Käfer? Mustang? Lieber einen Bakkie!
Wolfgang Teubner hat sich der Pflege von historischen Nutzfahrzeugen verschrieben
Von Marcel Nobis, Windhoek
Fahrzeuge sind bei Wolfgang Teubner ein wichtiger Teil seines Lebens. Das wird bereits beim Betreten seiner Farm deutlich: Alte Bakkies von Ford stehen dort als Nutzfahrzeugen für den Alltag bereit, unter einem Baum warten zwei leicht angerostete Land Rover auf ihre Restaurierung und durch ein Fenster neben der Werkstatt lassen sich an einer Zimmerwand dutzende Modellautos erkennen. In einer unscheinbaren Halle auf der Otjompaue-Farm verbirgt sich aber der eigentliche Schatz: Dort stehen alte Klassiker unterschiedlicher Jahrzehnte - allesamt von Teubner in Eigenregie restauriert.
Ein roter Ford F-100 aus den 1950ern glänzt im Sonnenlicht, daneben parkt ein weiterer Bakkie von derselben Marke. Teubner hat seine automobilen Schätze aus der dunklen Halle geholt und auf seiner Farm aufgereiht. Vor allem alte Modelle von Ford und Mercedes dominieren das Bild. Und eine Gemeinsamkeit wird sehr schnell deutlich: Teubner sammelt fast nur Fahrzeuge mit Ladefläche. Ein Ford Mustang oder ein Volkswagen Käfer würden ihm nicht in die Garage kommen. „Das brauche ich überhaupt nicht. Ich bin eher der Nutzfahrzeuge-Typ“, erklärt er.
Das kommt nicht von ungefähr. 1910 hatte seine Großmutter das Landstück der heutigen Farm gekauft, auf der Teubner Mitte des 20. Jahrhunderts aufwuchs. Fahren lernte er damals in den Fahrzeugen von Land Rover, die heute unter einem Baum neben der Werkstatt stehen. Auf der Farm ging - wie in Namibia üblich - über die Jahrzehnte nichts ohne Bakkies.1975 kaufte sich Teubner seinen ersten eigenen - einen 72er Ford F-250. Und dem blieb er treu: Noch heute steht das Auto in seiner Sammlung.
Einfach in ein Loch geschoben
Aber nicht auf jeder Farm wird altgedienten Fahrzeugen eine solche Treue erwiesen, wie Teubner anmerkt: „Ich kenne Farmen, da buddeln die Besitzer einfach ein Loch und schieben dort die alten Autos mit einem Bulldozer rein. Solche Geschichten schmerzen ziemlich.“ Teubner betont, dass es ihm auch wichtig sei, mit seiner Sammlung einen Teil Geschichte zu erhalten. Ein gutes Beispiel dafür ist ein unscheinbarer Traktor hinter seiner Fahrzeughalle. „Das war der Traktor, der damals die Schotterstraße zwischen Swakopmund und Walvis Bay geglättet hat“, erzählt er. Das Fahrzeug ist zwar mittlerweile komplett von Rost befallen und eine Restaurierung auch nicht mehr geplant, doch Teubner möchte es nicht verschrotten lassen.
Über die Jahre haben sich noch viele weitere Autos auf der Farm angesammelt. Einige davon sind - wie der Traktor von der Küste - zwar stark restaurierungsbedürftig, waren dafür aber dann auch geschenkt. „Den Mercedes habe ich von einem Freund bekommen. Bei ihm stand er jahrelang defekt unter einem Baum“, erzählt Teubner über einen großen Lastwagen in seiner Sammlung. Er nahm sich der Herausforderung an und arbeitete das Fahrzeug auf. Für ihn eine der schwierigsten Restaurierungen: „Die Kabine war innen aus Holz, und das war schon etwas mürbe. Ich bin aber kein Holzmensch. Zum Glück hatte ich aber einen befreundeten Tischler, der mir helfen konnte.“
Ansonsten arbeitet Teubner die Autos praktisch komplett selbst auf. Ein Kotflügel muss geschweißt werden - kein Problem. Der Motor muss auseinandergebaut werden - kein Problem. Der Glanz ist bereits vergangen und eine Lackierung ist nötig - kein Problem. Dabei improvisiert er auch gerne mal und fertigt fehlende Teile selbst nach. „Für Ersatzteile muss man viel suchen. Das Internet hat es zwar einfacher gemacht, aber dort findet man auch nicht alles“, erklärt Teubner.
