Loading svg Please wait while we translate the article
  • Startseite
  • Afrika
  • Köhler auf Staatsvisite im Musterland des afrikanischen Kontinents

Köhler auf Staatsvisite im Musterland des afrikanischen Kontinents

Botswanas Hauptstadt Gabarone hat sich für den hohen Gast aus Deutschland herausgeputzt: auf den sauberen Boulevards ist der Mittelstreifen kräftig nachgezogen worden und im Park vor dem Parlamentsgebäude haben Arbeiter die Statue von Staatsgründer Sir Seretse Khama vom Wüstenstaub befreit. Sir Seretse blickt von hier symbolträchtig auf die gegenüberliegende Diamantengesellschaft Debswana, die den Reichtum des südafrikanischen Binnenstaates begründet und sich heute zu jeweils gleichen Teilen in den Händen des berühmten Diamantenkonzern De Beers und des botswanischen Staats befindet. Zu Recht lautet die Losung des Konzerns: "Wir bringen Botswana zum Funkeln". Schließlich haben seine Minen im Jahr 2004 über 31 Millionen Karat aus der roten Erde der Kalahari gekratzt - fast ein Drittel aller weltweit geförderten Diamanten. Damit ist der afrikanische Wüstenstaat von der Größe Frankreichs noch vor Russland der größte Edelsteinproduzent der Welt. Etwa 75% seiner Deviseneinnahmen stammen heute aus dem Diamantengeschäft. Allerdings ist die Abhängigkeit gegenseitig: Denn De Beers macht mit rund 40% den Löwenanteil seines Gewinns in Botswana. Auch unter seinem gegenwärtigen Staatschef Festus Mogae hat Botswana seinen erfolgreichen Kurs beibehalten. Lange Jahre hat sein Wirtschaftswachstum sogar das der südostasiatischen "Tiger"-Staaten übertroffen: In den Siebzigern wuchs die botswanische Wirtschaft im Schnitt um 16 Prozent pro Jahr, in den Achtzigern um elf Prozent und in den neunziger Jahren noch immer um durchschnittlich neun Prozent. Daneben verfügte das Land bis vor kurzem über die pro Kopf der Bevölkerung höchsten Devisenreserven der Welt. Anders als in fast allen anderen Staaten des Kontinents wurde der Geldsegen hier jedoch nicht verschwendet, sondern mit Voraussicht investiert - in Schulen, Krankenhäuser, ein modernes Telefonnetz und sauberes Wasser. Es hat seinen Grund, dass Botswana mit nur 1,6 Millionen Einwohnern als das afrikanische Land mit der geringsten Korruption gilt. Auch steht es als Kreditnehmer bei fast allen Finanzorganisationen in einem guten Ruf. Nicht nur wirtschaftlich sticht das Land in Afrika heraus. Seit seiner Unabhängigkeit vor 40 Jahren wird es freiheitlich regiert. Zusammen mit dem Senegal gilt Botswana heute als die älteste Demokratie des afrikanischen Kontinents. Kein Wunder, dass viele Besucher wie nun auch Bundespräsident Horst Köhler immer wieder seine Vorbildfunktion für den von korrupten Eliten geknebelten Kontinent herausstreichen. Es symbolisiert das andere, bessere Afrika, auf das Köhler während seiner zehntägigen Reise das Augenmerk der deutschen Öffentlichkeit richten will. Ein Grund dieser Stabilität liegt darin, dass Botswana kaum ethnische Spannungen kennt und seit über 30 Jahren die gleiche Partei wählt. Auch musste es, anders als etwa Mosambik oder Angola, nicht um seine Freiheit kämpfen. Als die Briten dem Land im September 1966 die Unabhängigkeit gewährten, bestand Botswana aus wenig mehr als einer Ansiedlung von Kralsiedlungen und 25 Kilometer Teerstraße. Ein Jahr später entdeckten die Prospektoren von De Beers die ersten Diamantenfelder. Der Rest ist heute der Stoff von Mythen. "Wahrscheinlich haben sich die Briten mächtig geärgert", schmunzelt Oduetse Motshidisi, der stellvertretende Chef der botswanischen Zentralbank. Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten: Als größtes Wachstumshindernis hat sich die AIDS-Epidemie entpuppt. Fast 40% aller Menschen zwischen 15 und 49 sind mit dem HI-Virus infiziert, der AIDS verursacht. Nur die nahe gelegenen Zwergstaaten Lesotho und Swasiland haben ähnlich hohe Infektionsraten. Nachdem die Regierung das Problem einige Zeit herunterzuspielen suchte, steht sie heute geschlossen hinter den Aufklärungskampagnen und verfolgt ein exemplarisches AIDS-Programm. Trotz der hohen Kosten wird hier versucht, gemeinsam mit internationalen Pharma-Firmen allen Infizierten Anti-AIDS-Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Alternative wäre ein noch drastischeres Schrumpfen der Wirtschaft, deren Wachstumsrate bereits von neun auf unter fünf Prozent gefallen. Erschwerend kommt hinzu, dass die hochmoderne Bergbaubranche nur relativ wenig Personal beschäftigt. Trotz der soliden Rahmenbedingungen liegt die Arbeitslosigkeit deshalb inoffiziell höher als 40%. Auch der Versuch, Diamantenschleifereien im Land anzusiedeln und durch die Veredelung der Edelsteine neue Jobs zu schaffen, ist weitgehend erfolglos verpufft. Ein Grund ist der starke Wechselkurs des Pula, der die Wettbewerbsfähigkeit des Landes nachhaltig unterhöhlt hat. Den Tourismus, dessen Anteil am Sozialprodukt bei fünf Prozent liegt, hat der starke Pula bislang verschont. Dies überrascht umso mehr als Botswana im Gegensatz zu Südafrika vor allem auf das hochpreisige Luxussegment setzt. Kaum anderswo in Afrika gibt es indes auch einen derartigen Wildreichtum und eine ähnlich urtümliche Landschaft wie im Sumpfland des Okavango-Deltas im Norden von Botswana. Gespeist wird das Delta vom Okavango, der aus dem regenreichen Hochland von Angola kommt, bis er schließlich im Sandmeer der Kalahariwüste versickert. Die größte Gefahr droht dem Delta seit längerem aus dem benachbarten Namibia. Seine Regierung würde den Okavango gerne anzapfen, um die chronische Wasserknappheit im eigenen Land zu lindern. Die zweite Bedrohung sind die Elefanten. Inzwischen bevölkern rund 120 000 Dickhäuter das Land - das sind 60 000 mehr als Botswanas Ökosystem eigentlich tragen kann. Auf den Abschuss hat das Land vor allem aus Sorge vor Protesten im Westen bislang verzichtet. "Wer in Afrika liegt, kann sich weitere Negativschlagzeilen einfach nicht leisten", seufzt der im Umweltministerium für die Schutzgebiete zuständige Staatssekretär Lucas Gakale.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 23° | 38° Rundu: 24° | 35° Eenhana: 23° | 35° Oshakati: 25° | 34° Ruacana: 24° | 35° Tsumeb: 22° | 33° Otjiwarongo: 20° | 32° Omaruru: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Gobabis: 23° | 34° Henties Bay: 15° | 19° Swakopmund: 15° | 16° Walvis Bay: 14° | 23° Rehoboth: 21° | 34° Mariental: 21° | 36° Keetmanshoop: 18° | 36° Aranos: 22° | 36° Lüderitz: 15° | 26° Ariamsvlei: 18° | 36° Oranjemund: 14° | 22° Luanda: 24° | 25° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 34° Mbabane: 18° | 32° Maseru: 15° | 32° Antananarivo: 17° | 29° Lilongwe: 22° | 35° Maputo: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Cape Town: 16° | 23° Durban: 20° | 26° Johannesburg: 18° | 33° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 36° Harare: 20° | 31° #REF! #REF!