinerlei erhöhte Strahlung aufweisen; unbesorgt dürfen wir sie mit Genuss verzehren.
Was nicht in Ordnung ist: dass durch willkürlich herausgegriffene, dilettantische Messungen, z.B. direkt an besonders uranhaltigen Felsbrocken oder in einer engen Schlucht unmittelbar unterhalb eines großen Uranvorkommens, der Eindruck erweckt werden soll, die Gesundheit der Menschen in der Erongo-Region sei in Gefahr. Noch weniger in Ordnung finde ich es aber, dass die Leiterin einer von der deutschen Regierung finanzierten Kultureinrichtung, nämlich des Goethe-Zentrums in Windhoek, die von Earthlife und von Herrn Chareyron betriebene einseitige Kampagne landesweit unter Berufung auf Meinungsfreiheit vorantreibt und keinen Versuch macht, etwa die Kenntnisse wissenschaftlich ausgewiesener und seit Jahrzehnten kritisch-professionell mit Nuklearproblemen befasster Experten dieser dilettantischen Polemik entgegenzustellen.
Es gibt viele gute Gründe, die Energieerzeugung in Kernreaktoren abzulehnen: deren Katastrophen-Risiko (Tschernobyl, Fukushima), deren weltweit ungelöstes Problem mit tausenden Tonnen höchst radioaktiver "Abfälle", deren unaufhebbare Nähe zur Atombomben-Herstellung (woher haben denn die neuen Atomwaffenstaaten Indien, Pakistan, Nordkorea ihr Bombenmaterial? Natürlich aus "friedlichen" Atomkraftwerken!). Der nach international geltenden Vorschriften sorgfältig betriebene Abbau von natürlichen Uranvorkommen ist vermutlich noch weniger belastend für die Menschen im weiten Umkreis als Abbau und Verhüttung von Kupfer mit der Arsen- und Bleiverseuchung des Bodens und sicher weit weniger umweltzerstörend als der Phosphat-Abbau am Meeresgrund, der nun entgegen allen Warnungen vor Namibias Küste beginnen soll. Der kontrollierte Uranabbau ist jedenfalls der geringste der Gründe gegen die weitere Nutzung der Kernenergie.
Prof. Dr. Gustav Obermair, Swakopmund
Anm. der Red.: Der Autor ist Physiker und nach eigenen Angaben seit 40 Jahren wissenschaftlich und politisch für den Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie sowie für die Nutzung von erneuerbaren Energien tätig.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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