Es kommt meist drauf an, für welche Marke er sucht: Ersatzteilen für seine Ford-Klassiker kann er praktisch aus dem Katalog bestellen, bei Mercedes hingegen ist es problematischer: „Ich brauchte einen Stern für die Front und hatte bei Mercedes angefragt. Die hatten mir dann einen ganzen Kühler für 300 Euro (circa 4900 N$) angeboten. Also wenn ich kein Fan von der Marke wäre, dann…“
Neben den zum Teil hohen Preisen für die Ersatzteile muss Teubner aber auch viel Geduld bei den Restaurierungen mitbringen. Die Suche nach passenden Teilen kann so langwierig sein, sodass seine Projekte auch schon mal einige Wochen ruhen. Und dann gibt es wieder Wochen, an denen er fast nur am Schrauben ist. „Es ist eben eine zeitintensive Leidenschaft“, sagt Ehefrau Claudia Teubner, die sich für den „Spleen“ ihres Mannes ebenfalls begeistert. „Ja, es braucht schon Zeit. Aber wenn es ein Fahrzeug fertig ist, dann ist die Freude natürlich groß“, merkt Wolfgang Teubner an.
„Welchen soll ich nehmen?“
Zu richtigen Ausfahrten - zum Beispiel mit dem Old Wheelers Club in Windhoek - hat das Ehepaar die Autos aber bisher nicht mitgenommen. „Eigentlich würde ich das gerne mal machen, aber dafür fehlte bisher einfach die Zeit“, sagt Teubner und fügt mit einem Lachen an: „Außerdem: Welchen soll ich dann mitnehmen? Die Auswahl ist groß.“ Einmal statteten die Old Wheelers der Otjompaue-Farm 2017 aber zum jährlichen Breakfast Run einen Besuch ab. Dutzende Oldtimer reihten sich damals auf dem Gelände auf und die Automobil-Enthusiasten kamen zum gemeinsamen Frühstück in der Fahrzeughalle von Wolfgang Teubner zusammen.
Bevor er sich zu Ruhe setzen und dann seine bestehende Sammlung genießen will, hat Teubner noch ein wichtiges Restaurierungsziel vor Augen: Die zwei Land Rover aus Kindheitstagen möchte er unter dem Baum hervorholen und wieder fahrbereit machen. „Die beiden Autos haben Geschichte, die haben die Farm mitaufgebaut“, sagt Teubner. Für ihn sind die Autos merklich etwas Besonderes. Danach möchte er aber so langsam aufhören. „Würde man alles restaurieren wollen, müsste man ja 500 Jahre alt werden“, scherzt er. Aber so ganz wird sich Teubner wohl nie vom Arbeiten an alten Autos verabschieden können: „Wenn wieder was Interessantes kommt, kann ich sicher nicht Nein sagen.“
Fahrzeuge sind bei Wolfgang Teubner ein wichtiger Teil seines Lebens. Das wird bereits beim Betreten seiner Farm deutlich: Alte Bakkies von Ford stehen dort als Nutzfahrzeugen für den Alltag bereit, unter einem Baum warten zwei leicht angerostete Land Rover auf ihre Restaurierung und durch ein Fenster neben der Werkstatt lassen sich an einer Zimmerwand dutzende Modellautos erkennen. In einer unscheinbaren Halle auf der Otjompaue-Farm verbirgt sich aber der eigentliche Schatz: Dort stehen alte Klassiker unterschiedlicher Jahrzehnte - allesamt von Teubner in Eigenregie restauriert.
Ein roter Ford F-100 aus den 1950ern glänzt im Sonnenlicht, daneben parkt ein weiterer Bakkie von derselben Marke. Teubner hat seine automobilen Schätze aus der dunklen Halle geholt und auf seiner Farm aufgereiht. Vor allem alte Modelle von Ford und Mercedes dominieren das Bild. Und eine Gemeinsamkeit wird sehr schnell deutlich: Teubner sammelt fast nur Fahrzeuge mit Ladefläche. Ein Ford Mustang oder ein Volkswagen Käfer würden ihm nicht in die Garage kommen. „Das brauche ich überhaupt nicht. Ich bin eher der Nutzfahrzeuge-Typ“, erklärt er.
Das kommt nicht von ungefähr. 1910 hatte seine Großmutter das Landstück der heutigen Farm gekauft, auf der Teubner Mitte des 20. Jahrhunderts aufwuchs. Fahren lernte er damals in den Fahrzeugen von Land Rover, die heute unter einem Baum neben der Werkstatt stehen. Auf der Farm ging - wie in Namibia üblich - über die Jahrzehnte nichts ohne Bakkies.1975 kaufte sich Teubner seinen ersten eigenen - einen 72er Ford F-250. Und dem blieb er treu: Noch heute steht das Auto in seiner Sammlung.
