„Keinen Planeten B“
Windhoeker Schüler streiken für das Klima
Der Boden schmatzt unter den Schritten der Demonstranten. Auf dem saftig grünen Rasen haben sich im Schatten der Bäume kleine Wasserpfützen gebildet. Hier – im Garten des Tintenpalasts – ist das Gras so grün, wie selten sonst in Namibia. Etwa 500 Menschen sind dem Aufruf der Initiative Fridays for Future gefolgt und hinterlassen jetzt ihre Fußabdrücke im gutgewässerten Park des namibischen Parlaments. Vor allem Schüler haben sich an diesem Freitagvormittag versammelt. Auf selbstgemalten Schildern steht „Schützt unser Wasser“ und „Dürre tötet“.
Während in New York der Klimagipfel der Vereinten Nationen stattfand, riefen Klimaaktivisten weltweit eine Woche lang zum Globalen Klimastreik auf: Millionen Menschen gingen für eine konsequentere Umweltpolitik und die Einhaltung der Klimaziele auf die Straße. In Namibia war es der zweite Protestmarsch im Rahmen der Fridays-for-Future-Bewegung. Begleitet von Trommel-Rhythmen zogen die Demonstranten durch die Innenstadt. Lautstark skandierten sie ihre Forderungen. „Was wollen wir?“, brüllt ein Mann in der ersten Reihe. „Klimagerechtigkeit“, antwortet die Menge.
Im Garten des Tintenpalastes überreichten die Schüler der Sekretärin der Nationalversammlung, Lydia Kandetu, eine Petition mit ihren umweltpolitischen Forderungen. In einer Rede prangerte Temwani Bruhns von der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS), den unverantwortlichen Umgang mit natürlichen Ressourcen und die grassierende Umweltverschmutzung in Namibia an. Sie findet: Die Regierung mache zu wenig. „Wenn der Klimawandel ein Virus-Ausbruch wäre, ein Terroranschlag oder ein Krieg, dann hätten wir schon lange reagiert“, glaubt Bruhns, „aber weil der Klimawandel langsam und schleichend vor sich geht, tun wir so, als wäre nichts passiert.“
Während Schüler in anderen Ländern mittlerweile dem Beispiel der schwedischen Klimaaktivistin Gretas Thunberg folgen und einmal wöchentlich der Schule fern bleiben, bleibt Schulstreik in Namibia ein Ausnahmephänomen. Den Klimaaktivisten Deon Shekuza wundert das nicht. Er meint: Protestformen lassen sich nicht eins zu eins auf afrikanische Länder übertragen. Shekuza engagiert sich bei YOUNGO, der offiziellen Jugendbewegung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC). Außerdem vertat er Namibia beim Jugend-Klimagipfel am Rande des UN-Klimagipfels in New York. Er sagt: „Bildung ist in Namibia nicht selbstverständlich.“ In einem Land, das gegen Armut und Kriminalität kämpft, ist es für einen Großteil der Bevölkerung ein Privileg, regelmäßig die Schule besuchen zu können. Schulstreik als Form des Protests – also freiwillig auf diese Errungenschaft zu verzichten – lasse sich damit nur schwer vereinbaren. Außerdem fehle es vielen Schülern an Vorbildern in der Familie. Junge Demonstranten in Europa hätten Eltern, die sie in ihrem Anliegen bestärken. „Gretas Vater ist immer an ihrer Seite.“ Daraus ist auch die Bewegung Parents for Future entstanden. „Die namibischen Kinder sehen zwar die Folgen des Klimawandels. Gleichzeit gibt in den meisten Familien aber niemanden, der mit ihnen die wissenschaftliche Grundlage bespricht oder ihnen hilft, ihre Eindrücke in einen größeren Kontext einzuordnen.