Kippt das Jahr, kippt mos vieles mit
„Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr bringen manchen um die Besinnung“, so ungefähr hat´s ein Dichter gesagt, wie´s der deutsche Hörfunk in diesen Tagen breitwillig zitierte. Na klar, zuviel Freizeit verträgt manch Braver im Lande der Bravourösen net nich, weil da stief Gelegenheit is, sich bis jenseits der Besinnung ins geistige Delirium zu versetzen, mit dem Geist aus der Flasche versteht sich. Babbelas kann mos Lebensstil sein. Sowahr nix gegen ein paar Drinks in Ehren, denn der Durst der Jahreszeit will bedient sein. Aber net nich am Steuer, versteht sich. Derweil die Mehrzahl der Braven die Hauptstadt Ovenduka in Richtung Küste und in den Norden verlassen hat, um zu tjillen und derweil die Stadt und wir uns freuen, dass endlich weniger Wasser gemorscht wird, harren ein paar Leut am Zankbrunnen in Windhoek aus. Närrische Stimmung kommt auf, wenn der frisch durchtränkte Boden nach längerer glühender Ausmergelung kerniges Aroma verströmt. Stets mit der bangen Frage in der Hinterhand, ob die Regenzeit denn wirklich einsetze.
Unter den Vor-Ort-Gebliebenen befinden sich auch Schreiberlinge, denn manch Service läuft halt auch in den Feiertagen weiter, wenn andere Zeitungen solange vrotten. Wer jetzt im Inland verharrt, muss nich nur unter der Hitze schwerkriegen, er darf sich sowahr derzeit über wiederholte Regengüsse freuen. In den Tagen vor und nach Weihnachten haben wir hoffnungsvoll dem Regenpfeifer-Kuckuck gelauscht, der im Klein Windhoek-Tal von sich hat hören lassen, immer wieder und viele Tage vergeblich. Mancher hat schon am legendären Regengespür des Piepols gezweifelt, weil sein Pfiff selbst unter verhangenem Himmel Tage lang zu keinem nennenswerten Tropfen geführt hat.
Und dann das Aufatmen, dass das gefiederte Viech am Ende toch Recht gehabt hat. Regen und Piepols scheren sich nich um den Kalender, den der Mensch christlich geprägter Zeiteinteilung so hoch einstuft. Aber selbst Weihnachten fällgt unterschiedlich am 24. oder am 25. Dezember oder mit den Heiligen drei Königen am 6. Januar, wenn in etlichen Häusern der Weihnachtsbaum rausgeschmissen wird. Abschmücken gehört nich wie das Schmücken zur beliebten Beschäftigung. Aber das is ´n anderes Thema.
Jeder braucht ein Neujahr
Beim 1. Januar handelt es sich um einen Konsens des Abendlandes, das dieses Datum als Jahresbeginn von den Römern des Jahres 153 v. Chr. - nich A.D.! - übernommen hat. Andere Kulturen und Konfessionen verteilen ihr Neujahr so ziemlich über das ganze Jahr. Aber durch den internationalen Handel und die Vernetzung der Welt, müssen sich diese Kulturen der tonangebenden Zeiteinteilung unterordnen, so dass Flugverbindung, Abrechnung und Handel einvernehmlich klappen. Ganz egal, ob sich ein Land an den Konsens des 1. Januar hält oder nich, jeder Flecken sucht im Jahreszyklus einen deutlichen Abschnitt und Neueinstieg, weil wir ein formloses Kontinuum kaum oder nich ertragen könnten.
Über die rein kalendarische Zeiteinteilung hinaus setzen die schwankenden Jahreszeiten noch ganz andere Akzente, die sich net nich manipulieren lassen. Den launischen Klimarhythmus der Breiten kann der Mensch leidlich überschauen und einteilen. Und die kosmische Zeit, die aus dem nächtlichen namibischen Sternhimmel hereinbricht, und die unser Verständnis übersteigt, überlassen wir am besten den Astrophysikern, und prosten uns über Silvester zu Neujahr zu. Na denn Prosit!
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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