Einfach in ein Loch geschoben
Aber nicht auf jeder Farm wird altgedienten Fahrzeugen eine solche Treue erwiesen, wie Teubner anmerkt: „Ich kenne Farmen, da buddeln die Besitzer einfach ein Loch und schieben dort die alten Autos mit einem Bulldozer rein. Solche Geschichten schmerzen ziemlich.“ Teubner betont, dass es ihm auch wichtig sei, mit seiner Sammlung einen Teil Geschichte zu erhalten. Ein gutes Beispiel dafür ist ein unscheinbarer Traktor hinter seiner Fahrzeughalle. „Das war der Traktor, der damals die Schotterstraße zwischen Swakopmund und Walvis Bay geglättet hat“, erzählt er. Das Fahrzeug ist zwar mittlerweile komplett von Rost befallen und eine Restaurierung auch nicht mehr geplant, doch Teubner möchte es nicht verschrotten lassen.
Über die Jahre haben sich noch viele weitere Autos auf der Farm angesammelt. Einige davon sind - wie der Traktor von der Küste - zwar stark restaurierungsbedürftig, waren dafür aber dann auch geschenkt. „Den Mercedes habe ich von einem Freund bekommen. Bei ihm stand er jahrelang defekt unter einem Baum“, erzählt Teubner über einen großen Lastwagen in seiner Sammlung. Er nahm sich der Herausforderung an und arbeitete das Fahrzeug auf. Für ihn eine der schwierigsten Restaurierungen: „Die Kabine war innen aus Holz, und das war schon etwas mürbe. Ich bin aber kein Holzmensch. Zum Glück hatte ich aber einen befreundeten Tischler, der mir helfen konnte.“
Ansonsten arbeitet Teubner die Autos praktisch komplett selbst auf. Ein Kotflügel muss geschweißt werden - kein Problem. Der Motor muss auseinandergebaut werden - kein Problem. Der Glanz ist bereits vergangen und eine Lackierung ist nötig - kein Problem. Dabei improvisiert er auch gerne mal und fertigt fehlende Teile selbst nach. „Für Ersatzteile muss man viel suchen. Das Internet hat es zwar einfacher gemacht, aber dort findet man auch nicht alles“, erklärt Teubner.
Es kommt meist drauf an, für welche Marke er sucht: Ersatzteilen für seine Ford-Klassiker kann er praktisch aus dem Katalog bestellen, bei Mercedes hingegen ist es problematischer: „Ich brauchte einen Stern für die Front und hatte bei Mercedes angefragt. Die hatten mir dann einen ganzen Kühler für 300 Euro (circa 4900 N$) angeboten. Also wenn ich kein Fan von der Marke wäre, dann…“
Neben den zum Teil hohen Preisen für die Ersatzteile muss Teubner aber auch viel Geduld bei den Restaurierungen mitbringen. Die Suche nach passenden Teilen kann so langwierig sein, sodass seine Projekte auch schon mal einige Wochen ruhen. Und dann gibt es wieder Wochen, an denen er fast nur am Schrauben ist. „Es ist eben eine zeitintensive Leidenschaft“, sagt Ehefrau Claudia Teubner, die sich für den „Spleen“ ihres Mannes ebenfalls begeistert. „Ja, es braucht schon Zeit. Aber wenn es ein Fahrzeug fertig ist, dann ist die Freude natürlich groß“, merkt Wolfgang Teubner an.
„Welchen soll ich nehmen?“
Zu richtigen Ausfahrten - zum Beispiel mit dem Old Wheelers Club in Windhoek - hat das Ehepaar die Autos aber bisher nicht mitgenommen. „Eigentlich würde ich das gerne mal machen, aber dafür fehlte bisher einfach die Zeit“, sagt Teubner und fügt mit einem Lachen an: „Außerdem: Welchen soll ich dann mitnehmen? Die Auswahl ist groß.“ Einmal statteten die Old Wheelers der Otjompaue-Farm 2017 aber zum jährlichen Breakfast Run einen Besuch ab. Dutzende Oldtimer reihten sich damals auf dem Gelände auf und die Automobil-Enthusiasten kamen zum gemeinsamen Frühstück in der Fahrzeughalle von Wolfgang Teubner zusammen.
Bevor er sich zu Ruhe setzen und dann seine bestehende Sammlung genießen will, hat Teubner noch ein wichtiges Restaurierungsziel vor Augen: Die zwei Land Rover aus Kindheitstagen möchte er unter dem Baum hervorholen und wieder fahrbereit machen. „Die beiden Autos haben Geschichte, die haben die Farm mitaufgebaut“, sagt Teubner. Für ihn sind die Autos merklich etwas Besonderes. Danach möchte er aber so langsam aufhören. „Würde man alles restaurieren wollen, müsste man ja 500 Jahre alt werden“, scherzt er. Aber so ganz wird sich Teubner wohl nie vom Arbeiten an alten Autos verabschieden können: „Wenn wieder was Interessantes kommt, kann ich sicher nicht Nein sagen.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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