“ Hier müssten die Schulen ansetzten. Fridays-for-Future-Demonstranten weltweit setzten ihre schulische Bildung als Druckmittel ein – der Verzicht darauf ist ihre Form von Protest. In Namibia könnte sie der Schlüssel sein, um die Wut und Unzufriedenheit der Schüler mit Fakten und Argumenten zu unterfüttern. Die Jugendlichen hier müssten ihre eigenen Wege finden, sich für das Klima zu engagieren, sagt Shekuza. Greta Thunberg sieht er aber trotzdem als wichtiges Vorbild – auch für Namibias Jugend. „Wir brauchen mehr Leute, die es machen wie Greta: Jugendliche, die für ihre Überzeugungen einstehen, auch wenn sie am Anfang damit vielleicht alleine sind.“
Verglichen mit Industrienationen fällt Namibias CO2-Ausstoß global gesehen nicht sonderlich ins Gewicht; im Jahr 2016 lag der durchschnittliche Prokopfverbrauch in Namibia bei 1,64 Tonnen. Zum Vergleich: In Deutschland emittiert jeder Einwohner im gleichen Zeitraum 8,88 Tonnen des Treibhausgases. Die Ausmaße und Folgen des Klimawandels sind in den Ländern des globalen Südens aber umso deutlicher zu spüren. Sie führen zu einer Verschärfung sozialer Missstände. „Unsere Armut hat Gründe“, sagt Temwani Bruhns. Ihre Einschätzung teilten auch die Veranstalter der Demonstration. Ein fortschreitender Klimawandel bedeute für Afrika Wasserknappheit, eine Erosion des Ackerlandes, Verlust der biologischen Vielfalt, zunehmende Wüstenbildung und eine Verarmung unserer Bevölkerung, heißt es in einer Presseerklärung.
Ein Jahr und einen Monat ist es her, dass die schwedische Schülerin Greta Thunberg freitags nicht zum Unterricht erschien, um stattdessen für das Klima zu demonstrieren. Das Foto der damals 15-Jährigen mit den langen Zöpfen, die allein vor dem schwedischen Reichstagsgebäude saß – in der Hand ein Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik fürs Klima) – ging um die Welt. „Einige Leute sagen, dass ich lieber in der Schule sein sollte. Einige Leute sagen, ich sollte studieren, um Klimawissenschaftler zu werden, damit ich die Klimakrise lösen kann“, verteidigte Thunberg damals ihren Schulstreik. „Die Klimakrise ist aber bereits gelöst. Wir haben bereits alle Fakten und Lösungen. Alles was wir tun müssen ist aufzuwachen und uns zu verändern.“ Schnell wurde sie zur Ikone einer Klima-Bewegung; Millionen Schüler schlossen sich der Fridays-for-Future-Initiative an – erst in Europa, später weltweit.
Während in New York der Klimagipfel der Vereinten Nationen stattfand, riefen Klimaaktivisten weltweit eine Woche lang zum Globalen Klimastreik auf: Millionen Menschen gingen für eine konsequentere Umweltpolitik und die Einhaltung der Klimaziele auf die Straße. In Namibia war es der zweite Protestmarsch im Rahmen der Fridays-for-Future-Bewegung. Begleitet von Trommel-Rhythmen zogen die Demonstranten durch die Innenstadt. Lautstark skandierten sie ihre Forderungen. „Was wollen wir?“, brüllt ein Mann in der ersten Reihe. „Klimagerechtigkeit“, antwortet die Menge.
