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Kinderehen: Wenn Traditionen zu Leid führen

5400 Minderjährige sind in Namibia verheiratet - Ein Film thematisiert dieses Problem
WAZon-Redakteur
„Was ist der Preis für das Glück eines jungen Mädchens?“, schreibt Makena, die Stirn in Falten gelegt. Sie wirkt wütend und verwirrt. Über Jahre lang gepflegte Traditionen stehen auf dem Spiel - und ihre Tochter Kukuri. Ein paar Kühe, Essen und Geld bekommt die Familie für das Mädchen, ein geringer Preis für das Glück des Kindes.

Kukuri ist 15, lebt mit ihrer Familie im Omega-Dorf, geht zur Schule und will eigentlich Anwältin werden. Doch ihre Großmutter hat andere Pläne für ihre Enkelin: sie soll heiraten, Kinder bekommen - die Tradition wahren.

Still ist es am vergangenen Donnerstag im Warehouse Theater. Der Saal ist voll als die Ombetja Yehinga Organisation (OYO) die Premiere ihrer neuesten DVD „Kukuri“ veranstaltet. Es ist ein bedrückendes Thema - es geht um Kinderehen.

5400 Minderjährige sollen davon in Namibia betroffen sein, die Zahl hat das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) am 17. Juni 2015 bekannt gegeben. 1669 Jungen und 3828 Mädchen sind in Namibia Opfer von Kinderehen geworden, nachdem sie in traditionellen Zeremonien verheiratet wurden. Nach Angaben von UNICEF und der damaligen Namibia-Vertreterin Micaela de Sousa bekommen etwa 26% aller namibischen Mädchen ihr erstes Kind vor ihrem 18. Geburtstag. „Kinder in ländlichen Gebieten und aus den ärmsten Familien sind am stärksten von Kinderheirat und Teenagerschwangerschaft bedroht“, sagte de Sousa.

Die Scheinwerfer sind auf Philippe Talavera, den Direktor von OYO, gerichtet. „Zuerst war ich beim Lesen der Statistiken etwas skeptisch“, erklärt er. „Deshalb haben wir einige unserer Mitarbeiter in die Regionen Kavango und Sambesi geschickt, um nach diesen Kindern zu suchen. Zu meiner Überraschung fanden wir sie ziemlich leicht. Einige von ihnen stimmten zu interviewt zu werden und ihre Geschichten mit uns zu teilen.“

Eine Gruppe von Schriftstellern, darunter eines der Mädchen, die vor ihrem 18. Geburtstag fast zur Heirat gezwungen worden war, versammelte sich dann. Sie hörten sich die aufgezeichneten Interviews an und begannen, basierend auf den Zeugnissen, an dem Drehbuch zu arbeiten. „Wir hatten Geschichten aus den Regionen Omusati, Kavango-Ost, Kavango-West und Sambesi“, erklärte Talavera. „Auf einer DVD konnten wir nicht alles ansprechen, also konzentrierten wir uns auf die Kavango Regionen. Einer der Teilnehmer, David Mushavanga, aus der Omega-Gemeinschaft, war sehr motiviert das Projekt in seiner Gegend durchzuführen. Sein Engagement und seine Beharrlichkeit haben sich ausgezahlt und wir sind in diese Richtung gegangen.“

In den letzten Jahren hat die Frage der Kinderehe - die Heirat einer Person unter 18 Jahren - große Besorgnis ausgelöst. Bis vor kurzem leugnete die Regierung Namibias die Existenz, da das Gesetz vorsieht, dass Kinder unter 18 Jahren die Zustimmung der Eltern und des Staates einholen müssen, bevor sie heiraten können. Solche Ehen sind nicht legalisiert, werden nicht gemeldet oder registriert und sind daher schwer nachvollziehbar. Eingriffe und Hilfemaßnahmen sind deswegen nicht möglich.

Um die Geschichte authentisch zu halten, begann OYO mit Mitgliedern der Gemeinde in den Dörfern Omega und Chetto zu arbeiten. „Die Gemeinschaft ist dort sehr gemischt und wir haben es für die Geschichte so belassen, mit Leuten, die Khoe, Mbukushu, Oshiwambo und Afrikaans sprechen. Alle Schauspieler außer George kommen aus den beiden Dörfern. Sie arbeiteten unermüdlich an dieser Produktion“, sagt Talavera.

Nyandee Mbarandongo, OYOs Koordinator für Jugendförderung, verbrachte Wochen im Omega-Dorf und arbeitete mit der Gemeinde zusammen. Dort stieß er auf weitere Fälle, darunter ein 14-jähriges Mädchen, das verheiratet und schwanger war - auf ihrer Geschichte basiert der Film. „Wenn man in Windhoek ist, sieht man nicht, was wirklich in unserem Land passiert“, sagt Mbarandongo. „Die Zusammenarbeit mit der Omega-Gemeinschaft hat uns die Augen geöffnet.“

Der vor Ort gedrehte Film ist in den Sprachen der Regionen mit Untertiteln. Es spielt George Antonio (zu sehen in „Salute!“) und eine lokale Besetzung unter der Leitung von Hanty Kashongo als Kukuri, Nangana Mushavanga, Diyanni Longwani, Renah Xuesom und Mbango Munyima. Produziert und inszeniert wurde es von Philippe Talavera, mit Bernd Curshmann als Kameramann, Kauna Hoabeb als Tontechniker, Nyandee Mbarandongo als Regieassistent und Proberegisseurin und Una Hoebel als Visagistin. Preisträger Haiko Boldt übernahm den Schnitt und Pondi Dikuua produzierte den Soundtrack.

Der Film betrachtet das Thema aus diversen Blickwinkeln, zeigt den inneren Kampf der Mutter, sich gegen die Tradition zu stellen, Kukuris Widerwillen und den Wunsch der Großmutter das Mädchen zu verheiraten. Aber auch Chindo, Kukuris Ehemann, scheint mit der Entscheidung zu kämpfen.

Astrid Probst

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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