Im Garten des Tintenpalastes überreichten die Schüler der Sekretärin der Nationalversammlung, Lydia Kandetu, eine Petition mit ihren umweltpolitischen Forderungen. In einer Rede prangerte Temwani Bruhns von der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS), den unverantwortlichen Umgang mit natürlichen Ressourcen und die grassierende Umweltverschmutzung in Namibia an. Sie findet: Die Regierung mache zu wenig. „Wenn der Klimawandel ein Virus-Ausbruch wäre, ein Terroranschlag oder ein Krieg, dann hätten wir schon lange reagiert“, glaubt Bruhns, „aber weil der Klimawandel langsam und schleichend vor sich geht, tun wir so, als wäre nichts passiert.“
Während Schüler in anderen Ländern mittlerweile dem Beispiel der schwedischen Klimaaktivistin Gretas Thunberg folgen und einmal wöchentlich der Schule fern bleiben, bleibt Schulstreik in Namibia ein Ausnahmephänomen. Den Klimaaktivisten Deon Shekuza wundert das nicht. Er meint: Protestformen lassen sich nicht eins zu eins auf afrikanische Länder übertragen. Shekuza engagiert sich bei YOUNGO, der offiziellen Jugendbewegung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC). Außerdem vertat er Namibia beim Jugend-Klimagipfel am Rande des UN-Klimagipfels in New York. Er sagt: „Bildung ist in Namibia nicht selbstverständlich.“ In einem Land, das gegen Armut und Kriminalität kämpft, ist es für einen Großteil der Bevölkerung ein Privileg, regelmäßig die Schule besuchen zu können. Schulstreik als Form des Protests – also freiwillig auf diese Errungenschaft zu verzichten – lasse sich damit nur schwer vereinbaren. Außerdem fehle es vielen Schülern an Vorbildern in der Familie. Junge Demonstranten in Europa hätten Eltern, die sie in ihrem Anliegen bestärken. „Gretas Vater ist immer an ihrer Seite.“ Daraus ist auch die Bewegung Parents for Future entstanden. „Die namibischen Kinder sehen zwar die Folgen des Klimawandels. Gleichzeit gibt in den meisten Familien aber niemanden, der mit ihnen die wissenschaftliche Grundlage bespricht oder ihnen hilft, ihre Eindrücke in einen größeren Kontext einzuordnen.“ Hier müssten die Schulen ansetzten. Fridays-for-Future-Demonstranten weltweit setzten ihre schulische Bildung als Druckmittel ein – der Verzicht darauf ist ihre Form von Protest. In Namibia könnte sie der Schlüssel sein, um die Wut und Unzufriedenheit der Schüler mit Fakten und Argumenten zu unterfüttern. Die Jugendlichen hier müssten ihre eigenen Wege finden, sich für das Klima zu engagieren, sagt Shekuza. Greta Thunberg sieht er aber trotzdem als wichtiges Vorbild – auch für Namibias Jugend. „Wir brauchen mehr Leute, die es machen wie Greta: Jugendliche, die für ihre Überzeugungen einstehen, auch wenn sie am Anfang damit vielleicht alleine sind.“
Verglichen mit Industrienationen fällt Namibias CO2-Ausstoß global gesehen nicht sonderlich ins Gewicht; im Jahr 2016 lag der durchschnittliche Prokopfverbrauch in Namibia bei 1,64 Tonnen. Zum Vergleich: In Deutschland emittiert jeder Einwohner im gleichen Zeitraum 8,88 Tonnen des Treibhausgases. Die Ausmaße und Folgen des Klimawandels sind in den Ländern des globalen Südens aber umso deutlicher zu spüren. Sie führen zu einer Verschärfung sozialer Missstände. „Unsere Armut hat Gründe“, sagt Temwani Bruhns. Ihre Einschätzung teilten auch die Veranstalter der Demonstration. Ein fortschreitender Klimawandel bedeute für Afrika Wasserknappheit, eine Erosion des Ackerlandes, Verlust der biologischen Vielfalt, zunehmende Wüstenbildung und eine Verarmung unserer Bevölkerung, heißt es in einer Presseerklärung.
Ein Jahr und einen Monat ist es her, dass die schwedische Schülerin Greta Thunberg freitags nicht zum Unterricht erschien, um stattdessen für das Klima zu demonstrieren. Das Foto der damals 15-Jährigen mit den langen Zöpfen, die allein vor dem schwedischen Reichstagsgebäude saß – in der Hand ein Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik fürs Klima) – ging um die Welt. „Einige Leute sagen, dass ich lieber in der Schule sein sollte. Einige Leute sagen, ich sollte studieren, um Klimawissenschaftler zu werden, damit ich die Klimakrise lösen kann“, verteidigte Thunberg damals ihren Schulstreik. „Die Klimakrise ist aber bereits gelöst. Wir haben bereits alle Fakten und Lösungen. Alles was wir tun müssen ist aufzuwachen und uns zu verändern.“ Schnell wurde sie zur Ikone einer Klima-Bewegung; Millionen Schüler schlossen sich der Fridays-for-Future-Initiative an – erst in Europa, später weltweit.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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